Einweihungsparty

Heute wurde die zweitgrößte Kirche unserer malischen Partner in Bamako im Stadtviertel Missabougou einweihung1eingeweiht. Funktionell ist sie schon lange, aber oft dauert es noch Jahre bis die Einweihungsparty stattfindet, weil alles 100% sein soll, bevor das öffentlich gemacht wird. Und heute war es soweit: ein riesiges Fest – seit Wochen, wenn nicht Monaten geplant. Bis zu 600 km sind Gäste für dieses Ereignis angereist . Und, wie sollte es in Mali anders sein, zur Feier des Tages wurde natürlich ein extra Stoff gedruckt und ein Großteil der Gäste hat sich daraus Kleidung nähen lassen. Alle sind herausgeputzt, dass man nur mit den Ohren schlackern kann. Aber das ist kein Wunder, denn – und auch da staunen wir nicht schlecht – neben Repräsentanten der anderen malischen Kirchen, dem Bürgermeister, dem traditionellen Dorfchef und dem Imam hat sich selbst der Minister für religiöse Angelegenheiten angekündigt. Auch ihm ließ man den Stoff zukommen und auch er kommt im frisch geschneiderten traditionellen Anzug (wir übrigens auch!). Das ist schon beeindruckend, ein Kirchengebäude für ca. 400 Personen wird eingeweiht und der Minister kommt – und das in einem Land, in dem 90% der Menschen Muslime sind!

damenBeeindruckt sind wir auch über die Organisation: am Abend zuvor ist der ganze Hof voll mit Gemeindemitgliedern, die helfen alles vorzubereiten: das Essen kochen, eine Überdachung vorbereiten für die vielen Gäste, das Gemeindehaus putzen und schmücken. In einer Ecke ist die Beautyabteilung: dort machen sich die Frauen schön für den morgigen Tag. Alles wuselt, alles ist auf den Beinen und trotzdem strahlt der Pastor dieser Gemeinde eine große Ruhe aus und nimmt sich Zeit mit uns zu plaudern, während er hier und da ein paar Anweisungen gibt – scheinbar kann er sich auf seine Gemeinde verlassen.

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Herr Minister für religiöse Angelegenheiten (in Bildmitte mit Brille)

Drei Stunden dauern dann die offiziellen Feierlichkeiten. Eine Rede folgt der anderen, auch wir sind eingeladen ein paar Worte zu sagen und zwischendurch singen immer wieder diverse Chöre Loblieder. Als dann der Minister das Wort ergreift, sind wir recht angetan: auch wenn er selbst Muslim ist, spricht er sehr positiv über die Christen, erwähnt einige Passagen aus der Bibel und blubbert nicht nur irgendwelche warmen Worte vor sich hin. Wir hören, dass er schon einmal in dieser Gemeinde – damals war das Gemeindehaus erst halb fertig – einen ganzen Gottesdienst mit gefeiert hat. So kennen wir Mali eigentlich: in großer Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung bei allen Unterschieden. Wie traurig, dass das durch manche Einflüsse in den letzten Jahren an vielen Stellen so anders geworden ist.

Interessant auch die Mischung zwischen Förmlichkeit und lockerem Miteinander: So fangen alle Reden erst salbungsvoll damit an, dass ein Würdenträger nach dem anderen mit seinem Titel begrüßt wird: „Seine Exzellenz, Herr Minister für religiöse Angelegenheiten, Herr Präsident der Allianz der evangelischen Kirchen in Mali, Herr Bürgermeister des Stadtviertels Missabougou etc.“ – da ist schon fast die halbe Rede um, wenn man damit fertig ist. Auch bei der Ankunft der Ministers stellen sich alle Verantwortungsträger in Reihe und Glied auf und schütteln ihm noch vor dem Betreten der Kirche die Hand. … und gleichzeitig wird dann in aller Öffentlichkeit rumgewitzelt und der andere auf’s Korn genommen, weil das Gegenüber zu einer Familie gehört, zu der man eine besondere Beziehung hat. Das wechselt manchmal so unerwartet, dass man kaum noch mitkommt.

Zum Abschluss gibt es dann noch für alle Anwesenden zu Essen und auch hier ist die Organisation top! Fast alles lief nach Plan und es war ein gutes Zeugnis für die Christen nicht nur in Missabougou, sondern vermutlich auch für ganz Mali, denn es ist anzunehmen, dass in den Abendnachrichten eine Meldung darüber im Fernsehen gebracht wird.

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