Schon in der Zeit als wir noch dauerhaft in Mali lebten kannten wir Josué. Er war damals Schüler am Gymnasium und ab und zu besuchte er uns und wir erinnern uns gerne an die offenen Gespräche und seine positive Art. Später machte er eine Ausbildung als Krankenpfleger, arbeitete mit unserer Hilfsorganisation (Stiftung AGAPE) und ging 2001 als Leiter der Krankenstation in Mankoina in die Nähe der Grenze zu Burkina Faso. Obwohl er zu einer anderen Ethnie gehörte als die Bevölkerung dort, lebte er sich gut ein und versorgte über viele Jahre die Menschen in dieser sehr abgelegenen Gegend. Leider veränderte sich dort seine Lebensweise: kaum Bewegung, viel Schweinefleisch und reichlich Karitebutter (beides ist dort sehr üblich) führten dazu, dass er immer mehr an Gewicht zunahm. Dadurch wurde seine Beweglichkeit weiter eingeschränkt und bald machten ihm schon kleine Strecken große Mühe. Der malische Verantwortliche versetzte ihn zuerst ins AIDS-Zentrum im Nordosten des Landes und später in die Nähe von Bamako, um dort eine neue Gesundheitsarbeit in einer abgelegenen Gegend zu beginnen.
Trotz Gewichtsabnahme und mehr Bewegung erlitt er vor wenigen Jahren einen Herzinfarkt und war seitdem noch weniger leistungsfähig. Dennoch versuchte er seinen Aufgaben weiter nachzukommen, denn die Menschen in den Dörfern der neuen Arbeit lagen ihm am Herzen. Trotz der Medikamente, die er nun regelmäßig einnahm, wurde seine Gesundheit nicht besser. Mehrmals musste er Fahrten abbrechen, weil sein Brustkorb schmerzte. Einmal, so wurde uns erzählt, ließ er sich einen Eisblock bringen, um ihn auf sein Herz zu legen, weil er so starke Schmerzen hatte. Aber es gab keinen Herzkatheter, keinen Stent und erst recht keine Bypass-OP – wir sind eben in Mali. Im März noch habe ich ihn und seine Familie besucht. Sein lebendiger Glaube, sein Engagement für seine Kirchengemeinde und auch seine positive Art als Familienvater haben uns immer wieder imponiert.
Vor 3 Wochen ist Josué mit 47 Jahren gestorben – höchstwahrscheinlich wieder ein Herzinfarkt und keine Klinik weit und breit, die ihm helfen konnte.
Heute haben wir seine Frau besucht, um ihr unser Beileid auszusprechen. Sie ist nun mit ihren 5 Kindern allein, das heißt ohne Ehemann und Vater, denn immerhin sind die Familienbande hier viel enger als bei uns und so wird sie die Großfamilie unterstützen.
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Wenn wir an Gesundheit in Afrika südlich der Sahara denken, dann fallen uns Malaria, AIDS, Mangelernährung und ähnliches ein. Aber immer mehr wird das ein Problem, was wir in Deutschland verrückterweise „Zivilisationskrankheiten“ nennen: Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen… Und während wir uns in Deutschland darüber aufregen, wenn wir 3 Monate auf einen Facharzttermin warten müssen, fehlen hier oft ganz einfache Dinge wie Aufklärung über gute Ernährung, das Wissen um die Notwendigkeit von sportlicher Betätigung und richtig dosierte Basismedikamente bei diesen Erkrankungen.