… und wo war nun das Huhn?

Karfreitag in Bamako – irgendwie gelingt es nicht so richtig so kurz nach den Sitzungen und so kurz vor Eier färbenunserem Rückflug diesen Tag zu gestalten. Noch eine Teamsitzung, noch ein paar Einkäufe – eigentlich nicht so, wie wir uns einen Karfreitag vorstellen. Doch dann schauen wir am Abend noch gemeinsam eine Predigt an und beten miteinander – dann setzen wir uns aufs Dach und reden miteinander. Es ist gut, wenn die Wochen in Mali ruhig ausklingen und nicht Termine bis zum letzten Moment sind. Und heute färben Regina und ein paar Kids noch Eier – na, wenn uns das nicht auf die Rückkehr in die deutsche Kultur vorbereitet…

Jetzt noch 2 kleine Geschichten der letzten Tage:

Tene
Gruppenbild in Téné im Weihnachtsstoff

Am Sonntag habe ich im Dorf Téné gepredigt. Wie schon an den letzten Sonntagen stelle ich eine für uns noch neue Entwicklung fest: Zu Beginn der Predigt kommen einige Zuhörer nach vorne und legen ihr Handy aufs Pult. Zuerst denke ich noch, sie hätten die Weckerfunktion eingestellt, damit die Predigt nicht so lang wird, aber dann stelle ich fest, dass sie auf Aufnahme gestellt haben. Klar, die Gemeinden haben keine Homepage von der man später die Predigt runter laden kann – auf diese Weise kann man noch mal nachhören, was gesagt wurde. Ich predige über den Kranken am Teich Bethesda, den Jesus fragt, ob er gesund werden will und frage, ob sie sich vorstellen könnten, dass es Menschen gibt, die eigentlich gar nicht gesund werden möchten und blicke in ratlose Gesichter – wie soll es denn so etwas geben? Ob es denn Leute gibt, die, wenn in der Regenzeit die Feldarbeit ansteht, plötzlich starke Kopf- oder Rückenschmerzen bekommen und dann „leider“ nicht mitarbeiten können? Da geht ein Lächeln durch die Runde – doch, das kennen sie und jetzt wissen sie, wovon ich rede… Ein paar Tage später spricht mich Pastor Benjamin an und berichtet, sie hätten sich die Predigt noch mal in aller Ruhe angehört und sich entschlossen, sie im lokalen Radio auszustrahlen. Zuerst meine ich, er wolle mich auf den Arm nehmen, aber er scheint es ernst zu meinen. Eine Handyaufnahme wird im Radio ausgestrahlt – allein die Vorstellung sollte einem deutschen Radiotechniker die Haare zu Berge stehen lassen. Aber ich freue mich: offensichtlich gelingt es doch manchmal so kulturübergreifend zu predigen, dass die Hörer auch etwas davon haben.

Das Zweite: Nachdem wir die Geschichte der Bozo und der Dogon ins Netz gestellt hatten, erreichte uns am nächsten Tag eine Rückmeldung aus Deutschland: was denn nun aus dem Huhn geworden sei, das der große Bruder vermisst hat. Lachend berichte ich dem jungen Bozo von dieser Frage, die, wie ich Huhn2denke, am Kern der Geschichte völlig vorbei geht. Aber nichts da: unser Freund nimmt die Frage völlig ernst und erzählt ohne zu zögern weiter: Der große Bruder habe irgendwann das Huhn brütend auf einem Strohdach wieder entdeckt und es tat ihm leid, dass er seinen jungen Brüdern so Unrecht getan hatte. So schickte er einen Mann los, um die Brüder zurück ins Dorf zu holen, damit wieder Frieden einkehrt. Also, für alle, die diese Frage auch beschäftigte: Das Huhn war auf dem Dach und saß auf den Eiern im Nest!

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