Ob sich das wirklich lohnt?

Gestern konnten wir endlich mal nach Tousséguéla fahren. Ihr erinnert Euch an Tousséguéla? Das Dorf oder vielmehr die Kleinstadt in der Region Sikasso, wo unsere malische Partnerkirche vor Kurzem eine Arbeit begonnen hat und in dem seit dem Sommer Pastor Esai die kleine Gruppe von Christen betreut. Diesmal planten wir sie zu besuchen. Irgendwie hatte ich 3 Stunden Fahrt im Kopf, aber als es an die Planungen ging, stellten wir fest, dass es eher 5 Stunden sind. Aber jetzt war unser Besuch angekündigt und so stellte sich die Frage nicht mehr, ob wir das Programm noch ändern sollten. Also aufstehen um 4 Uhr morgens und Abfahrt um 5. Die Sonne ging langsam auf, als wir uns durch das zu früher Stunde noch relativ autofreie Bamako gewühlt hatten und danach durch die malische Steppe fuhren. Die letzten 22 Kilometer waren dann eine kleine Zumutung: Die Pistenverhältnisse waren so schlecht, dass wir für die Strecke 90 Minuten brauchten – das nächste Mal nehme ich mein Fahrrad mit! Auch waren die Mägen nicht aller Mitfahrer für diese Strecke geeignet und so mussten wir dann auch schon mal Pause machen – wenn Ihr versteht, was ich meine…

Nach 5,5 Stunden hatten wir es dann geschafft und kamen in Tousséguéla an. Pastor Esai und eine Handvoll Christen, sowie einige Kinder erwarteten uns und wir feierten – wenn auch mit reichlich Verspätung – gemeinsam Gottesdienst. Ernüchternd war das schon, waren da nicht mal um die 30 Menschen, die ihr Leben mit Jesus begonnen hatten? Ja, der eine oder andere konnte heute nicht kommen, z.B. weil das Motorrad unterwegs kaputt gegangen war, aber eine ganze Reihe der jungen Christen hatte sich im Laufe der letzten Zeit zurückgezogen: aus Angst vor Repressalien der Familie und der islamischen Nachbarn, vielleicht auch weil sie falsche Erwartungen an die junge Gemeinde hatten, andere waren wohl erstmal in Wartestellung, um zu sehen, wie das mit dem kürzlich gekommenen Pastor wohl werden würde. Irgendwie erinnert die Situation in Tousséguéla an das Gleichnis, das Jesus über das Fruchtbringen der Saat auf dem Acker erzählt hat (Markus 4). Und doch ist nicht alles wie vor der Ankunft der Christen war. Ein junger Mann, der neu zu Jesus gefunden hat, ist mit vollem Herzen dabei. Und er unterstützt Pastor Esai und die anderen Christen, wo er kann. Er lässt sich nicht abschrecken davon, dass er, seitdem er Christ geworden ist, einige Nachteile in Kauf nehmen muss und ihm z.B. Geld vorenthalten wurde, was ihm eigentlich zugestanden hätte.

3 Stunden blieben wir in Tousséguéla. Nach dem Gottesdienst aßen wir zusammen, tranken Tee und plauderten – keine tiefgreifenden Gespräche aber eine fröhliche malische Art Gemeinschaft zu haben. Dann machten wir uns auf den Rückweg, der dank der abendlichen Staus in Bamako nun über 6 Stunden dauerte. Todmüde fielen wir in unsere Betten. War das die Mühe wert? Mit 5 Leuten 11 Stunden Fahrt z.T. über abenteuerliche Pisten, Sprit für über 500 km verfahren und überhaupt: längere Fahrten in Mali sind zurzeit nie ohne Riskio – alles, um ein paar Stunden mit einer Handvoll Christen in einem abgelegenen Gebiet Gottesdienst zu feiern. Ist das wirklich angemessen? Das ist uns eine ernste Frage. Und doch hören wir, wie wichtig dieser kleinen Schar ein solcher Besuch ist, auch wenn wir das vielleicht gar nicht wahrnehmen. In einer Gesellschaft, wo sie sich als Christen ausgegrenzt sehen und manchem das Leben schwer gemacht wird; weit weg von den anderen Gemeinden und Pastorenkollegen; geworfen in eine neue Arbeit, die auch mit machen Rückschlägen fertig werden muss: Ein Zeichen der Verbundenheit, da scheuen 5 Leute nicht die Mühe, das Geld, das Risiko, um uns zu zeigen, dass wir nicht alleine sind, zeigen, dass Menschen an uns denken, denen wir noch nie begegnet sind. Und so berichteten wir auch davon, dass immer wieder Christen aus Deutschland für sie beten, auch wenn sie vermutlich nie die Möglichkeit haben werden, einmal nach Tousséguéla zu kommen.

Ob sich das wirklich lohnt? Eine Antwort darauf haben wir nicht – müssen wir vielleicht auch nicht und auch die Malier haben hier durchaus nicht alle dieselbe Vorstellung. Aber jetzt hoffen und beten wir, dass der Besuch eine Ermutigung war für die Christen und ein Zeichen für die Bevölkerung in Tousséguéla: wir sind in Christus verbunden. Und vielleicht ist es auch eine Motivation für den einen oder anderen in Deutschland weiter für diesen Ort zu beten.

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