Dangassa

90 km von Bamako entfernt liegt dieses recht große Dorf, Missionsgebiet, weit und breit keine christliche Gemeindearbeit. Ein kamerunischer Pastor, angestellt bei einer norwegisch lutherischen Missionsgesellschaft arbeitet mit unserer malischen evangelikalen Partnerkirche als Missionar – super! Das ist Globalisierung im positivsten Sinne! Nach 45 km Straße geht es über eben soviel rote Staubpiste, die durch die Regenzeit völlig ausgefahren ist, so dass wir 2,5 Stunden bis Dangassa brauchen. Im Gottesdienst sitzen neben der Familie des Pastors nur wenige andere Christen. Aber der Gottesdienst ist fröhlich und lebendig. Noch bis vor einem halben Jahr hatte ein einflussreicher älterer Mann aus dem Dorf am Gottesdienst teilgenommen und auch viele Kinder aus seiner Großfamilie mitgebracht. Das hatte die Akzeptanz in der Bevölkerung enorm gesteigert. Dann starb er ganz plötzlich und ohne bekannte Vorerkrankung. Pastor Prospère spricht seine Frustration nachher im persönlichen Gespräch deutlich aus. Mit dem alten Mann blieben auch die Kinder weg und die aufblühende Gemeindearbeit wurde fast von heute auf Morgen wieder fast auf Ausgangsniveau zurückgeworfen. Warum hat Gott das Gerlind Lämmchengeschehen lassen? Prospère und seine Frau Pauline lieben dieses Dorf und ihre Arbeit, das ist ihnen deutlich anzumerken. Und sie halten durch, bleiben da, machen weiter. Auch als vor einiger Zeit ihr Sohn beim Baden im Fluss ums Leben gekommen ist. Sein Leichnam wurde nie gefunden und Prospère und seine Frau leiden bis heute an dem Schmerz. Hilfreich für sie ist ein Projekt, das sie in den umliegenden Dörfern seit 3 Jahren durchführen. Nichts weltbewegendes aber doch sehr hilfreich: etliche Frauen bekommen Geld für 3 Ziegen oder ein paar Hühner geliehen. Sie werden geschult in Tierhaltung, lernen Lesen und Schreiben und müssen dann nach 2 Jahren das Geld zurückzahlen. Ob das funktioniert? Obwohl die Regeln ziemlich hart sind, scheint es zu gehen: die Frauen zahlen zurück und erwirtschaften einen Gewinn. Und alle sind sich einig: bei Männern ginge das nicht. Woran das liegt, fragen wir und bekommen zu hören, dass Frauen besser in der Lage sind, Geld Dorfchefbeieinander zu halten und gewissenhaft mit geliehenem umzugehen. Prospère ist in einer Art Aufsichts- und Beratungsgremium dieses Projektes und eine Christin in seiner Gemeinde betreut und begleitet die Frauen. Auch das imponiert uns: die junge Frau hat Soziologie/Anthropologie studiert und ist sich nicht zu fein, jetzt jenseits von Nirgendwo mit Frauen in Hühnerställen und Ziegengattern ihre Zeit zu verbringen. Wir dürfen uns in einem Dorf die kleine Tierzucht anschauen, sitzen noch ein bisschen plaudernd beim Dorfchef, dem man das gute Verhältnis zu Prospère und seinem Team abspüren kann.

Um der langen Fahrt über die Piste zu entgehen, entscheiden wir uns auf der Rückfahrt die Fähre zu nehmen. An sich eine gute Idee, aber da die Leute dort aus Kostengründen nicht mehrmals den Fluss überqueren wollen, sitzen wir 2 Stunden am Strand des Nigers und warten, bis es fast dunkel ist und die Fähre endlich kommt, weil jetzt mehrere Autos gekommen sind. Einziger Lichtblick ist da der alte Griot (ein singender Geschichtenerzähler), der auf seiner „Gitarre“ spielt, singt und die Frauen um ihn herum zum Tanzen bringt. Griot

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