Unsicher, unsicherer, am unsichersten…

Was ist hier eigentlich los in Mali? Ständig hören wir und sagen es auch so weiter, dass sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert hat und man fragt sich, ob denn das überhaupt noch geht. Heute Morgen saß ich lange mit einem der verantwortlichen Pastoren unserer Partnerkirche zusammen und eine meiner ersten Fragen war, wie er denn die Situation einschätzt und auch da war zu hören, dass es immer schwieriger wird. Daher fasse ich hier mal zusammen, was ich von dem Einen oder Anderen so verstanden habe:

In einigen Gebieten Malis herrscht schlicht Anarchie. Der Staat mit Polizei und Militär hat sich nahezu komplett aus diesen Gebieten zurückgezogen. Die gewählten Bürgermeister der Dörfer und Kleinstädte wohnen aus Angst vor Anschlägen in größeren Städten und reisen nur hier und da mal kurz in „ihre“ Dörfer. In diesen Gebieten herrschen zum Teil Islamisten aber auch traditionelle Strukturen werden wiederbelebt. So ist es in einigen Dörfern die Kaste der Jäger, die praktisch die Rolle der Polizei spielt. In manchen Gebieten herrschen alle oder keiner – jeder macht, was er für richtig hält mit Selbstjustiz oder auch gar keiner Justiz. (Zum Glück beschränkt sich dieser Zustand noch nur auf einige Gebiete im Land!)

Niemand kann mehr auseinanderhalten, wer eigentlich was ist. Da gibt es die gut bewaffneten Jihadisten, die für viele Anschläge verantwortlich sind. Aber dann sind da genauso auch zwischenethnische Konflikte, die jahrelang ein gewisses Gleichgewicht hatten, jetzt aber bei fehlender staatlicher Autorität ausgetragen werden. Und dann gibt es „einfach“ Racheakte, zwischen einzelnen Personen oder Familien, zwischen den Viehhirten und den Forstwirten – oft seit Jahren angestaute Wut, die jetzt zum Ausbruch kommt, weil niemand da ist, der einschreiten kann. Und zuletzt freuen sich die „ganz normalen Kriminellen“ an der allgemeinen Unsicherheit. Und „Allahu Akbar“ kann ja jeder schreien – ob das dann irgendwas mit seinen Motiven zu tun hat, weiß ja auch bei den Attentaten in Europa oft keiner.

Wie kommt man aus diesem – im wahrsten Sinne des Wortes – Teufelskreis wieder heraus? Der Staat hat keine wirkliche Antwort darauf, sondern zieht sich eher zurück. Wir beten, hoffen und glauben, dass Gott interveniert und wir versuchen als Christen Frieden und Versöhnung zu praktizieren – schließlich ist Jesus der Friedefürst!

P.S.: Dass mein Koffer wieder da ist, ist zwar schön, aber in diesem Kontext eigentlich völlig unwichtig!

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