Jeden Donnerstagvormittag treffen sich die Pastoren aus dem Raum Bamako, um miteinander zu beten. Und wo ich gerade da bin, darf ich gerne dabei sein. Auf meine Frage, wann es denn anfängt, geht ein Grinsen über Pastor D. Gesicht: „Na ja, eigentlich um 9:00, aber die Leute kommen da nicht so pünktlich. Wenn Du um 10:00 da bist, reicht das auf jeden Fall.“ Versteht sich – manche müssen um die 40 km fahren, um sich zu treffen.
Pünktlich um 10 bin ich da und finde erst einmal 3 Pastoren vor. Wir begrüßen alle im Hof und plaudern dann miteinander. Plaudern? Eigentlich nicht, denn schnell sind wir in einer heißen Diskussion über politische Ereignisse: Trump hat die Wahl gewonnen – wie es denn kommt, dass wir in Europa uns scheinbar gar nicht darüber freuen? Und so reden wir über dieselben Dinge, die auch in Amerika heiß diskutiert wurden. Hatten die Amerikaner letztlich nur die Wahl zwischen zwei Übeln? Können die Christen jemanden, der so ziemlich jeden biblischen Maßstab von gottesfürchtigem Leben in den Wind schlägt, nur deshalb als von Gott gesandt sehen, weil er Abtreibung nicht befürwortet? Und weiter geht es mit dem Ukrainekrieg: meine Gesprächspartner können nicht verstehen, warum wir die Ukraine unterstützen, und wir reden über Desinformation und Manipulation. Wieder einmal wird mir bewusst, wie unterschiedlich unsere Wahrnehmung derselben Situationen sein kann und es ist lehrreich zu versuchen, die andere Seite zu verstehen.
Nach und nach trudeln dann die anderen ein, sodass wir letztlich zu zehnt sind. Um mehr Ruhe zu haben, ziehen wir vom Hof ins Kirchengebäude um. Gemeinsam reden wir über einen Bibeltext, beten dann für Mali, seine Regierung, den sozialen Frieden und anschließend für die verschiedenen Anliegen aus den Ortsgemeinden.
Und dann ist es schon nach 12. Die Frauen im Hof sind schon länger dabei ein Mittagessen vorzubereiten und so sitzen wir noch zusammen und diesmal plaudern wir wirklich: darüber, wie sie von Polizisten angehalten wurden, weil sie nicht angeschnallt waren und nochmal davon gekommen sind – oder wie sie mit irgendwelchen Tüchern oder Gürteln improvisiert haben, damit nicht auffiel, dass das Auto gar keine Gurte hat. Zwischendurch kommt Pastor A. mit einer großen blauen Plastiktüte an und holt diverse Dinge heraus, die er an seine Kollegen verkaufen möchte: ein paar Teegläser, Gürtel, ein Handyladegerät, ein paar Schuhe, Zahnbürsten, eine Powerbank… Ich fühle mich an die Hausierer von vor 50 Jahren erinnert. „Das mache ich schon seit meiner Kindheit – so verdiene ich ein paar Francs hier, ein paar Francs da“ und mit charmantem Humor wird er so einiges an seine Kollegen los.
… ein vielfältiges Treffen und für mich die Gelegenheit die meisten der Bamako-Pastoren einmal zu treffen.