Am Karfreitag keine Treffen, keine Besprechungen. Ich heuere eines der gelben Taxis an und lasse mich zum Nationalpark fahren: immer wieder eine wohltuende Abwechslung bei all dem Staub und der Trockenheit in diese Oase des Grüns zu fahren. Ich höre die Matthäuspassion in einer modernen Fassung. Keine Ahnung, ob dieser Park vorher schon mal mit J.S. Bach in Kontakt gekommen ist. Ich genieße die Ruhe, das Vogelgezwitscher, die Natur, die Musik, das Gespräch mit Gott.
Eine Gruppe von Vorschülern – alle mit grünen T-Shirts ausgerüstet – kommt an meiner Parkbank vorbei. Die ersten entdecken mich und rufen, wie sie das immer tun, „Toubabou“ – die hier gängige Bezeichnung für alle hellhäutigen Ausländer. Die Vorschullehrerin aber korrigiert sie schnell: „Wie heißt das richtig?“ 2 oder 3 versuchen es nochmal mit Toubabou – vielleicht war die Aussprache nicht richtig, aber als Madame insistiert, kommt dann aus aller Munde: „Bonjour Monsieur!“. Na also, denke ich, klingt schon netter. Aber Madame ist nicht zufrieden: „Wie heißt das richtig? Was sagt man?“ … ratlose Kindergesichter. Sie wieder: „Le blanc!“ (der Weiße), und die Kinder wiederholen im Chor: „Le blanc“, Sie wieder: „Le blanc“, die Kinder im Chor „Le blanc!“ und so geht das noch 3,4 x hin und her. Madame lächelt zufrieden – die heutige Französischlektion mit Anschauungsmaterial war offensichtlich erfolgreich.
… bis ich sie höflich frage, ob ich sie jetzt auch „La noire“ (die Schwarze) nennen darf. „Nein, nein…“, sagt sie und wirkt dann etwas verunsichert. Derweil traut sich eines der Kinder mit seinem Finger meinen Fuß zu berühren: die Farbe scheint echt zu sein! Madame versucht sich wieder zu fangen, na ja, es ginge ja nur um die Farbe, beteuert sie und wir verabschieden uns freundlich. Aber ging es wirklich nur um die Farbe?