Flüchtlinge

Das war ein interessanter Nachmittag: mit einigen Mitarbeitern haben wir den Film „Die Piroge“ angeschaut. Ein senegalesischer Regisseur erzählt die Geschichte von einigen Leuten, die von Dakar aus mit eine Piroge nach Spanien fahren wollen um dort ihr Glück zu versuchen. Nachdem die Motoren ausgefallen und viele von ihnen über das Meer treibend gestorben sind, werden die Überlebenden vom spanischen Roten Kreuz gerettet und in den Senegal zurück geflogen (übrigens ein wirklich lohnender Film!).

die-pirogeIm Anschluss daran haben wir miteinander diskutiert und manche Gedanken hänge ich nun unkommentiert an – es ist immer wieder erstaunlich, wenn man die Gelegenheit zu einem Wechsel der Blickrichtung hat…

  • Es war nicht gut, dass die Überlebenden direkt zurück geschickt worden sind. Sie hätten besser erst einmal 2-3 Monate in Europa leben sollen, damit sie eine Ahnung davon bekommen, wie das wirklich ist. Jetzt haben sie ihr Ziel nicht erreicht und werden es wahrscheinlich trotz allem noch einmal versuchen.
  • Eigentlich hätte das „Rote Kreuz“ sie nicht retten dürfen. Die Leute verlassen sich darauf und das führt dazu, dass sie es trotz der Gefahren immer wieder versuchen.
  • Das habt Ihr in Europa doch angefangen. Ihr habt doch selbst unsere Leute geholt und ihnen Arbeit gegeben, weil sie billige Arbeitskräfte waren. Die haben Geld gemacht, daher kommen nun so viele andere hinterher – und jetzt schreit ihr, weil das zu viele werden.
  • Das Arbeiten in anderen Ländern um Geld zu verdienen gehört zu unserer Kultur. Malier sind über die ganze Welt verteilt, das sehen wir nicht als Problem. Daher ist das, was Euch so viel zu schaffen macht für uns nicht neu. Wenn die Leute unterwegs sterben, dann sagen viele: „das hat Gott so gewollt.“
  • Die Sarakolé (eine Bevölkerungsgruppe in Mali) sind das so gewohnt, die gehen in der Regel nur kurz in die Schule und dann machen sie sich davon um in der Ferne Geld zu verdienen. Bei manchen ist das so Mode geworden, dass man dich „faul“ nennt, wenn du in deinem eigenen Dorf bleibst.
  • Es geht nur ums Geld verdienen. Das Soziale wird dabei vernachlässigt. Aber wenn du im Ausland warst und selbst wenn du 30 Jahre später wieder zurück kommst und es dort zu etwas gebracht hast, dann hast Du sofort wieder Deinen Platz in der Gesellschaft. Daher ist die Einsamkeit in der Fremde nur eine Durchgangsstation, die man in Kauf nimmt.

Soweit ein paar Kommentare – natürlich nicht repräsentativ und auch nicht von allen in unserer Runde gleich gesehen. Trotzdem wurde uns bewusst, dass wir an vielen Stellen eine völlig andere Wahrnehmung des Problems haben.

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