Weg sind sie…

Und schon ist die Woche mit den 3 Herren von Radfahren für Mali (RfM) vorbei. Gestern waren wir in N’Gouraba – die Aussprache des Ortsnamens ist für deutsche Zungen genauso holprig wie der Weg dorthin: 4 Stunden meist über Huckelpisten mit Gerlind und Manuel auf den Hinterbänken, wo Knie nicht vorgesehen sind. Und dann sind wir mitten im Busch – eine ganz andere Welt als Bamako oder Ségou. Hier in dieser Gegend hat einerseits die malische Kirche und andererseits die Hilfsorganisation eine Arbeit begonnen und dieser Besuch dient besonders dem gegenseitigen Kennenlernen. Daniel erzählt uns, dass die Bevölkerung grundsätzlich erst einmal recht skeptisch war, weil sie nicht

so recht wusste, auf wen sie sich da einließen und ob da nicht doch andere Motive hinter steckten als die Bereitschaft die Menschen in dieser Gegend zu unterstützen. Somit sind solche Besuche sehr wichtig. Erst empfängt uns der Bürgermeister im Hof seiner „Amtsstube“, dann lädt er uns zum Essen

Das obligatorische Gruppenbild (wer ist wohl der Bürgermeister?!?)

bei sich zuhause ein. Die Sitzung ist anschließend ganz typisch, wie es in einem malischen Dorf sein muss: Einer nach dem anderen, der Bürgermeister, der Repräsentant des Dorfchefs, der Leiter des Gesundheitstationsvereins, der Sekretär und noch der ein oder andere, den ich mir nicht gemerkt habe, richtet ein paar freundliche Worte an uns, das meiste wiederholt sich ständig und so scharren die eher zielorientierten Mitglieder unserer RfM-Delegation vor Ungeduld mit den Hufen, während die eher beziehungsorientierten ihre Freude haben (nein, ich sage nicht, wen ich jeweils meine…). Außerdem wird dann ein gan

Markus versucht sich auf einem „einheimischen“ Fahrrad

zer Eimer von guten Vorschlägen über uns ausgeschüttet, was man so alles besorgen und geben könnte, damit die nicht enden wollenden Probleme und Bedürfnisse des Dorfes eine Antwort finden. Es kommen nicht alle Tage 6 Weiße auf einmal in diese Gegend, da muss man den Stier bei den Hörnern fassen… Leider haben wir durch die lange Fahrt längs nicht genug Zeit, um uns alles anzuschauen und alle zu begrüßen, denn wer weiß, wie lange die Rückfahrt dauert und um 18:30 ist es dunkel. Am Abend sind wir alle todmüde und verabschieden uns früh in die Kiste…

3 Herren vom Fahrradclub „Bamako Niarela“
Gruppenbild mit Fahrrad und „Président“

Und eine kleine Zwischenepisode von gestern brachte heute noch ein unerwartetes Highlight: Als wir morgens die Nigerbrücke überqueren, schreit Markus plötzlich auf: „Halt, sofort anhalten, der hat ein Cervelo“. Er hatte doch tatsächlich im Vorbeifahren einen Malier auf einem qualitativ hochwertigen Fahrrad beim Training gesehen. Ob ich wollte oder nicht: Auf einer viel befahrenen Straße musste ich anhalten, Markus sprang aus dem Auto, lief auf den Fahrradfahrer zu und brachte ihn – offensichtlich durch seine Begeisterung – zum Stehen. Der junge Mann war etwas verwirrt, ließ sich aber von Markus alles erklären, wobei mir nicht klar ist, was er wirklich verstanden hat, denn eine gemeinsame Sprache (außer Fahrradfahren) hatten die beiden nicht… Als er dann bei uns am Auto war, erklärte er uns, dass es im Stadtviertel, in dem wir wohnen, tatsächlich einen Radsportverein gibt und da war natürlich klar, dass wir den heute noch suchen mussten. Nach einigen Recherchen unserer malischen Mitarbeiter konnten wir uns dann tatsächlich vor Ort überzeugen, dass jeden Samstag ca. 60 Leute miteinander Fahrradfahren. In einem abschließbaren Raum standen mindestens 30 zum Teil recht ordentliche Fahrräder. Fahrer zwischen 20 und über 60 machen hier Sport miteinander, weil sie Freude daran haben und das nur 10 Minuten zu Fuß von hier entfernt. Der Vereinsvorsitzende stattete uns kurz darauf noch einen Besuch ab und so knüpften wir die ersten Kontakte. Bisher waren unsere sportmissionarischen Aktivitäten ja vor allem auf Fußball und Volleyball konzentriert – warum nicht über RfM jetzt auch einen Radsportzweig beginnen? Auf jeden Fall werde ich nächste Woche Samstag versuchen an der wöchentlichen Tour teilzunehmen – ein Fahrrad haben die 3 ja hier gelassen…

sind sie nicht hübsch?!?

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