Hofleben

Ich wage mich raus aus Bamako und verbringe das Wochenende in San, ungefähr 400 km nordöstlich der Hauptstadt. Ich sitze bei Pastor Ezéchiel im Hof. Hier leben außer ihm und seiner Frau noch einige Kinder und Enkel und dazu noch andere Verwandte, die man vom Dorf zu ihm geschickt hat, damit sie in San zur Schule gehen können. Einige Kids spielen Fußball, ein paar Schweine laufen fröhlich grunzend dazwischen, Hühner in Hülle und Fülle – auch einfach so mittendrin. Ein paar Mädels fegen die Kirche, einen roher Zementbau, damit sie morgen für den Gottesdienst sauber ist. Ein übermütiges Schaf jagt einen Hahn, der das offensichtlich nicht gewohnt ist. Die Männer sitzen auf mit Nylon bespannten Stühlen und schwatzen munter. Ein paar Frauen kochen in aller Ruhe auf dem offenen Feuer. Mit einem aufgesägten Speiseölkanister wird Wasser aus dem Brunnen geholt und auf den sandigen Boden geschüttet, damit ein wenig Kühle aufsteigt.

Als es dunkel wird, kommt die junge Gemeinde zur Chorprobe für den Gottesdienst – wenigstens heißt das offiziell so, aber es kommen fast alle Jugendliche. Ein paar Lieder werden irgendwie geübt, aber vor allem wird getanzt, was das Zeug hält – da geht richtig die Post ab: Tanz zur Kirchenmusik im Mondschein. Es ist eine so angenehme, fröhliche und entspannte Atmosphäre…

… und nicht einmal hundert Kilometer weg von hier passieren fast wöchentlich Anschläge, sterben Menschen, trauen sich viele Leute nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus.

Der Kontrast könnte nicht größer sein – so friedlich hier und so gewalttätig um die Ecke. Was passiert hier nur in Mali?

 

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