Straßeneltern

Paco ist Schreiner, aber sein eigentlicher Beruf ist es, Kindern, die in Bamako auf der Straße leben, ein Zuhause zu geben. Er kommt aus Burkina Faso, so wie auch seine junge Frau. Beide waren – wie alle „Hauseltern“ bei ihrer Organisation „REMAR“ – selbst Straßenkinder, haben dann Menschen gefunden, die sie wertgeschätzt und die ihnen Jesu Liebe vorgelebt haben und sind dabeigeblieben um selbst Kinder ohne Heim aufzunehmen. Den Bock zum Gärtner gemacht? Ganz im Gegenteil! Heute besuche ich zwei der „Großfamilien“ von REMAR und da sitzen mir Ex-Drogensüchtige, Prostituierte, Diebe u.s.w. gegenüber, die mit ganzen Herzen und ganzem Einsatz das weitergeben wollen, was sie selbst empfangen haben. Kein Gehalt – sie bekommen Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf und was man sonst noch zum Leben braucht, aber sie verdienen nichts. Sozialversicherung? Wer nichts verdient ist auch nicht versichert! Alles Geld, was durch irgendwelche Arbeiten verdient wird, geben sie ab für die Arbeit. Und sie sind eine große Familie – das ist kein Heim für Ausgestoßene, sondern die Straßenkinder gehören mit dazu genauso wie die eigenen Kinder. Und auch hier, wie wohl überall, wo Menschen mit diesen Kindern arbeiten, braucht man einen langen Atem und die Fähigkeit viele Rückschläge verdauen zu können: der Sog der Straße bleibt und viele Kinder hauen wieder ab, wählen das demütigende Leben mit Drogen, Freiern und Kleindiebstählen statt die Wärme einer Familie. Aber, wie gesagt, Paco ist Schreiner. „Wenn die jungen Leute nichts zu tun haben, keine Perspektive bekommen, dann landen sie früher oder später alle wieder auf der Straße.“ Deshalb bringt er ihnen sein Handwerk bei. Mit ausgesprochen einfachen Mitteln und Abfallholz schreinern sie Möbelstücke, die zwar nicht viel einbringen, aber ihnen Fähigkeiten beibringen, mit denen sie sich später selbst versorgen können. Ich darf zuschauen, wie Paco mit 2 seiner Jungs einen Fernsehtisch zusammenzimmert. Als er zur Säge greift, wird mir klar, wie einfach seine Werkzeuge sind: sie knabbert sich mehr durchs Holz als dass sie schneidet. Ich stelle ihm ein paar Fragen zu seinem Leben, seiner Arbeit und darf Fotos machen, während seine Frau im Hof ihre Tochter einseift und Enten gemütlich ein Schlammbad nehmen – typisches malisches Hofleben. Wovon Paco träumt? Eine richtige Lehrwerkstatt, wo sie Holz lagern und Möbel so bauen können, dass die Kids lernen mit richtigen Werkzeugen umzugehen und sehen, dass es etwas einbringt.

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