Afrikanische Missionare

Prospère und Djong kommen aus Kamerun und sie arbeiten seit bald 14 Jahren in Mali. In Kamerun waren sie Pastoren einer lutherischen Kirche. Etwa zeitgleich dachten Anfang des damals noch jungen Jahrhunderts die Leiter ihrer Kirche und die Verantwortlichen derer dänischen Muttermission darüber nach, wie es möglich sein könnte, Missionare von Kamerun nach Mali zu senden – also in ein Land, wo deutlich weniger Christen und viel mehr Muslime leben. Man unternahm mehrere Reisen nach Mali und trat dort mit Verantwortlichen der Kirchen in Verbindung. Was erst ein Gedanke war, wird

Prospère

zu einem Entschluss: Die dänische Missionsgesellschaft hilft mit den Finanzen, die kamerunische Kirche sucht nach Menschen, die bereit sind, in Mali von Jesus zu erzählen. Die Information geht in die Kirchen und Prospère und Djong werden von Glaubensbrüdern angesprochen, ob sie sich das vorstellen können. Sie bewerben sich, müssen erst von ihrer Ortsgemeinde und dann von den übergeordneten Stellen Empfehlungsschreiben bekommen, bis es dann zu einem Vorstellungsgespräch kommt. Die „Werbung“ durch die kamerunische Kirchenleitung sieht anders aus, als man sich das vorstellt: in schillernden Beschreibungen wird ihnen dargestellt, wie furchtbar Mali sei: Wüste, wenig Christen, schwierige Lebensverhältnisse… Aber sie lassen sich nicht abbringen. Es bewerben sich deutlich mehr Leute, als genommen werden können. Warum? Was bewegt sie, verantwortungsvolle Aufgaben in der Kirche ihres Heimatlandes aufzugeben, um als Missionare nach Mali zu gehen? Die Antwort darauf bekomme ich indirekt durch die Andacht, die Djong gestern und heute bei unserer jährlichen Mitgliederversammlung hält: „Hast Du mich lieb?“ – die Frage, die Jesus nach seiner Auferstehung an Petrus stellt, beleuchtet er für uns. Und diese Liebe zu Jesus kann man ihnen abspüren. Prospère hat eine feine Art und ein so verschmitztes Lächeln, dass es eine Freude ist ihn zu erleben. Djong lacht so aus vollen Herzen und Bauch, dass man den Eindruck hat, die Erde vibriert und man mitlachen muss.

Djong

Aber zurück zu ihrer Geschichte: gemeinsam mit ihren Familien und 4 anderen Pastoren plus Anhang machen sie sich 2008 auf den Weg nach Mali. Aber nicht mit Auto oder Flugzeug: mit all ihrem Gepäck fahren sie nur mit öffentlichen Transportmitteln – und das sind keine ICEs, sondern Klein- und Reisebusse zum Teil in erbärmlichem Zustand. Zuerst geht es durch Nigeria, dann durch den Niger – dort werden sie an der Grenze aufgehalten. 12 Erwachsene mit reichlich Kindern, die vorgeben, von Kamerun nach Mali zu wollen – das ist suspekt. Keine Weiterreise! Unterkünfte gibt es nicht. Sie müssen unter freiem Himmel campen, 8 Tage lang und nichts passiert, mit Sack und Pack und allen Kindern. Prospères Frau ist im sieben Monat schwanger, aber auch sie bekommt keine Sonderbehandlung. Warten, beten, die Kinder trösten. Nach 8 Tagen kommt die Polizei und will alle zusammen aufs Kommissariat bringen, was in der Regel eher eine Verschlechterung der Situation erwarten lässt. Da steht ein Wachmann auf: er habe diese Leute jetzt 8 Tage lang beobachtet und er habe nur Gutes an ihnen gesehen. Wenn die Polizei sie auf die Wache bringen will, dann sollen sie lieber ihn nehmen. Und zur Verblüffung der Polizisten steigt er in ihr Auto ein. Das scheint zu helfen, dieser Engel von Wachmann war wohl so überzeugend, dass die 6 Familien ihr Visum bekommen und nach Mali reisen dürfen.

Dort geht es über Gao, die Straße nach Timbouktou und dann Richtung Mopti: die Verantwortlichen hatten nicht zu viel versprochen: Wüste, Wüste, Wüste! Dann endlich, nach ewig langer Reise kommen sie bei Benjamin, einem unserer Pastoren, in Téné an. Es gibt doch Bäume in Mali, man findet freundliche Leute und zu essen! Weiter nach Bamako: dort bekommen sie provisorisch eine Wohnung: jede Familie ein Zimmer – welche ein „Luxus“! Und auch das Geld ist alle durch die unerwartet lange Reise. Aber damit nicht genug: in der Nacht klettern Diebe über die Mauern und wollen sie ausrauben. Zum Glück sind sie schlecht informiert, dachten, die Fremden seien nur zu zweit und stehen plötzlich 6 Familien gegenüber – einige nehmen gleich den Rückweg über die Mauer, die anderen versuchen sich mit irgendwelchen Sprüchen rauszureden…

Das war der Anfang. Mehr Stoff zum Entmutigen kann man sich wohl kaum vorstellen. „Habt Ihr manchmal gedacht die Sachen zu packen und zurückzugehen?“ Ein klares „Nein“ kommt aus ihrem Mund. Rückzug war keine Option. Nicht weil sie so charakterstark sind, nicht weil sie fest entschlossen einer Überzeugung folgen und erst recht nicht, weil sie dickköpfig sind. Die Liebe zu Jesus hat sie nach Mali gehen lassen und dort leben sie jetzt seit 13-14 Jahren, vermissen einen Teil ihrer Kinder und ihre Enkel, die in Kamerun geblieben sind und erzählen mir ihre Geschichte ohne Bitterkeit, ohne Vorwurf gegen irgendwen, sondern oft laut lachend und voll Dankbarkeit gegenüber Gott und denen, die ihnen auf dem Weg und in Mali geholfen haben.

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