Das geht auf (k)eine Kuhhaut

Handarbeit in Afrika – das hat mich schon immer begeistert. Wie mit wenigen Mitteln wunderschöne Dinge hergestellt werden und das fast nur mit lokalen Materialien. Ich erinnere mich, wie wir in Kamerun einmal einen Bronzegießer bei der Herstellung einer kleinen Vase beobachten konnten und dieses hübsche Unikat immer noch besitzen. Jetzt aber ist es erneut die malische Musik bzw. die Instrumentenherstellung, die mich in ihren Bann zieht. Im März habe ich am Schlachthof eine Kuhhaut gekauft und sie in der heißen Sonne erst mal getrocknet. Diesmal konnte ich sie zu Modibo, einen Gerber, bringen. In der Sonne hängen unterschiedliche Fälle, auf dem Boden ein Haufen von Tierhaaren. Ich erkläre ihm, dass ich die Kuhhaut für die Herstellung einer Kora, der west-afrikanischen Stegharfe, benötige. Er weiß sofort, worum es geht: je nachdem, wofür das Leder gebraucht wird, ist die Aufarbeitung unterschiedlich. Verschiedene Trommeln, eine Kora, eine N’goni oder eine Tasche – Leder ist nicht gleich Leder. Ich frage ihn, wie er meine Kuhhaut denn aufarbeitet. Zunächst käme sie, so erklärt er mir, in eine Natronlauge. Dadurch würde sie die Haare verlieren. Dann käme sie in Hühnerkot, damit sie die richtige Elastizität bekommt. Hühnerkot? Man fragt sich bei solchen Techniken doch immer wieder, wie die Leute auf so etwas gekommen sind!? Danach wird sie zum Trocknen aufgehängt und das ganze dauert vier Tage.

 

 

Und schon beim letzten Mal durfte ich zuschauen, wie dann aus dem Fell eine Kora gebaut wird: die nun in leicht gesalzenem Wasser wieder dehnbar gemachte Haut wird um eine Kalebasse gelegt und Stück für Stück gespannt. Dann werden ein Querholz und die zwei Handhalter durch das Fell geschoben, mit kleinen Nägeln die Haut befestigt, zugeschnitten und das Ganze zum Trocknen aufgehängt; dann kommen der Hals (in der modernen Fassung mit Gitarrenstimmwirbeln) und die 21 Saiten aus Angelschnur. Und schon ist dieses warm klingende Instrument fertig. … keine Ahnung, ob Euch das interessiert, mich begeistert dieses Handwerk, das, wie so oft, beim Zuschauen ganz einfach aussieht und in der Praxis doch eine hohe Professionalität benötigt – das hört man sofort am Klang!

Aber auch ich war handwerklich aktiv: Nachdem mein Aquaponikprojekt die letzten Monate schlummerte, habe ich diesmal immer wieder ausprobiert, gesägt, gebohrt, geschraubt, geklebt, bis es jetzt ENDLICH funktioniert: das Wasser läuft hoch bis zu einer gewissen Höhe und fließt dann wieder komplett ab (Ebbe- und Flutsystem). Jetzt können die Fische kommen und der Salat angepflanzt werden. Nur leider ist unsere Zeit schon fast wieder um und ich werde wohl mit den Ergebnissen warten müssen, bis ich im März wieder im Lande bin. Vielleicht gibt es dann ja die Möglichkeit die Früchte (bzw. die Fische) meiner Arbeit genießen zu können.

 

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