Bamakoer Nachtleben

Sie schleichen durch die Gegend, kaum mal sichtbar, den Schutz der Dunkelheit suchend. Was eben sie mitnehmen können, lassen sie sich nicht entgehen. Zerstörerisch, immer auf der Suche, ohne Rücksicht. Und es sind viele, werden immer mehr. Dort anzutreffen, wo man sie nicht vermutet und doch irgendwie überall. Man fühlt sich ihnen machtlos ausgeliefert.

Heute Nacht haben sie Gerlinds Armband angefressen, davor meine Handyhülle. Wir haben alles in Schränke gepackt, aber trotzdem finden sie immer einen Zugang: Mäuse, die fast so groß sind wie in Deutschland die Ratten. Seitdem wir hier sind, versuchen wir Herr der Lage zu werden aber nur mit mäßigem Erfolg. Es gibt hier verschiedene Arten von Mausefallen, die wir aber besser nicht näher beschreiben wollen (sonst würde vermutlich diese Seite von der Ethikkommission gesperrt) und ein paar haben auch schon gewirkt und die Plage ein bisschen eingedämmt, aber die noch verbliebenen Mäuse sind so groß, dass sie allem trotzen und fröhlich die ausgelegten Erdnüsse, den Käse, die Wust verzehren und die Fallen leer zurück lassen. Jeden Morgen heißt es dann die Schäden begutachten, die leeren Fallen betrauern und die Köttel auffegen. Aber heue Nacht wurde es noch bunter:

Als Gerlind zum kurz nach 0:00 nochmal aufgestanden ist, um ihr Handtuch nass zu machen, das ihr beim Schlafen wenigstens ein bisschen Kühlung bringt, trat sie plötzlich ins Wasser: 1-2 cm hoch stand Wasser in unserem Schlafzimmer. Als Gerlind mich weckte, war mein erster Gedanke: „Jetzt übertreibt sie aber wirklich mit ihrem nassen Handtuch.“ Aber als ich dann sah, wieviel Wasser sich so in unserem Schlafzimmer befand, war schnell die zweite Erklärungsmöglichkeit da: „Die Mäuse haben den Waschmaschinenschlauch angefressen“. Aber nein, diesmal waren sie tatsächlich unschuldig. Das Bad war trocken. Wo aber kam das Wasser her? Mit Handtüchern und Eimer machten wir uns daran, unser zum Schwimmbad gewordenes Schlafzimmer wieder trocken zu legen und gingen erneut auf die Suche nach der Quelle, die wir dann in der Küche fanden: Gestern Abend war das Wasser mal wieder abgestellt worden, was nicht selten passiert und irgendwie hatten wir den Hahn in der Küche nicht wieder zugedreht. Als dann das Wasser wiederkam und wir brav schlummernd im Bett lagen, hörte es natürlich nicht mehr auf zu laufen. Und dummerweise stand die Spülschüssel auf dem Abfluss, so dass sich das Becken nach und nach füllte, das Wasser erst die Küche flutete, dann die Veranda, um sich danach unter einer Tür und einem Schrank den Weg zum tiefstgelegenen Punkt, unserem Schlafzimmer, vorzuarbeiten. Also machten wir uns daran die ca. 150 Liter mit Handtüchern und Dreckschüppen in den Eimer und dann in den Ausguss zu befördern. Zum Glück ist der Boden gefliest und die Decke aus Beton, sodass keine ernsten Schäden entstanden sind. Nach einer Stunde Arbeit war dann alles soweit wieder trocken, wir konnten wieder ins Bett und das Nachtleben den Mäusen überlassen. … und wir möchten gar nicht wissen, was sich der Nachtwächter, der dieses Haus bewacht, wohl gedacht haben mag, was die Weißen da mitten in der Nacht wieder für komische Ideen hatten.

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