Pastor, Gärtner, Fischzüchter

David kennen wir schon viele Jahre. Gemeinsam haben wir in den 90ern unsere ersten Jahre in Sévaré im Nordosten des Landes verbracht – er als Pastor in seiner ersten Stelle nach der theologischen Ausbildung, wir als frisch eingeflogene Missionare. Nun ist er schon seit Jahren Pastor einer Kirche in Bamako. Immer wieder sind wir beeindruckt davon, wie offen er für Neues ist. Wir genießen den Austausch mit ihm, weil man auch mal miteinander Ideen entwickeln, ins „Unreine“ sprechen kann. Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist David kreativ und probiert gerne Neues. Ein Pastorengehalt in Mali – davon kann in der Regel keiner seine Familie ernähren, besonders, wenn man noch erwachsene Kinder „durchfüttern“ muss. Also lässt sich jeder etwas einfallen, aber oft genug funktioniert das nicht so, wie man sich das wünscht. Heute werden wir Zeuge von dem, wie David sein Gehalt aufbessert:

Da ist zunächst einmal sein Salatprojekt: Neben Wohn- und Gemeindegrundstück hat er ein Stück Land genutzt und pflanzt dort Salatköpfe. Gedüngt wird nur mit natürlichem Material und das Wasser zum Gießen kommt nicht aus dem verdreckten Fluss oder sonstigen zweifelhaften Quellen, sondern aus seinem sauberen Brunnen. Auch verwendet er keine Insektizide. Da die Leute hier mehr und mehr darauf achten gesunde Lebensmittel zu sich zu nehmen, kommt mittlerweile das halbe Stadtviertel zu ihm, um Salat zu kaufen. Das bringt Geld in die Haushaltskasse und außerdem nimmt es Berührungsängste, denn so kommen ständig Leute auf das Grundstück der christlichen Kirche und machen ein Schwätzchen mit dem Pastor oder seiner Frau.

Dieses Jahr aber hat David noch etwas anderes ausprobiert: Fischzucht. Fisch ist sehr begehrt in Mali und der Niger wird immer fischärmer durch zu geringe Regenfälle und Überfischung. David hat nun in seinem Hof ein Becken aufgestellt, in das er kleine Fische setzt und sie aufzieht. Alle paar Tage wird das Wasser gewechselt. Das nimmt er, um den Salat zu gießen und hat dadurch ohne zusätzlichen Aufwand wertvollen Dünger. Nach der ersten Aufzuchtperiode tummelten sich 413 kg Fisch in dem Becken. Das meiste davon wurde verkauft, ein Teil selbst verzehrt und manches vor dem Verkauf geräuchert.

Nur ein einziger Durchgang reichte, um vom Gewinn die gesamten Investitionskosten, die neuen Setzlinge und Futter für die zweite Aufzucht zu finanzieren. Wenn das mal kein florierendes Geschäft ist…

Aber David denkt nicht nur an seine eigenen Einnahmen. Ihm ist es ein Anliegen, dass die jungen Leute in seiner Kirche auf eigenen Füßen stehen können: „Mali bildet viel zu viele junge Leute für Berufe aus, die keiner gebrauchen kann. Wir haben z.B. hunderte von studierten Soziologen, die keine Arbeit finden und frustriert auf der Straße stehen. Wer aber ein vernünftiges Handwerk gelernt hat, der wird in Mali immer eine ausreichend bezahlte Beschäftigung finden!“, sagt er und lässt sich gerne über die Schulter schauen von solchen, die bei ihm abgucken wollen.

 

 

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