Ostern 23

Als wir vor vielen Jahren noch dauerhaft in Mali lebten, fuhren wir am Ostermorgen für gewöhnlich in eine hügelige Gegend nicht weit von unserem Zuhause und erinnerten uns beim Sonnenaufgang an die Auferstehung Jesu. Heute trafen wir uns, Gerlind in Leipzig und ich auf dem Dach unserer Zentrale in Bamako per Facetime, um auch auf die Distanz beim malischen Sonnenaufgang um 6:24 h das Osterfest zu beginnen. Allerdings weckte mich der Muezzin schon mindestens eine Stunde früher, schließlich frühstücken die Muslime im Ramadan ja nach dem Morgengebt und noch vor dem Sonnenaufgang.

2,5 Stunden später fand ich mich dann zum Gottesdienst in Quinzambougou ein (macht nichts, wenn ihr jetzt nicht spontan wisst, wie man das ausspricht 😊). Schon bei der Begrüßung stöhnen etliche Malier – auch ihnen ist heiß. Zwar erreichen die Temperaturen gerade noch nicht die 40°C, aber der Himmel ist bedeckt und das Klima drückend – man schwitzt, ohne sich auch nur ein bisschen bewegt zu haben. Dann aber geht das Programm los und da ist von Müdigkeit nichts mehr zu spüren: Die Stimmung ist fröhlich, es wird viel gesungen und dabei getanzt, gebetet, auswendig gelernte Bibelverse aufgesagt. Nicht wie vermutet vier, sondern gleich fünf Chöre geben ihr Bestes, um Gott zu loben und ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Die Ventilatoren haben mehr psychologische Wirkung, denn die warme Luft wird nur ein bisschen rumgerührt. Auch ist die Kirche viel zu klein für alle Besucher. Draußen wurde ein Zelt aufgebaut und auch unter Bäumen und überall sonst, wo man Schatten findet, sitzen die Gottesdienstbesucher. Eigentlich hatte sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen angemeldet, um einen Teil des Gottesdienstes zu filmen und dann auszustrahlen, nur es tauchte niemand auf – aber scheinbar sind solche Fehlankündigungen nicht selten, so dass das hier niemanden groß verwundert. Nach fast zwei Stunden beginnt die Predigt und trotz der Hitze und des langen Programms sehe ich niemanden, der eindöst…

Nach 160 Minuten wird dann der Abschlusssegen gesprochen. Die Luft ist voller Schweißgeruch – da hilft auch kein noch so starkes Deo. Jetzt sind alle erschöpft… denke ich… aber dann spielt die Band eines der beliebtesten Osterlieder und während die einen den Weg nach draußen finden, entwickeln die jungen Leute (und nicht nur die!) eine Energie, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte: als wären sie gerade erst warmgelaufen, feiern sie den Sieg Jesu über den Tod mit Tanzen, Singen, Klatschen, Jubeln, Springen… (Und wer das ein bisschen nachempfinden will, der findet hier ein Video – aber dann bitte nicht auf dem Smartphone schauen, sondern am besten mit Kopfhörern – auch wenn es völlig übersteuert ist – und größerem Bildschirm).

…und bisher ging ich immer davon aus, dass die deutsche Tradition mit dem Eierverstecken in Mali gänzlich unbekannt ist, aber da belehrte mich die Taube vor meinem Fenster jetzt eines Besseren! Nur das Färben wurde noch nicht ins Programm aufgenommen…

 

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