Frauenfragen

Gottesdienst in Sabalibougou, einem Vorort von Bamako. Ich weiß nicht, wo genau im Dorf die Kirche liegt, aber da der Ort nicht groß ist, denke ich, ich frage mich durch. Aber Vororte von Bamako wachsen jede Woche und es stellt sich raus, dass ich da etwas naiv drangegangen bin. Bei der Frage nach der Kirche werde ich zuerst zu den Katholiken geleitet, bis mir dann jemand erklärt, dass die evangelische Kirche genau auf der anderen Seite des Dorfes liegt, mir dann aber den Hof einer Familie zeigt – keine 100 Meter entfernt – wo eine protestantische Familie lebt. Und just da fährt ein mir gut bekanntes Gemeindemitglied mit dem Auto aus seinem Hof, sieht und erkennt mich, hupt und geleitet mich dann zur Kirche! Ein Engel am Wegesrand…

Nach dem Gottesdienst dann wie so oft ein Plausch mit ein paar Gemeindemitgliedern – heute vor allem aus dem Leitungskreis. Wir sitzen unter einem abenteuerlich improvisierten Blechdach und der Pastor bringt eine Frage auf: anlässlich des Frauentages möchte die weibliche Fraktion der Gemeinde den nächsten Gottesdienst mit allem drum und dran (außer der Predigt – das ist hier Männersache) allein gestalten, die Männer also auf der Zuhörerbank. Und dann beginnt eine spannende Diskussion: Gegen einen von Frauen gestalteten Gottesdienst hat keiner etwas einzuwenden – im Gegenteil, aber wo ist die Beziehung zwischen Frauentag und Gemeinde? Müssen die Frauen in der Gemeinde für ihre Rechte kämpfen?  Haben sie nicht in der Gemeinde längst klare Aufgaben und Verantwortungen, die sowohl Männer als auch Frauen gut finden? Was verbinden die Frauen damit, wenn sie den Frauentag zum Anlass nehmen, um den Gottesdienst zu gestalten? Der Pastor wird beauftragt mit den Frauen ein Gespräch zu führen, um besser zu verstehen, ob das nur eine Modeerscheinung ist (die großen Kirchen in Bamako haben damit angefangen), oder ob sich mehr dahinter verbirgt. Immerhin: er hat heute schon im Gottesdienst angekündigt, dass es nächsten Sonntag eine Überraschung geben wird, also, ein Zurück gibt’s nicht mehr.

Alsdann wird noch ein anderes Thema diskutiert: Mehrfach sei jetzt im Gottesdienst ein Lied gesungen worden, das eigentlich für Beerdigungen bestimmt ist – vermutlich, weil gar nicht auf den Text geachtet wurde. Ein Gemeindeältester erzählt, dass danach jedes Mal jemand aus der Gemeinde oder dem Umfeld gestorben ist. So richtig sicher ist man sich nicht, ob da ein Zusammenhang besteht, aber ausschließen will das auch keiner. Ist das Aberglaube oder doch eher prophetische Liedauswahl? Auf jeden Fall sind sich alle einig, dass Beerdigungslieder nicht in den „Lobpreisteil“ des Gottesdienstes gehörten, auch wenn die Melodie noch so schön sein mag. Alles hat halt seine Zeit!

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