„Schatz, ich bin mal eben kurz beim Bäcker…“

Nun ein paar hundert Meter von unserer Wohnung entfernt ist die Bäckerei. Kaum bin ich um die erste Ecke gegangen, komme ich an der Bananenverkäuferin vorbei: Wo denn meine Frau heute sei, ist die nicht mitgekommen? Doch, sie sei zu Hause. Na, dann ist ja alles gut – die „Bananenfrau“ ist zufrieden. Keine 30 Meter weiter ist eine Gruppe von Koranschülern – Kinder, die bettelnd mit einem kleinen Eimer bewaffnet durch die Gegend ziehen. Sie wissen mittlerweile alle, dass ich ihre Sprache, das Peulh, spreche und grüßen mich. Ich frage, wo sie herkommen, wo ihre Eltern denn sind und ob sie hier den Koran lernen. Wir plaudern ein wenig und ich komme beim Bäcker an, grüße kurz den Peuhl, der Äpfel am Straßenrand verkauft und bestelle ein Brot. Der Bäcker, ein Bambara, reagiert sofort, als er hört, dass ich Peulh gesprochen haben: ob ich eigentlich nicht wisse, dass die Peulh die Sklaven der Bambara sind. Und lachend entwickelt sich eine lebhafte Diskussion darüber, ob denn die Bamabara den Peulh oder die Peulh den Bambara überlegen sind. Mein Apfelverkäufer steht mir natürlich zur Seite und so vergehen ein paar Minuten fröhlichen Rumalberns, bis ich mein Brot mitnehmen. Nicht weit entfernt sitzt der Schuster, der vor ein paar Monaten meine Tasche repariert hat. Ich bedanke mich kurz, dass die Arbeit gut war und der Reißverschluss immer noch hält. Da sind wieder ein paar andere Koranschüler und auch wir tauschen ein paar Grußformeln aus. Nicht mehr weit von zu Hause ruft mir ein Mann zu: „Hallo Coulibaly (hier ein häufiger Nachname), wie geht’s?“ Ich gebe zurück, dass ich kein Coulibaly sei, sondern ein Sidibé – eindeutig am Namen als Peulh zu erkennen. Darauf sein Nebenmann: er sei auch Peulh, ein Diallo. Ich spreche ihn auf Peulh an und er kann nicht erwidern – spricht die Sprache seiner Ethnie nicht. Na klar, das ist ein gefundenes Fressen: ich beschuldige ihn, ein falscher Peulh zu sein, sein Freund gibt mir recht, er natürlich nicht. Wir nehmen uns gegenseitig auf die Schippe, bis ich dann weitergehe und völlig ohne Zwischenstation die letzten 50 Meter nach Hause schaffe.

Wäre der Weg zum Bäcker länger, könnte man unterwegs leicht verhungern – aber eben nur physisch – nicht jedoch sozial.

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