Ein paar Sack Getreide

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen: Ende letzten Jahres kamen wir einer Bitte unserer Mitarbeiter in Bamako nach: Wir hatten aufgeräumt und ein Lagerraum wurde frei. Da kam bei ihnen der Gedanke eines Getreidedepots auf. Mit einem Kredit kauften N. und E. Reis und Hirse en gros ein und lagerten es hier ein. Kurz nach der Ernte sind die Preise noch erträglich, aber schon ab Januar steigen sie langsam aber sicher an und am Ende der Regenzeit zahlt man für dieselbe Menge die Hälfte mehr. Also wurde der Jahresbedarf der 6 Familien berechnet, eingekauft und die Säcke eingelagert. Alle erklärten sich bereit, dass das Geld scheibchenweise von ihrem Gehalt einbehalten wurde und so keiner in die Versuchung kam den Kredit nicht regelmäßig zurückzuzahlen. Heute nahm E. den letzten Sack Reis mit nach Hause – kurz vor der neuen Ernte.

Ob sich das denn gelohnt habe, fragen wir. Und ob: die Ersparnis von bis zu 50% ist nur ein Aspekt. „Weißt Du,“ erklärt mir N., „manchmal bekommst Du Dein Gehalt und schon am nächsten Tag ist fast nichts mehr davon übrig. In der Großfamilie ist der Bedarf so groß. Wenn die Leute wissen, dass Du ein Gehalt bekommst, dann wirst Du ständig um Geld gebeten.“ Da ist die Cousine aus dem Dorf, die krank wird und plötzlich zur Behandlung in die Hauptstadt muss, dann der Pastor, der sich meldet, weil er nichts mehr zu Essen hat; oder eine Hochzeit, wo so viele Besucher kommen, die alle mit beköstigt werden müssen… Und wer zumindest etwas Geld hat, kann da nur sehr schwer „nein“ sagen. „Wenn Du dann wenigstens immer Reis oder Hirse hast, die Du mit nach Hause bringst, dann ist das eine riesige Erleichterung – von dem Getreidelager weiß ja keiner und so müssen wir damit nicht unseren sozialen Verpflichtungen nachkommen und haben das ganze Jahr wenigstens unser Grundnahrungsmittel.“

Kein großes Ding, keine enormen Kosten; ein kleiner Rahmen und so wirklich langfristig hilfreich. Jedenfalls ist das Geld fast komplett wieder in der Kasse und N. und E. erkundigen sich schon wieder, wo es das beste und günstigste Getreide gibt.

 

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