Gottes Hand in alten Zeiten

Wir sitzen zusammen mit Marie, Daniel und Issac beim Abendessen. Langsam aber sicher wendet sich unser Gespräch den „alten Zeiten“ zu, als Gerlind und ich noch in Mali lebten und die Kinder noch klein waren. 20 Jahre ist das jetzt her und wir tauschen uns aus, erzählen uns Geschichten, lachen über manches, was damals war und auch über uns selbst. Vieles kann man sich heute kaum noch vorstellen, so haben sich die Zeiten auch in Mali verändert. Gerade die Fahrten mit unseren Kindern zum Internat an der Elfenbeinküste hatten es in sich: 1.200 km hin und wieder zurück über Löcherpisten, Grenzkontrollen und zwischendurch mehrere Putschversuche – mal mehr mal weniger erfolgreich – in der Elfenbeinküste. Isaac, der uns des Öfteren als Fahrer begleitet hat, hat plötzlich ein sanftes Grinsen auf dem Gesicht, will aber nicht mit der Sprache rausrücken. Als ich ihn dann später alleine treffe, verrät er mir, was in seinem Kopf rumging:

Isaac in „seinem“ LKW

Einmal fuhr er mit Gerlind zu den Kids. Eigentlich wollten sie in Bouaké Halt machen, aber da es noch früh war schlug Isaac vor doch noch weiterzufahren, die Kinder seien doch sicher froh, wenn die Mama schon eher bei ihnen wäre. Unterwegs setzte dann allerdings so ein starker Regen ein, dass eine Weiterfahrt nicht mehr möglich war: die Straße verwandelte sich in eine Seenplatte. So fuhren die beiden ungeplant in ein Dorf, wo eine bekannte Missionarin war und verbrachten dort die Nacht. Am nächsten Morgen stellten sie fest, dass auf dem Weg zum Dorf riesige Löcher waren, die durch den Regen nicht sichtbar waren. Wären sie dort hinein geraten, wäre die Fahrt und Auto zu bzw. am Ende gewesen.

Bei einer anderen Rückfahrt aus der Elfenbeinküste war ich, Karsten, allein im Auto, es war Nacht und auch hier setzte ein heftiger Regen ein. Es war nahezu nichts mehr zu erkennen. Anhalten mitten auf der Straße ging nicht, an die Seite fahren auch nicht, weil man nicht sehen konnte, was neben der Straße war und so blieb nur, sich weiter im Kriechtempo vorarbeiten. Als ich endlich in Sikasso angekommen war, gelang es mir nur noch auf eine Tankstelle zu fahren, den Motor abzuschalten und sofort war ich eingeschlafen.

Als Gerlind zum letzten Mal die Kinder abholte, kam sie kurz vor Bamako in einer Kurve von der Fahrbahn ab und raste in die Natur. Als ich mir ein paar Stunden später die Strecke anguckte wurde mir erst richtig klar, wie gefährlich die Situation war: das Auto war vielleicht 50 Meter im „Busch“ weiter gefahren, bevor es zum Stehen kam. Rechts und links der Strecke waren Felsbrocken und Bäume, aber mehrere Engel mussten das Auto genau dort hindurch geleitet haben, sodass niemand verletzt wurde (auch wenn das Auto nachher Schrott war).

Tatsächlich ist es in Mali viel wahrscheinlicher an einem Verkehrsunfall zu versterben als an Malaria oder sonstigen Tropenkrankheiten. Und als wir uns die verschiedenen Situationen der Vergangenheit ins Gedächtnis riefen, wurde uns neu bewusst, wie sehr wir Gottes Schutz brauchen und wie oft wir seine schützende Hand in den Jahren schon erlebt haben.

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