Kirchentreffen mit Hindernissen

Einmal jährlich treffen sich Vertreter der verschiedenen Gemeinden unserer Partnerkirche, um gemeinsam zu beten, Berichte über das zurückliegende Jahr zu hören und Entscheidungen für die kommenden Monate zu treffen. Im letzten Jahr fiel diese Konferenz aus, na klar, wegen Corona. In diesem Jahr aber wollen sich aus einem Umkreis von ca. 800 km Christen treffen und auch wir sind dafür angereist. Und jetzt streiken die „Öffis“. Kein Bus, kein Kleintransporter, kaum mal heimlich ein Taxi und auch keine LKW dürfen fahren – darüber wachen die Gewerkschaften. Aber warum?

Auch in Mali gibt es eine Maut: damit die wenigen einigermaßen gut asphaltierten Straßen in Schuss gehalten werden können, müssen an  verschiedenen Stellen PKW umgerechnet 75 Cent und Busse und LKW bis zu 7,50 € bezahlen. Das geht so schon seit langen und wird weitestgehend akzeptiert – auch wenn sich viele, wenn sie den Zustand der Straßen sehen, fragen, was denn wohl wirklich mit dem Geld geschieht. (Ja, Mautskandale gibt es nicht nur in Deutschland!) Die bisherige Regelung sah vor, dass man an ein und derselben Mautstation in 24 Stunden nur einmal bezahlten muss, aber das soll jetzt geändert werden: bei jeder einzelnen Passage wird gelöhnt. Und das macht die Leute wütend. Ein einfacher Familienvater, der z.B. ein Feld etwas außerhalb der Stadt hat, morgens dorthin fährt, mittags wieder nach Hause und dann wieder aufs Feld, muss jetzt plötzlich statt 75 Cent 3 € bezahlen und das Tag für Tag. Ganz zu schweigen von einem LKW-Fahrer, der Sand vom Flussufer holt und täglich diverse Male vom Fluss zu diversen Baustellen fahren muss und dabei jedes Mal an einer Mautstation vorbei kommt. Da wundert man sich nicht, wenn jetzt gestreikt wird.

Nur, wie kommen jetzt die Delegierten der Gemeinden zum Treffen? Eigene PKW sind nicht ausreichend vorhanden und selbst wenn, würden die Spritkosten von vielen Gemeinden nicht zu tragen sein, weil der öffentliche Busverkehr viel günstiger ist. Fieberhaft suchen die Verantwortlichen nach Lösungen, wo vielleicht ein Kleinbus zu leihen ist, wer wen mitnehmen könnte und wieviel Delegierte wenigstens kommen müssten, damit man eine halbwegs vernünftige Vollversammlung halten kann. Und sie beten dafür, dass schnell eine einvernehmliche Lösung gefunden wird, damit der Streik vor dem Beginn am Donnerstag beigelegt wird.

Wenn bei uns die Lockführergewerkschaft streikt, dann nervt das, man muss manches umstellen, nimmt den Flixbus oder das eigene Auto. Hier steht plötzlich die Zusammenkunft von Christen aus weiten Teilen des Landes auf dem Spiel.

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