Problemlose Reise – wie schön! Zwischenstation Istanbul: Gerlind setzt sich auf einen der letzten freien Sessel und findet sich – nicht gerade vorhersehbar auf diesem riesigen Flughafen – neben zwei Maliern wieder. Leider ist ihr Flug vor 3 Tagen ausgefallen und so saßen sie nun seitdem auf dem Flughafen fest und bekamen wegen irgendwelcher Visumsprobleme kein Hotel zugeteilt, sondern verbrachten die Tage und Nächte auf irgendwelchen Flughafensesseln. Da wollen wir uns mal nicht beschweren über unsere läppischen 4 Stunden Aufenthalt.
Und, zum ersten Mal in unserem malischen Leben, waren unsere Koffer in Bamako schneller auf dem Gepäckband, als wir durch die Passkontrolle kamen. Manuel holte uns ab und so konnten wir fröhlich um 3 Uhr morgens das malisch vorgewärmte Bett aufsuchen.
Dann heute Morgen natürlich Gottesdienst – Pastor T. hielt eine sehr engagierte Predigt und uns damit wach. Im Anschluss unterhielten wir uns über Deutschland und Mali und wieder einmal wurde uns bewusst, wie unterschiedlich die Themen sind: Wir seien ja so beschäftigt gewesen mit dem Krieg in der Ukraine, aber das sei ja jetzt wohl der Krise im nahen Osten gewichen. In seiner Wahrnehmung war der Ukrainekrieg ja jetzt beendet… Da mussten wir ihn leider eines Besseren belehren – aber hoffentlich hat T. eine prophetische Gabe! Doch als ich sagte, dass letztlich alle auf der Welt von den Krisenherden betroffen sind, hatte er gleich ein schönes Sprichwort parat: Das stimme und bei ihnen würde man sagen: „Wenn du einem Affen auf den Schwanz trittst, ist es trotzdem der Kopf, der schreit!“
Mit dem Fahrrad holte ich uns dann was zu Essen bei einer vietnamesischen „Fass Food“ – Bude. „Fass Food“? Zum Glück war es wohl ein sprachlicher Lapsus auf dem Schild dort und es gab nicht etwa nur eingelegte Gurken oder Fassbrause. Fahrrad ist auch immer so eine Sache – ungewohnt für die meisten Malier hier: als Transportmittel kommen fast nur Mopeds oder Autos in Frage und wenn dann noch ein Weißer auf dem Drahtesel sitzt…
Abends noch ein Spaziergang zum Niger: nach dem üblichen Gang durch den Plastiktütentrampelpfad dann die untergehende Sonne am Nigerufer im Nobelviertel Bamakos. Ein paar Malier versuchen Fische zu angeln, aber auch sie fangen meist nur Plastiktüten oder ähnlichen Unrat, der zuhauf den Fluss besiedelt. Ansonsten sind hier die Chinesen eindeutig in der Überzahl und besiedeln die Appartements, die hier überall aus dem Boden schießen.
Beim Abendbrot hören wir über kräftige Lautsprecher wie jeden Abend die Predigt aus der Nachbarmoschee. Zum ersten Mal fragen wir uns, ob der Imam eigentlich jeden Tag eine neue Predigt vorbereitet oder ob das alles spontan ist. Schade, wir verstehen nicht, was er da so zum Besten gibt – müssen wir mal unsere malischen Freunde fragen. Interessant, wie man jahrelang Dinge mehr oder weniger wahrnimmt und sich bestimmte Fragen nie stellt.
Mali hat uns wieder – mit den schönen wie den weniger hübschen Seiten. Und Stück für Stück lassen wir auch innerlich Deutschland hinter uns!