… mit dem, was man hat…

Gottesdienst in Dougourakoro, einem Dorf im Randbezirk von Bamako. Amadou, ein ehemaliger Mitarbeiter, der jetzt dort in einem Krankenzentrum arbeitet, sitzt neben mir und übersetzt. Da fällt mein Blick auf das Rhythmusinstrument: ein zusammengeschustertes Etwas, was noch entfernt an ein Schlagzeug erinnert. Das, was mal ein Becken war, hängt nun traurig am Ständer. Die Trommeln stehen auf selbstgebasteltenSchlagzeug4 Dreibeinen und vor der Basstrommel liegt ein schwerer Stein, damit sie nicht wegrutscht. Die „Stöcke“ sind, na, wie der Name schon sagt, eben Stöcke. Ich muss lachen und spreche Amadou auf dieses originelle Teil an. „Na ja“, sagt er, „man muss halt mit dem arbeiten, was man hat – eben bis man etwas Besseres bekommen kann.“ Das gefällt mir und ich denke länger darüber nach:

Da gibt es in Mali die Leute, die sagen: „So ist das bei uns, mehr haben wir leider nicht. Wir sind arm, etwas anderes können wir uns nicht leisten.“ Und bis es völlig auseinanderfällt, werden sie immer auf diesen paar Trommeln spielen. Das Schlagzeug ist dann sozusagen ein Sinnbild für frustrierte Hilflosigkeit.

Und dann gibt es die, die sich dieses behelfsmäßige Teil erst gar nicht aufstellen: Wenn schon ein Schlagzeug, dann muss es auch ein richtiges sein, professionell, komplett und ohne Basteleien. Und Schlagzeug1solange man keinen findet, der das finanziert, spielt man eben gar kein Schlagzeug. Das Prinzip: groß abbeißen und einen Geldgeber suchen… Bei wie vielen sogenannten Projekten erleben wir diese Sicht!

Aber zum Glück gibt es da auch Menschen wie Amadou: Man fängt klein an, schämt sich dessen nicht und arbeitet langsam aber sicher für eine bessere Lösung. Vielleicht hilft einem irgendwann jemand, vielleicht aber auch nicht. Hauptsache man kommt ans Ziel!

Und genauso gibt es in Deutschland verschiedene Reaktionen:

Da sieht jemand das heruntergekommene Schlaginstrument und denkt: die armen Malier! Wie leicht könnte man ihnen helfen. Ein Schlagzeug kostet ja nicht die Welt. Lass uns mal zusammenlegen und ihnen eines kaufen. Das Schlagzeug als Sinnbild für die Auffassung, Geld wäre die Lösung und das haben wir ja.Schlagzeug3

Aber genauso gibt es die, die angesichts des Schlagzeugs die Nase rümpfen: Die traditionellen Instrumente wie die Djembe sind doch viel einheimischer, entsprechen der Kultur. Warum also diese Anpassung an den Westen? Ist es nicht viel besser, die Malier bleiben bei ihrer Tradition?

Die Kunst ist es, die kleinen Anfänge zu achten und zu fördern. Geld so einzusetzen, dass es aufbaut auf das, was schon an Initiative da ist und die Menschen in Mali selbst entscheiden zu lassen, was ihrer Kultur entspricht und was nicht. … und das ist keine einfache Kunst!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert