Sofara

Andre

Das gehört für mich mit zu den schönsten Zeiten in Mali, diese ungezwungenen Begegnungen, in denen man einfach miteinander redet, ohne Programm, Tagesordnung oder klares Ziel. Gesten besuchten wir André und seine Familie in Sofara. Manchmal sagen wir bei so Besuchen am Anfang klar, dass wir einfach nur zum Zuhören und miteinander Reden kommen, denn manch einer ließ später dann mal durchblicken, dass er sich im Vorfeld so seine Gedanken Mariegemacht habe, warum die Direktoren denn wohl zu ihm kommen… Und so sitzen wir – natürlich beim Tee – zusammen und kommen ins Gespräch. Andre erzählt, wie er als junger Mann mit den ersten Missionaren der Allianz-Mission in Kontakt kam, wie sie gemeinsam in Sévaré unter den Schülern missionarische Einsätze durchgeführt haben, wie dann irgendwann die Frage aufkam, ob er nicht auf ein theologisches Seminar gehen will. Damals war für die französischsprachigen Malier noch die Hauptstadt der Elfenbeinküste der naheliegendste Ort zum Andres TochterBibelstudium – wie gut, dass sich das mittlerweile geändert hat! Und dann unterhalten wir uns über die verschiedenen Stationen seiner Arbeit als Gemeindepastor: zuerst in einem weitestgehend animistischen Kontext, dann Soufouroulaye und jetzt Sofara: beide fast zu 100% islamisch. Sofara – wie viele christliche Missionare waren schon hier… Schellenburgs, Hamalegas, Orths und auf malischer Seite Kodios und nun Sayes. Ja, hier ist eine Kirche, ja, hier wird Sonntag um Sonntag mit einer bescheidenen Anzahl von Christen Gottesdienst gefeiert. Ja, die Akzeptanz der Christen ist in den Jahrzehnten deutlich gewachsen. Aber immer wieder stellen sich mir hier wie an so vielen Orten dieselben Fragen. Vielleicht habe ich das auch schon 100x geschrieben, aber heute muss ich es einfach wieder schreiben! Nein, es gibt keine Christen aus der eigentlichen Bevölkerung Sofaras. Niemand der Muslime hat, soweit wir das beurteilen können, Jesus wirklich kennen gelernt. In die Kirche gehen Zugezogene, Schüler, Beamte, die hierhin versetzt wurden, vielleicht mal ein Ehepartner, der durch seine Heirat nach Sofara kam. Manchmal tröste ich mich damit, dass das Zeit braucht, dass es doch gut ist, wenn langsam aber sicher die Christen eine akzeptierte Minderheit in der islamischen Bevölkerung sind. Manchmal hilft es mir auch mich daran zu erinnern, dass viele Gemeinden in deutschen Städten auch vor allem durch Transfer wachsen. Aber manchmal, heute, reicht mir das nicht. Wir arbeiten hier, damit Menschen, gerade Muslime, Jesus als den einzigen Weg zu Gott kennen lernen – auch wenn das im Moment vielleicht in Deutschland nicht mehr so gesellschaftsfähig ist. Ich will mich nicht mit dem Status Quo zufrieden geben. Warum gelingt das so selten? Warum tut der Heilige Geist hier scheinbar nicht mehr? Stehen wir Ihm im Wege? Warum geschehen keine Wunder, die deutlich machen, dass Jesus alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist? Nein, ich will mich nicht zufrieden geben. Ich will beten, fasten und dafür kämpfen, dass Muslime die befreiende Gnade Jesu kennen lernen. Ich will geduldig weiter arbeiten und auf das Wirken des Heiligen Geistes warten, aber ich will Gott auch damit in den Ohren liegen, dass das noch nicht das ist, wofür Er uns nach Mali geschickt hat und immer wieder schickt.

(Die Fotos zeigen André, seine Frau Marie und eine seiner Töchter.)

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