„Wo wart ihr denn so lange?“

… das ist die Frage, die uns heute sehr häufig begegnete. Ein ganzes Jahr nicht in Mali gewesen bzw. Gerlind sogar fast anderthalb, da kann man das schon mal fragen. Dabei hat man uns das Wiederkommen gar nicht so leicht gemacht: mit 4 Stunden Verspätung kamen wir heute Morgen um 4:00 in Bamako an. Dass das Flugzeug unvorhergesehenerweise in Tunis noch mal auftanken musste, sorgte nicht unbedingt für Vertrauen, aber dann kamen wir doch ohne weitere Zwischenfälle an. Niangaly, der uns abholte, bekam leider die Nachricht der Verzögerung zu spät und schlief daher bis zu unserer Ankunft auf dem Flughafenparkplatz auf einem Stuhl neben dem Auto.

Somit war dann der heutige Tag nicht so ungeheuer aktiv. Ausschlafen war bei ungewohnten morgendlichen 30°C und viel Straßenlärm nicht möglich und daher war „langsames Ankommen“ angesagt. Samstags gibt es sowieso nicht so viele Leute, die man Treffen kann, weil meist irgendwer in irgendeiner Kirche aus irgendeiner entfernt verwandten Familie heiratet und da gebieten es die sozialen Anstandsregeln, dass man dort hingeht. So war dann auch keiner da, als wir am frühen Abend Pastor E. besuchen wollten. Aber Manuel nutzte die Gelegenheit, um gleich Kontakte zu ein paar Bodybuildern auf der Straße aufzunehmen und stemmte die selbst gebastelten 40 kg, während sie mitzählten.

Und dann gehe ich natürlich wieder zu meinem Freund Coulibaly, dem Brotverkäufer in seiner dunklen Backstube. „L’homme perdu“ – der verlorene Mann – nennt er mich, weil ich so lange kein Brot bei ihm gekauft habe. „Wieviel Kinder hast du eigentlich jetzt“, frage ich ihn, „ähh“ angestrengt nachdenkend schaut er an die Decke, aber eine Zahl nennt er nicht. „Und wieviel Frauen hast du?“ Wieder dieser ratlose Blick als würden seine mathematischen Kenntnisse nicht ausreichen hier eine klare Antwort zu geben. Jetzt lacht er und antwortet dann ernsthaft: „Also ich habe vier eigene Kinder von 2 Frauen, aber ich habe noch andere Kinder von meinen Geschwistern bei mir wohnen und wenn ich sagen würde, ich hätte vier Kinder, dann würden sie sich außen vorgelassen fühlen. Deshalb können wir diese Frage nicht wirklich klar beantworten.“ Ein ganz anderes Familienbild war also der Grund für seinen ratlosen Blick – es lag dann doch nicht daran, dass seine Finger nicht reichten.

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