Es geht auch ohne Zoom

Kaum zu glauben: nach einem Tag war der Streik zu Ende und die Kirchenvertreter konnten mit normalen Überlandbussen anreisen. Wie schön! Nun treffen wir uns mit knapp 50 Frauen und Männern, um Berichte zu hören, Fragen zu stellen, Entscheidungen zu treffen. Und zwischendurch immer wieder kleinere oder größere Gespräche am Rande, hier und da auch mal eine informelle Zusammenkunft, um kritische Fragen zu besprechen. Und das kann man auch ohne Zoom relativ coronakonform machen: lüften brauchen wir nicht, denn die Sitzungen finden alle draußen statt und der mal sanfte mal heftige Wind sorgt für einen guten Abtransport der Atemluft. Aber nicht nur das, es tragen (mehr oder weniger) alle einen Mund-Nase-Schutz. Immer wieder geht jemand mit Desinfektionsmittel rum und desinfiziert die Hände. Begrüßt wird sich auch nicht mit Handschlag; man boxt sich leicht auf die Knöchel der Faust. Nur beim Teetrinken verlassen uns etwas die Hygieneregeln: die kleinen Gläschen reichen nicht für 50 Personen und werden immer wieder mit heißem Tee gefüllt und weitergereicht – ob das zur Desinfektion ausreicht?? Aber es stört auch niemanden, dass ich mein eigenes Glas mitbringe…

Am Morgen steht die Sonne noch so, dass unter dem Blechdach nicht ausreichend Schatten ist und so sitzen wir alle unter einem großen Mangobaum. Dem Übersetzer, der stehen muss, baumeln immer mal wieder ein paar unreife Mangos um den Kopf, denen er, ohne sie groß zu beachten, immer wieder ausweichen muss.

Als ich meinen Bericht über die Arbeit der Allianz-Mission gebe, erzähle ich ein unter anderem, mit welchen Problemen die Menschen in anderen Ländern durch die Pandemie zu kämpfen haben, wie z.B. in Manila Familien in den Slums mehr oder weniger eingesperrt werden in einer Art Massenquarantäne. Ein malischer Pastor ist sichtlich bewegt und wir danken Gott, dass Mali bisher noch – so macht es zumindest den Eindruck – relativ wenig vom Coronavirus betroffen ist und sich gerade die Kollateralschäden durch die begrenzten Einschränkungen in Grenzen halten.

Am späten Nachmittag wird dann noch – einigermaßen spontan, da wir erst gestern darüber informiert wurden – ein Pastor ordiniert: nach einigen Jahren, die er nach seiner Ausbildung gearbeitet hat, ist er jetzt „Vollpastor“ mit allem, was in Mali dazugehört. Zu dieser Zeremonie gehen wir alle in die einfache Blechdachkirche. Mich beeindruckt vor allem der vielleicht zehnjährige Schlagzeuger, der den Chor begleitet. Seine Füße erreichen kaum das Pedal der Bassdrum, aber er hat einen ungeheuren Drive und ein Rhythmusgefühl, das wirklich umwerfend ist. Ihn selbst scheint allerdings gar nicht zu beeindrucken, dass ich meine Kamera zücke, um ihn aufzunehmen. Ganz in seinen Rhythmus eingetaucht, scheint er mich gar nicht wahr zu nehmen.

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