Fortschritt, Umwelt und die Bodenschätze

Sauberes Trinkwasser – na klar wird das gebraucht. Das ist eines der Millenniumsziele und niemand hat Zweifel daran, wie wichtig Trinkwasser für die Entwicklung eines Landes ist. Und diesbezüglich hat Mali sich deutlich gewandelt. Während im Dorf oft aus Gemeinschaftsbrunnen und in der Stadt das nicht immer keimsichere Wasser aus dem Hahn getrunken wurde, hat sich das Bewusstsein der Leute stark verändert und immer mehr Menschen kaufen sich Trinkwasser aus Flaschen, (hoffentlich) sauber aufbereitet und keimarm. Selbst Besuchern wird jetzt oft eine Wasserflasche angeboten, statt ihnen das „normale“ Wasser zu trinken zu geben. Und vermutlich werden dadurch einige Erkrankungen nicht nur bei den empfindlichen Europäermägen vermieden. Das ist die eine Seite, aber plötzlich hat das Land, das eh schon an Plastiktüten erstickt, auch noch tonnenweise Plastikflaschen, die dann irgendwo außerhalb der Stadt auf freiem Feld verbrannt werden oder einfach in der „Kanalisation“ landen. Und so ist das, was zunächst so fortschrittlich aussah, andererseits ein großes Problem. Soll man diese Entwicklung jetzt begrüßen oder eher ablehnen? Ist sie gut für die Malier oder langfristig eher kontraproduktiv? Entwicklung ist ein so komplexer Prozess, dass es gerade dann, wenn sie nur punktuell geschieht, schwer abzuschätzen ist, ob es sich um einen Fort- oder einen Rückschritt handelt.

Und dann sind da noch die Bodenschätze, von denen Mali vermutlich mehr hat, als man das lange dachte: Gold, Uran und vermutlich auch Erdöl – mit Sicherheit Dinge, an denen viele andere, reichere Staaten Interesse haben und wegen derer sie sehr bemüht sind – auf welche Art auch immer – ihren Einfluss auszubauen. Heute aber konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie reich Mali an „Erdöl“ ist: Eine Lehmstraße in Bamako auf dem Weg zum Niger wurde kurzerhand mit Altöl begossen, damit es nicht so staubt in dieser reichen Gegend. Altöl hat den „Vorteil“, dass es nicht verdunstet wie Wasser, das man ja auch auf die Lehmstraßen sprühen könnte. So klebt der Staub lange fest, bis das Öl in den Boden gesickert ist. Direkt neben der Straße läuft ein offener Kanal in Richtung Niger und eine klebrig schwarze Brühe schiebt sich in den wenige 100 Meter entfernten Fluss an dem die jungen Leute fröhlich mit ihren Angeln sitzen und die Fische aus dem „Wasser“ ziehen…

Manchmal ist es zum Verzweifeln und die Dimensionen unserer Umweltprobleme im Vergleich zu der Situation hier scheinen so unbedeutend zu sein.

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