Sprache

Wir verlassen Bamako, die turbulente Hauptstadt und fahren ins nördliche Arbeitsgebiet der Allianz-Mission und der UEPEM. Es tut immer wieder gut „aufs Ländle“ zu fahren. Zuerst der obligatorische Stopp in Fana: hier MUSS am Straßenrand ein Omelett gegessen werden. Hier MUSS ich das verdutzte Gesicht und das Kopfschütteln sehen, wenn ich darauf bestehe, den Nescafé ohne, ja wirklich ganz ohne Zucker zu trinken. Hier MUSS ein Schwätzchen in einer Mischung aus Bambara, Französisch und Peulh gehalten werden. Das ist ein Gefühl von Heimat – auch wenn das vermutlich schwer zu vermitteln ist. Irgendwann halten wir nochmal am Straßenrand, weil wir mal müssen. Der Fahrer hinter uns bleibt direkt stehen und fragt, ob wir eine Panne hätten und Hilfe brauchen. „Ich muss nur mal pullern“, sagt man in Sachsen, aber das spricht man hier nicht so aus. Als ich ein bisschen drum herum rede, meint er, wir wollten nur mal spazieren gehen. Also werde ich etwas direkter: Nein, wir wollen „hinters Haus P2gehen“. Ja, das wird sofort verstanden und der freundliche Mann fährt taktvoll weiter. Peulh ist eine schöne Sprache! Weiter nördlich kommen wir an einem Tümpel vorbei, in dem einige Fischer versuchen die letzten paar Fische ins Netz zu bekommen. Ich will ein paar Fotos machen, aber ich merke, wie sie unwillig reagieren. Also brülle ich aus 50 Meter Entfernung eine Begrüßung auf Peuhl zu ihnen und sie grüßen freundlich zurück. Das geht ein bisschen hin und her und als ich dann frage, ob ich sie fotografieren kann, ist das überhaupt kein Problem. Noch ein Stück weiter an einer Fernbushaltestelle essen wir dann zu Mittag: Kartoffelragout mit mal mehr mal weniger Fleisch (ich hab den Knochen erwischt) für 1,10 Euro die Portion von einem Plastikteller mit einer Alugabel. Schnell noch ein paar Erdnüsse gekauft und weiter geht es. Wie gut, dass das Auto klimatisiert ist. Früher gab es diesen Luxus bei unseren Autos nicht und die Fahrten waren deutlich anstrengender.

Dann stoßen wir auf eine Kuhherde, die zu einem Wasserloch geführt wird. Auch hier wollen wir P3fotografieren, auch hier dieselbe skeptische Reaktion und auch hier 2 freundliche Sätze auf Peulh und die ganze Szenerie verändert sich: Fotografieren kein Problem, nicht nur die Kühe sondern auch den Hirten (oh Hilfe, dunkelhäutige Menschen bei strahlendem Sonnenschein zu fotografieren ist schon eine Kunst aber wenn er dann noch einen großen Hut aufhat…). Wer je daran zweifeln sollte, wie wichtig in der Missionsarbeit das Erlernen einer einheimischen Sprache ist, der sollte nur mal so eine Fahrt mitmachen und erleben, wie schon 2 Sätze eines Grußes in der Muttersprache einen völlig anderen Zugang zueinander entstehen lassen!P4

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