Sinneswandel

Gottesdienst in einem kleinen Nest nicht weit weg von Bamako. Eine voll besetzte kleine Kirche, gute, lockere Stimmung; danach gemütliches Beisammensein unter einem Mangobaum. Das Grundstück, auf dem wir uns niedergelassen haben, gehört weder der Kirche noch einem Gemeindemitglied aber dort ist Schatten. Irgendwann gesellt sich der Eigentümer zu uns, flachst fröhlich mit uns rum und wir unterhalten uns in einer bunten Mischung aus Französisch, Bambara und Peulh. Später steht er auf, sagt er würde eben in die Moschee zum beten gehen, sei aber in einer viertel Stunde wieder da. Einige Zeit darauf ist er zurück, hat sich einen bequemen Stuhl geholt, plaudert ungezwungen mit uns und schmeißt irgendwann eine Runde geröstete Erdnüsse. … entspannte Atmosphäre und freundschaftliches Nebeneinander von Muslimen und Christen. Das war nicht immer so:

Als vor über 15 Jahren zum ersten Mal mit einem Team von Christen aus Bamako hier öffentlich von Jesus erzählt wurde, bekehrten sich zwei Dorfbewohner zu Ihm. Einer ist heute noch Gemeindemitglied (der andere verstorben) und seine Geschichte wird mir am Abend erzählt: Nach seiner Hinwendung zu Jesus fing als erstes seine Frau an, sie wolle nicht mehr mit ihm zusammenleben, dann auch seine Familie. Scheidung stand im Raum. Die Christen aus Bamako besuchten ihn weiter und ermutigten ihn, sich nicht von seinem Weg abbringen zu lassen. Dann „engagierte“ seine eigene Familie einen Marabut aus der Umgebung, der ihn eine ganze Nacht lang zusammen mit den anderen aus dem Dorf verfluchte. Am nächsten Morgen wurde er dann von seinen Nachbarn gefragt, was er denn nun dazu sagen würde: „Nun, Ihr habt mich die ganze Nacht verflucht, aber wenn Gott mich nicht verflucht, dann geht das in Ordnung. Ihr wendet euch von mir ab – ich werde mich nicht von euch abwenden. Ihr bleibt meine Familie, ihr bleibt mein Dorf!“ Die Situation mit seiner Frau spitzte sich weiter zu. Mittlerweile aß er nichts mehr, was sie gekocht hatte, weil er Angst hatte vergiftet zu werden. Ein Pastor aus Bamako suchte das Gespräch mit den beiden: „Was hast du denn an deinem Mann auszusetzen?“, fragte er die Ehefrau, „sag mir, was er dir getan hat, seitdem er Christ geworden ist und dann lass uns schauen, ob es das ist, was wir ihm über’s Christsein gesagt haben.“ Jetzt kam sie ins Schwimmen, kramte ein paar alte Geschichten hervor, musste dann aber zugeben, dass sie lange vor seinem Christ-werden geschehen waren. Und nun war der Mann an der Reihe: „Du weißt, dass ich dich oft geschlagen habe“, sagte er vor den Ohren des Pastors, „ab heute werde ich dich nie wieder schlagen, das verspreche ich Dir. Und bisher habe ich alles, was ich verdient habe, vor dir geheim gehalten und dir kaum etwas abgegeben. Auch das soll sich ändern: ab jetzt zeige ich dir alles, was bei mir reinkommt und gebe dir, was du brauchst. Der Pastor ist Zeuge für das, was ich dir heute versprecht!“ Das war ein starker Anfang. Die Wogen in der Ehe glätteten sich, denn ein solcher Wandel (der dann auch tatsächlich stattfand) ist in einem kleinen malischen Dorf fast unvorstellbar. Aber die sonstige Familie und das Dorf ließen sich nicht überzeugen. Der Pastor bekam „Hausverbot“, man wollte ihn im Dorf nicht mehr sehen. Trotzdem, langsam aber sicher siegte die Liebe, die Jesus in das Herz dieses Mannes gepflanzt hatte, über die Starrköpfigkeit seiner Familie. Es dauerte lange, aber zu seiner großen Überraschung tauchte plötzlich ein Familienangehöriger beim Pastor auf und entschuldigte sich bei ihm. Es täte ihnen sehr leid, wie sie mit ihm und ihrem Bruder umgegangen sind. Und das, was sie jetzt an ihm sähen, wären lauter gute Veränderungen. Und damit er auch wirklich sehen könne, dass es ihnen ernst ist, schenkten sie dem Pastor ein über 1.000 m² großes Grundstück in ihrem Dorf.

Diese Geschichte habe ich im Dorf nun sehr oberflächlich erzählt bekommen, aber als ich wenige Stunden später den besagten Pastor besuche, erzählt er mir das alles. Die Gemeinde ist mittlerweile im Dorf akzeptiert und ein junger Pastor dort hingezogen; die Ehefrau nicht Christin, aber sie ist ihrem Mann wohl gesonnen, verteidigt ihn, wenn jemand gegen ihn ist, und bei Festen kocht sie zusammen mit der Frau des jungen Pastors und tanzt die ganze Nacht mit den Christen…

P.S.: die Bilder stammen aus nachvollziehbaren Gründen aus einem anderen Dorf

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