Einmal San und zurück

Statt von den nicht so spannenden Sitzungen des Kirchentreffens zu erzählen vielleicht lieber ein paar Randgeschichten:

Morgens vor dem Frühstück sitzen alle im Kreis und plaudern – in geduldiger Hoffnung auf baldigen Kaffee, Weißbrot und, wer Glück hat, ein bisschen Mayonnaise. Dabei läuft Abdias zu Hochtouren auf. Er ist ein eher klein und stämmig gewachsener Pastor, springt zwischen den Teilnehmer herum und erzählt wild gestikulierend Geschichten, von denen ich leider nur die Hälfte verstehe, weil sie aus einem bunten Gemisch aus Französisch und Bambara sind. Er bringt alle zum Lachen und man entdeckt hier plötzlich den Komiker in ihm – eine ganz andere Seite des in seinen Predigten eher ernsten Pastors.

Die Sitzungsleitung hat Prospère, ein kamerunischer Missionar, der seit vielen Jahren in Mali ist. Er führt ein strammes Regime, hält die Zeiten ein und wer sich nicht rechtzeitig gemeldet hat, dem wird kurzerhand das Wort abgeschnitten. Dabei hat Prospère ein so charmantes Lächeln und man weiß nie, was er ernst und was spaßig meint, sodass man ihm einfach nicht böse sein kann (ich schon gar nicht, denn diese langen Sitzungen sind schon eine heftige Geduldsprobe für mich).

Nicht fehlen darf bei einem solchen Treffen ein gegrilltes Schwein – frisch geschlachtet von den jungen Leuten. Moussa läuft mit einer Liste herum und schreibt die Interessierten auf, die dann am Tag danach für knapp 4 Euro einen Teller Schweinefleisch aus dem Holzkohleofen bekommen. Kaum einer, der da nicht zugreift (außer mir 😉).


 

 

Das Handyproblem wird so gelöst, dass eine Zeit lang ein kleiner Generator läuft, der mit den Steckdosen verbunden wird. Die zapfen dann alle an und laden ihre Akkus auf. Am Freitagabend findet ein Fußballspiel von ein paar ortsansässigen Geschäftsmännern statt und dafür wird der hauseigene Generator eingeschaltet: 40 Liter Diesel pro Stunde schluckt das Teil, wenn das Flutlicht eingeschaltet wird. Wer hat, der hat!

Die Rückfahrt geht etappenweise: von San fahre ich am Freitag noch nach Segou, übernachte dort und um kurz nach 6 geht es morgens nach Bamako. Die 240 km dauern knapp 3 Stunden bis kurz vor Bamako. Dann aber bricht der Verkehr völlig zusammen: Morgen ist das Ende des Ramadans und ganz Bamako ist auf den Beiden oder vielmehr Rädern, um noch einzukaufen. Zig Rinder werden in die Stadt gekarrt – nicht wissend, dass dies ihre letzte Fahrt ist. Alle stehen unter Strom und der Verkehr kommt fast völlig zum Erliegen. Die 20 km bis zum Zentrum der Allianz-Mission dauern länger als die 240 km davor. Noch bis tief in die Nacht gehen die Vorbereitungen weiter, sagt mir „Vraiment“, mein Taxifahrer – der Markt bleibt wohl bis zum Morgen geöffnet. Dagegen ist der Samstag vor dem 4. Advent bei uns völlig entspannt.

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