Kinder, Kinder…

Kindersegnung in Quinzambougou

Gottesdienst in der Gemeinde Quinzambougou (wollt Ihr mal „googeln“, wo das ist?): Und wie fast jedes Mal, wenn ich da bin, werden auch heute wieder ein recht frisch geborener Säugling und seine Eltern gesegnet. Mittlerweile hat es sich durchgesetzt, dass nicht jeder danach eine Party schmeißen muss und so lassen auch die, die weniger Geld haben, ihre Kinder im Gottesdienst segnen. Früher hat der soziale Druck manchmal dazu geführt, dass das Kind solange nicht in der Gemeinde gesegnet wurde, bis genug Geld für ein Fest zur Verfügung stand (erinnert irgendwie an manche deutsche Vorstellung vom Heiraten…). Aber die Ältesten und Pastoren haben lange sensibilisiert und das scheint nun kein Thema mehr zu sein. Dieses fröhliche Segensgebet und so manch andere Situation im Gottesdienst lassen mich nachdenken über Kinder in Mali:

Fast die Hälfte der Menschen, die hier leben sind jünger als 15 Jahre und somit spielen Kinder eine ganz andere Rolle als im relativ kinderarmen Deutschland. Und ich stelle fest, wir ambivalent vieles im Leben der Kinder hier von mir empfunden wird:

Kinder sind immer mit dabei, ob im Gottesdienst, in der Familie, bei Freunden und oft selbst bei der

Kinder der Lehrerin sitzen im Unterricht mit dabei

Arbeit. Säuglinge auf den Rücken geschnallt, Kleinkinder mal spielend in einer Ecke, mal auf dem Schoß der Eltern und da hat keiner etwas dagegen – das empfinde ich als sehr natürlich: Kinder als Teil der Gesellschaft – egal wo und wann. Die andere Seite der Medaille ist, dass es für Kinder dann aber auch oft nichts Eigenes gibt, was eher ihrem Alter und ihrem Auffassungsvermögen entspricht. Selbst im Kindergottesdienst, den es in den meisten Gemeinden gibt, scheint das Programm manchmal nur eine Kopie dessen der Erwachsenen zu sein und wenig kreativ auf die Kinder abgestimmt.

Die Gesellschaft sieht sich in Mali mit verantwortlich für die Erziehung der Kinder und betrachtet das nicht nur als

friedlich bei Papa schlafen im Gottesdienst

Aufgabe von Eltern und Schule. Es besteht eine große Offenheit Kindern Liebe und Zuneigung zu zeigen, auch wenn man nicht mit ihnen verwandt ist und genauso nehmen auch Außenstehende an der Erziehung teil – was manchmal sehr entspannend aber wohl auch in Mali nicht immer nur eine Freude für die Eltern ist.

Gerade in der Familie ist die Konzentration auf die Eltern wesentlich weniger ausgeprägt als bei uns. Tanten, Onkel, Oma, Opa, die Geschwister u.s.w. sind oft wichtige Bezugspersonen für die Kinder und sie lernen früh ein wesentlich breiteres Umfeld an Vertrauenspersonen zu haben. Die Ferien im Dorf bei der Oma zu verbringen ist völlig normal, den Neffen bei sich aufzunehmen, wenn im Dorf der Eltern keine Schule ist, ebenfalls. Aber andererseits findet man auch z.B. Mädchen, die zur Tante geschickt werden, dort aufwachsen aber eigentlich eher als Haushaltshilfe fungieren.

… nichts hier ist einfach nur gut oder schlecht, aber wenn ich den Schlagzeuger sehe, wie er mit seinen Kindern auf dem Schoß den Chor begleitet, dann wünsche ich mir, dass wir von dieser malischen Selbstverständlichkeit lernen können.

Familienschlagzeug

P.S.: mein Koffer Nr 2 irrt immer noch in der Weltgeschichte rum.

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