Sackhüpfen und -vermeintlich- pädagogisch wertvolles Spielzeug…

Gestern ging der Vormittag für Simon und mich früh los: Wir hatten uns in der “I-in-sini” (übersetzt: Du und die Zukunft) – Schule, die vor einigen Jahren hier in Bamako gegründet wurde, angekündigt, um mit einem Teil der Klassen die erste Stunde „Körperliche Übungen“ zu gestalten.

Gleich beim Betreten des Schulhofes werden wir Zeugen des allmorgendlichen „Fahnenappells”: die Schüler singen die Nationalhymne, während einer von ihnen die malische Fahne hisst. Wir sind beindruckt von der herrschenden Disziplin, während kein Lehrer in der Nähe zu sehen ist.

Da wir eher Spiele wie Sackhüpfen, Eierlaufen (wir haben uns für Zwiebeln entschieden) und Dreibein-Laufen geplant haben, lässt einer der Lehrer die Kids erstmal ein paar Aufwärmübungen absolvieren. (Video 1 – hier klicken)

Dann geht es los! Bei aller Disziplin in gewohnten Abläufen wird es jetzt spannend, denn solche Spiele sind die Kids nicht gewohnt, was bedeutet, dass viel erklärt und gezeigt werden muss. Zum Glück haben wir die engagierte Unterstützung der beiden noch recht jungen Lehrer und des Wächters des Schulgrundstücks! Denn Simons Französisch reicht nicht für ausführliche Erklärungen und ich möchte  als Frau im fortgeschrittenen Alter und malischen Kleid nicht mit einem Sack durch die Gegend hüpfen.☺️

Die Stimmung steigt! Wir bedauern die beiden ersten Jahrgänge, die drinnen in ihren Klassen sitzen und arbeiten müssen, während es draußen so laut und fröhlich zugeht.

Einerseits freuen wir uns über die Begeisterung und drüber, wie einfach es ist, die Kids zu motivieren. Andererseits macht es uns traurig, weil es zeigt, wie wenig Kindern hier diesbezüglich angeboten wird. Nichts von dem, was wir benutzen, haben wir aus Deutschland mitgebracht. Alle „Utensilien“ kann man hier im Haushalt oder auf dem Markt für wenig Geld finden. Das hatten wir bewusst so gemacht in der Hoffnung auf Nachahmung.

Als die Kinder wieder in ihre Klassen zum weiteren (vermutlich weniger lustigen🙂) Unterricht müssen, gehen wir in die Vorschul-/ Kindergartengruppe.

Wir haben einige Tischspiele (diese jetzt doch aus Deutschland importiert☺️, pädagogisch durchdacht, mit verschiedenen Spiel- und Lernmöglichkeiten) mitgebracht. Wir wollen sie sowohl den Erzieherinnen als auch den Kids nahebringen. Letzteres scheitert erstmal kläglich – nicht leicht zu verdauen für eine 8fache Oma und einen Sozialarbeiter! Die Kinder sind total schüchtern, gucken zwar interessiert, aber auch ratlos auf die Spiele. Dass sie (noch) kein Französisch und wir kein Bambara sprechen ist auch nicht zielführend…

Aber Simon legt fleißig die Tierpuzzle immer wieder zusammen und lässt nach einiger Zeit den Puzzle-Löwen knurren. Damit können einige der inzwischen „aufgetauten“ Kinder umgehen und schon entwickelt sich ein fröhlicher Kampf zwischen Löwe, Elefant, Nashorn und Giraffe. (Ich stelle schnell fest, dass die Puzzleteile in diesem Rahmen für mich nicht mehr sooo robust aussehen, wie sie es in Deutschland taten…)

Bei den anderen Spielen überlege ich angestrengt an der allereinfachsten Variante, die diese hergeben und so sind wir schnell weg von Formen und Größen, sondern fangen mit dem Farbenwürfel an (selbst der Gebrauch eines Spielewürfels ist den 4-5jährigen Kindern unbekannt), dem Vergleich mit den dazugehörenden Holzteilen und den Namen für diese Farben.

Ich freue mich zu sehen, wie gut die beiden Erzieherinnen die Kinder kennen und auf sie eingehen! Sie haben die Spiele schnell verstanden (obwohl so etwas vermutlich in ihrer Ausbildung nicht vorkommt) und ich bin zuversichtlich, dass sie miteinander die verschiedenen Möglichkeiten entdecken, vor allem, wenn die fremden Weißen nicht mehr dabei sind! (Video 2 – hier klicken)

Simon und ich hatten viel Spaß! Gleichzeitig hat es uns wieder einmal die großen Unterschiede gezeigt, von denen viele nicht einfach als gut oder schlecht eingeordnet werden sollten. Für viele malische Kinder bedeutet Spielen mit anderen Kindern zusammen zu sein und da fällt irgendwem immer etwas ein. Da wird aus wenig viel gemacht. Einsamkeit kennen viele Kinder hier nicht. Aber während viele Kids in Deutschland zu viele Möglichkeiten haben und damit nicht nur über-fördert und über- fordert werden, gibt es hier nur wenig kreative Angebote und Förderung.

Jedes Extrem hat seine Herausforderungen.

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