Heimatliche Fremde

Da bin ich mal wieder, angekommen in Malis Hauptstadt, mitten in der Nacht mit dem Flieger aus Istanbul, alles sieht aus wie immer: die autovollen Straßen, der Dunst des Harmattans, der über der Stadt liegt, die Menschen, die freundlich grüßen, ob sie einen kennen oder nicht, die knackige Wärme…

Der erste Tag liegt nun schon hinter mir: Ein Gottesdienstbesuch in Moribabougou – trotz nur 4 Stunden Schlaf halte ich die 2,5 Stunden erstaunlich gut durch (da ich als Gast mit dem Gesicht zur Gemeinde sitze, kann ich mir ein heimliches Schläfchen auch nicht erlauben 😉). Dann das Plaudern im Gemeindehof, während wir auf das Essen warten: in Öl gebratener Reis mit Fisch und Gemüse mit den Händen zu essen und danach ein Glas malischen Tee: ja, ich bin wieder angekommen: Das sind die kleinen Dinge, die die Seele nachkommen lassen, wo der Körper schon seit heute Nacht ist. Ich frage Jonathan, den Sohn des Pastors, wie sein Aufenthalt in Italien war. Er ist Musiker und vor einem Jahr erzählte er mir, dass er ein Stipendium für weitere Studien in Italien bekam. Leider war es so schwierig ein Visum zu bekommen, dass er erst lange in den Senegal musste (in Mali wäre es gar nicht gegangen) und dann nicht mal für einen Monat in Italien war – zu kurz für wirklich intensive Studien, aber die Italiener haben halt erst mal schauen wollen, ob er nicht die Gelegenheit nutzt, um ganz dort zu bleiben. Immerhin, er will es noch mal versuchen.

Dann gönne ich mir aber doch ein kleines Mittagschläfchen und drehe noch eine Runde, um Pastor Enoc zu begrüßen, aber weder er noch seine Frau sind da: Sonntag ist im Pastorenhaushalt immer viel los und die Wahrscheinlichkeit klein sie anzutreffen. Noch ein paar Anrufe, ein bisschen das Gepäck auspacken und schon ist der Tag rum. Für 3 Wochen zurück in Mali, zurück in Bamako, zurück in das Land, das vor vielen Jahren einmal unsere Heimat war.

 

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