Eigentlich lebt sie auf dem Dorf im Inland. Ihr Mann wurde vor ein paar Jahren von Jihadisten entführt und seitdem fehlt von ihm jede Spur. Doch mit Kindern und Enkeln ist sie in die Familienstruktur gut eingebunden. Der andere Teil ihrer Familie aber wohnt in der Hauptstadt Bamako – so auch der älteste Sohn, der ja jetzt das Familienoberhaupt ist und von Zeit zu Zeit kommt sie auch für ein paar Monate zu ihnen, wohnt dort im Haus und kümmert sich auch bei ihnen um die Enkel, genauso wie um die unseres Mitarbeiters Jérémie (Name von der Redaktion geändert 😉). Aber jetzt ist es schon wieder ein paar Jahre her, dass sie zuletzt in Bamako war. Eigentlich war ihr Besuch schon in diesem Jahr im Januar vorgesehen, aber sie kam nicht. Die Familie im Dorf will sie nicht hergeben, sie sind froh über ihre Gesellschaft aber auch die Entlastung durch sie ist ein wichtiges Element. Die Frauen können im Dorf ihrer Arbeit nachgehen und die Oma passt auf die Enkel auf. Also sind sie alles andere als scharf darauf, dass sie nach Bamako geht. Dort aber ist die Situation ähnlich: auch bei Jérémie und seinem großen Bruder sind genug Enkel da, die von der Oma betreut werden können und ich erinnere mich gut, als Oma noch hier war und wieder zurück ins Dorf wollte, die Kinder aber die Rückreise immer wieder mit verschiedenen Argumenten nicht ganz uneigennützig verschoben haben…
Aber warum kam Oma nicht Anfang des Jahres wie angekündigt? Monate gingen ins Land, ohne dass darüber gesprochen wurde. Irgendwann kam dann die Schwester aus dem Dorf nach Bamako, um sich hier wegen einer Krankheit behandeln zu lassen und steckte dann Jérémie, dass die Oma immer darauf gewartet habe, dass der Älteste ihr ein Busticket kauft und die Fahrt nach Bamako organisiert. Da er das nicht gemacht habe, blieb sie halt im Dorf. Und so lief dann die Informationskette: Oma sagte es der Tochter, die sagte es ihrem jüngeren Bruder Jérémie, damit er es dann wieder dem Ältesten sagte… Warum bitte, so fragen wir Deutsche uns, ruft nicht einfach die Oma ihren Sohn an und fragt, was denn jetzt bitte mit dem Ticket ist? Aber vieles an der malischen Art der internen Kommunikation bleibt uns verborgen.
Auf jeden Fall wird Oma jetzt im Januar nach Bamako kommen – davon ist Jérémie überzeugt und er wird seinen Bruder schon erinnern, wenn er wieder kein Ticket schickt. Schließlich wollen die Enkel die Oma wieder sehen und die Familie freut sich auf die Entlastung – bis dann die aus dem Dorf wieder Druck machen…
P.S.: Gerlind wird diesmal schon eine Woche vor mir aus Mali nach Deutschland zurückkehren, aber das hat nichts mit den Enkeln zu tun – oder fast nichts 😉.