FATMES

Da sitzen 11 Studenten im Klassenraum. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen evangelischen Kirchen. Sie gehören zu verschiedenen Ethnien: Dogon, Bobos, sogar ein Peulh ist dabei – unter ihnen gibt es kaum Christen. Männer natürlich – aber auch 2 Frauen studieren hier. Es ist 18:30, die Sonne ist untergegangen. 2 Ventilatoren rühren die immer noch heiße Luft um. Im Hintergrund (manchmal auch im Vordergrund) bearbeitet ein Handwerker mit einer Flex ein Stück Eisen. Dann ruft ein Muezzin zum Gebet. Geräusche und Lärm überall, aber Fenster schließen kommt bei der Wärme nicht in Frage. Und hier sitzen interessierte Christen; alle haben im Laufe des Tages schon viel gearbeitet: manche sind Pastoren und bilden sich jetzt, nach einem Arbeitstag in ihrer Kirche, in Theologie und Missiologie weiter. Andere haben einen „ganz normalen“ Beruf und wollen mehr wissen, um in ihren Kirchen effektiver mitarbeiten zu können. Einer der Studenten muss zwischendurch mal raus seine kleine Tochter abholen, die jetzt auf seinem Schoß sitzt, während er weiter lernt… Im Kurs geht es um Missionsgeschichte in Afrika und zunächst um die Frage, warum die frühe Kirche zwar die Verfolgung durch die verschiedenen römischen Kaiser durchstehen, in Nordafrika aber nicht dem Islam standhalten konnte. Später entwickelt sich eine lebhafte Diskussion über Kolonialismus, Sklaverei und wie das Evangelium nach Afrika südlich der Sahara gekommen ist. Alfred ist einer der Dozenten und kommt zweimal im Jahr hierhin nach Bamako, um im Block die Kurse zu geben. Zahlreiche andere Lehrer, vorwiegende aus Mali, unterrichten hier – bis auf den Dekan niemand hauptberuflich und jeder mit seinem Spezialgebiet.

So etwas wie die FATMES gibt es im frankophonen Bereich nicht mehr in West-Afrika. In der Regel sind die theologischen Ausbildungsstätten von einer einzelnen Denomination geleitet und sie lassen – mal mehr mal weniger – andere Studenten zu. Die FATMES ist eine theologische Schule, die von einem Zusammenschluss ganz verschiedener evangelischer Kirchen getragen wird. Was für ein Reichtum und wie viel hilfreicher, die spärlichen Mittel für eine breite Basis der Christen einzusetzen und nicht jeden sein Süppchen kochen zu lassen.

Mittlerweile hat die FATMES ein großes ansehnliches Gebäude im Zentrum der Hauptstadt. Der Traum ist, dass irgendwann auch aus den französischsprachigen Nachbarländern Studenten hier zum Studium hinkommen und damit den Reichtum des Austauschs noch vergrößern.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert