Omas Sehnsucht

Da sitzen wir vor unseren Laptops. Die Kinder haben einen kurzen Videoclip der Enkel geschickt und Gerlind schaut ihn sich an. Einmal, zweimal und noch einmal bis ich sage, sie solle doch aufhören sich zu quälen. Irgendwann steht sie auf und geht in ein anderes Zimmer und kommt erst nach vielen Skype1Minuten wieder. 5 x hat sie in der Zwischenzeit das Video geschaut ohne von mir gestört zu werden…

Wie anders ist unsere Situation jetzt als damals. Auch wenn wir jetzt nur für jeweils ein paar Wochen in Mali sind, merken wir doch den Unterschied. Einmal ist es etwas völlig anderes hier als Ehepaar zu sein, denn sowohl für uns selbst als auch für die Malier sind wir ohne familiäres Umfeld. Aber auch die technischen Möglichkeiten gestalten das Leben ganz anders. Also wir vor 20 Jahren nach Mali gingen, setzten wir uns manchmal am Sonntag morgen vor dem Gottesdienst eine Stunde lang vor das Faxgerät. Weil der Kontakt so schlecht war, war dies die einzige Zeit, wo man hoffen konnte, dass die Verbindung ausreichen würde um ein paar Nachrichten nach Deutschland zu schicken. Telefon war schrecklich, weil man oft Sekunden später sein eigenes Reden als Echo hörte und dann erst die Antwort kam. Man fiel sich ständig ins Wort: „sag, Du erst! Nein, Du“. Und wir waren noch glücklich, dass wir Fax hatten und nicht 4 Wochen auf einen Brief warten mussten. Heute gibt es Skype, Whats-app, E-Mail, Handy… Ist das besser? Manches ist leichter, weil man sich schneller informieren kann, weil man sich sieht, hört, Neuigkeiten austauscht. Aber andererseits hören wir dadurch auch nicht auf, gleichzeitig in zwei Welten zu leben, teilen unsere Gefühle und unsere Gedanken auf. Wir hören, wer von unseren Patienten verstorben ist, denken mit, leiden mit. Keine Ahnung ob es das schwerer oder leichter macht.

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