Besuchszeit

Essen
A. teilt Essen mit Koranschülern

Keine Sitzung, keine festen Termine am Samstag! Einfach Zeit für Begegnungen. Am Morgen um 8 beginnt der Männer-Gebetskreis – ja, in Mali gibt es das nicht nur für Frauen!! 10 Männer im eher fortgeschrittenen Alter treffen sich in der Kirche um über einen Bibeltext zu diskutieren und dann zusammen zu beten. Heute geht es um den Sinn und Unsinn von verschiedenen Kirchen und Denominationen. Heftig wird diskutiert. Hier unter sich hat man den Eindruck, dass alle malische Höflichkeit beiseitegelegt werden kann. Man fällt sich ins Wort, widerspricht in aller Deutlichkeit – das ist in Mali sonst eher selten der Fall.

Dann besuchen wir unsere ehemaligen Nachbarn, mit denen wir vor fast 20 Jahren ein Jahr lang Hof an Hof gewohnt haben. Die Kinder, die Karsten damals in schwerer Krankheitssituation behandelt hat, sind mittlerweile einen Kopf größer als wir. Wir tauschen Erinnerungen aus und sprechen über die aktuelle Situation. Solche „zweckfreien“ Beziehungen tun einfach gut.

Wenig später sitzen wir dann bei M&M zum Mittagessen. Es ist der Leiter der AIDS-Arbeit und persönlich ist uns der Austausch mit den beiden wertvoll, weil man auch Themen ansprechen kann, die oft nicht so offen angesprochen werden. So unterhalten wir uns lange über Erziehung von älter werdenden Kindern…

Godi S
Gottesdienst in S.
Chor
Chorgesang

Sonntag: Wir fahren in das 70 km entfernte S.. Bei unserem letzten Besuch hatte A. uns gebeten doch auch mal einen Gottesdienst mit ihnen zu feiern. Dem kommen wir gerne nach und sitzen bei der kleinen Gruppe, die Woche für Woche in diesem stark islamischen Dorf Gottesdienst feiert. Gerad in der aktuell so kritischen Situation empfinden es die Christen dort als große Ermutigung, dass „Geschwister“ aus Deutschland sie besuchen kommen. Beim anschließenden Gespräch erzählt uns A. davon, wie schwer das letzte Jahr für ihn war. Zunächst entzündete sich seine Hand so schwer, dass man ihn operieren musste, weil alles vereitert war. Dann fiel er so ungünstig, dass sich sein Hüftgelenk auskugelte. So an seinen Stuhl gebunden wurde er dann Zeuge, wie seine ca. zehnjährige Tochter in den Brunnen im Hof stürzte. Als er erzählt, spüren wir, wie es für ihn gewesen sein muss, als Vater alles zu sehen aber durch seine Krankheiten nicht helfen zu können.  Viele Meter tief stürzte seine Tochter, verletzte sich aber nicht und konnte sich über Wasser halten. Als sie dann endlich mit einem Seil aus dem Brunnen gezogen werden konnte, waren, so berichten beide Eltern, ihre erste Worte: „Gott muss mich wirklich liebhaben, dass ich mich nicht einmal verletzt habe!“ Noch viel erzählt A., dann schließt er seinen Bericht: „Es ist verrückt, aber bei allen Problemen, die wir im letzten Jahr hatten, ist mein Vertrauen zu Gott gewachsen.“

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