Profitable Frauenpower

Bei unseren Treffen geht es oft um‘ s Geld und – oh Wunder- um die Frage, ob „die Mission“ denn nicht mehr geben könnte, da man dann doch noch soviel mehr machen könnte…
Unsere Gegenüber sind zu 90% Männer, nein falsch: 90% unserer Gegenüber sind Männer… Nicht dass ich falsch verstanden werde…
Im kommenden Jahr gibt es einige Veränderungen in der finanziellen Unterstützung unserer Partnergemeinden zur Förderung ihrer Selbstständigkeit. Dies bringt viele Fragen und Verunsicherung mit sich. Obwohl dies einem Konzept folgt, das schon seit Jahr(zehnt)en umgesetzt und kommuniziert wird, haben viele die konkreten Auswirkungen entweder nicht verstanden oder sich nicht darauf Warieingestellt.
Nicht so die Frauen! Generell werden Frauen hier in Projekten als zuverlässigere Partner erlebt, nicht zuletzt weil sie – auch laut vielen malischen Männern – besser mit Geld umgehen können. In den letzten Jahren hat das nationale Leitungskomitee der Frauen zunehmend Profit gemacht mit dem Verkauf von Stoffen und anderen kleineren einkommensfördernden Aktivitäten.
Aus diesen Mitteln haben sie ein Grundstück gekauft, auf dem sie eine christliche Privatschule errichten wollen und damit finanzieren sie ihre jährlichen Konferenzen. In den Ortsgemeinden entwickeln sie Konzepte für eine gemeinsame Kasse, in die jede Frau einzahlt, dabei gibt es verschiedene Varianten:
Die Üblichste: Alle Frauen zahlen gleich viel ein und reihum bekommt eine Frau die Summe, um sich eine besondere Anschaffung zu ermöglichen.
Eine weitere Variante ist die individuell unterschiedliche Einzahlung, abhängig von den jeweiligen Möglichkeiten. Alles wird schriftlich festgehalten und geschieht im Beisein aller Frauen, d.h. es geschieht völlig transparent. Bei Bedarf können sich die Frauen dann einen vereinbarten Betrag als Kredit nehmen und müssen diesen unter den miteinander vereinbarten Konditionen spätestens bis zum Jahresende zurückzahlen. Das funktioniere gut und die Kasse sei nie leer, erklärt uns eine der beteiligten Frauen.
Auch das hören wir von Männern oft anders: Es gibt zwar Absprachen und Regeln im Umgang mit Finanzen, aber die (konsequente) Umsetzung gelingt nicht.
Sparen wird von vielen Maliern schwierig bis unmöglich empfunden, da so oft dringende und unvorhersehbare Ereignisse eintreten für die man das Geld dann einsetzt. Und da man hier nicht so individualistisch denkt und lebt wie in Deutschland, betrifft einen eine Notlage in der Großfamilie/ Verwandtschaft genauso wie die eigene…
Nun darf man nicht unterschätzen, dass Männer für deutlich mehr und unterschiedlichere Bereiche die finanzielle Verantwortung tragen. Diese Bereiche sind in einer malischen Familie getrennt und klar definiert. Und doch bleibt uns die Frage: Warum gelingt ein solch an sich einfaches Prinzip in unzähligen Frauengruppen, während viele Männerkomites unter ständigem Geldmangel leiden?
Die Initiative, das Engagement, die Konsequenz, die Effizienz der Frauen beeindrucken uns.
Weihnachtsstoff
Der Stoff, den die Frauen verkaufen, wird jedes Jahr extra zu Weihnachten produziert. Am 25.12. kommen dann (fast) alle in festlichen Kleidern aus dem gleichen Stoff genäht, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Das ist ein Anblick!

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