Flüchtling

Da sitze ich im Zug nach Frankfurt um dann morgen den Flieger nach Mali zu nehmen, flüchte vor 13 °C minus in Leipzig um mich in den 40°C in Bamako zu baden. Schon seit Wochen freue ich mich auf die Wärme! Und ich flüchte mich vor den seit Wochen hustenden und schniefenden Patienten (sie mögen es mir verzeihen!) und der dieses Jahr wirklich besorgniserregenden Grippewelle in Deutschland. Ich mache mich aus dem Staub in den Staub, von Alltag zum Besonderen, vom Winterblues in den Brutkasten.

Und diesmal ist viel anders: Gerlind fliegt nicht mit und auch sonst werde ich in Mali keine anderen Missionare der AM antreffen. Und wie schon beim letzten Mal angekündigt, wird es aus Sicherheitsgründen diesmal nicht möglich sein in den Norden, nach Sévaré, zu fahren. Mali zu besuchen ohne in unserer alten Heimat sein zu können, das kann ich mir noch gar nicht vorstellen, aber die Empfehlungen unserer malischen Freunde war eindeutig: bitte diesmal nicht! Auch die Jahreshauptversammlung der malischen Kirche, die in 2 Wochen stattfindet, wurde vom Gemeindezentrum in Soufouroulaye – also im Norden – in die Hauptstadt Bamako verlegt, auch wenn das für viele der Delegierten deutlich teurer wird. Warum? Was hat sich denn geändert?

Die Überfälle auf alle möglichen Ziele werden immer unkontrollierbarer, die bewaffneten Gruppen immer unverfrorener und niemand hat so richtig eine Antwort darauf. Der malische Staat versucht mit diversen Einschränkungen Herr der Lage zu werden, aber wie will man in einem so großen Land kleine Banden von bewaffneten Motorradfahrern kontrollieren, die mitten in der Nacht eine Polizeistation aus dem Hinterhalt angreifen und auf alles schießen, was sich bewegt?

Seit ein paar Wochen ist es nun in einigen Teilen des Landes grundsätzlich verboten sich mit einem Pick-up oder einem Motorrad fortzubewegen – eben weil das die Haupttransportmittel der Rebellen, Banditen und Freiheitskämpfer sind. Mir ist noch völlig schleierhaft wie das Alltagsleben der Malier aussieht: wie geht das ohne Motorrad – das Hauptfortbewegungsmittel der meisten „normalen“ Leute oder Pick-ups, ohne die die meisten Hilfsorganisationen etc. ihre Arbeit gar nicht tun können. Ich bin gespannt, wie sich das Leben in Mali gestaltet…

Und so sitze ich hier im Zug und bereite meine Predigt für Sonntag vor zu Lukas 12,32. Da sagt Jesus zu seinen Jüngern: “Fürchte Dich nicht du kleine Herde, denn es hat Eurem Vater gefallen, Euch das Reich zu geben.“ Na, wenn das mal keine Ansage ist! Ich freue mich darauf zu sehen, was Gott bei allen äußeren Einschränkungen in Mali tut!

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