Inkognito

Gerlind im Garten
Graue Maus??

Manchmal ist es wirklich zum K…. In einer Beziehungskultur Sicherheitsmaßnahmen zu beachten, das ist so paradox, dass es geradezu wütend macht. Oft schon bei der Begrüßung tauscht man hier Informationen aus: Wo bist du gewesen? Wie lange bleibst du? Wo geht es hin? Und das alles dürfen wir jetzt nicht mehr sagen, um nicht berechenbar zu sein. Graue Maus sollen wir sein – und das in einer Stadt, in der wir als Weiße selbst nachts im Tunnel bei Neumond auffallen würden! Wir lieben es, über den Markt zu gehen, mit den Leuten in ihrer Sprache zu reden, zu lachen, sich gegenseitig aufzuziehen – aber wenn wir das tun, dann kann in kürzester Zeit fast jeden wissen, wer wir sind und wo man uns finden kann. Wie gerne sprechen wir mit den Koranschülern im Nachbarhaus, fragen nach ihrem Leben, ihren Familien, ihren Lehrern. Aber jetzt müssen wir sie als potentielle Informanten der Unabhängigkeitskämpfer der Peulh betrachten: Ein kurzer Gruß und ab ins Haus. Es fühlt sich krank an so zu leben! Auch wenn es nur für wenige Tage ist. Wir sprechen mit einem malischen Freund darüber und er schildert uns, dass vieles bei ihnen ähnlich geworden ist: jeder Fremde ist zunächst suspekt. Seine Frau berichtet, wie sie einen bettelnden Koranschüler laut schreiend aus dem Hof gescheucht habe, als er hineinkam und Wasser von ihr wollte – keine weiß, ob das nur ein Vorwand ist um Dinge auszuspionieren. Ist das Realismus oder sind jetzt alle paranoid? Ich frage mich, ob das in Paris und Brüssel ähnlich ist. Und in Deutschland? Wie gesagt: manchmal macht es einfach wütend!

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