Und es geht doch!

Vor 2 Jahren haben wir begonnen ein Projekt zu entwerfen, damit wenig betuchte Mitglieder unserer Partnerkirche mit fast zinsfreien Kleinkrediten ihr Einkommen verbessern können. Ein ganzes Jahr haben die Vorbereitungen, Beratungen, Gespräche mit Kirchenvertretern gedauert. Ungeduldig fragten immer mehr Leute, wann es denn endlich los gehen würde. Zahlreich waren die mal laut mal leise geäußerten Kritiken: das Geld würden eh viele nicht zurückzahlen. Die Kredite würden die Menschen eher in Schwierigkeiten bringen als ihnen helfen, weil sie das Geld doch für etwas anderes ausgeben würden als für das geplante Kleinprojekt. Das maximal zur Verfügung gestellte Geld von 150 Euro sei viel zu gering, um damit wirklich etwas anfangen zu können und so weiter. Ein ganzes Buch und zahlreiche Artikel gibt es dazu, warum so etwas nicht funktionieren kann.

Und auch Etienne, der Hauptverantwortliche in diesem Projekt und ich waren unsicher, aber unsere Motivation war, dass vielen Menschen hier der Startpunkt fehlt, um zu etwas Geld zu kommen. Wenn man immer von einem Tag auf den anderen leben muss, dann gelingt es einfach nicht, das nötige Startkapital zusammen zu bekommen, um ein Miniunternehmen starten zu können.

Mit unglaublicher Geduld haben Etienne und Ely die Kirchen überall im Land besucht, haben das Projekt erklärt, haben Schulungen durchgeführt, wie man gut plant und berechnet, haben in jeder betroffenen Kirche ein Komitee eingesetzt, das die „kreditwürdigen“ und gleichzeitig bedürftigen Mitglieder auswählt und auch begleitet. Ganz unterschiedliche Ideen wurden verwirklicht: An- und Verkauf von Holzkohle, Herstellung von Erdnussbutter, Schuhverkauf, Kleintierzucht, ein Miniladen eröffnen…

Wenn die Kreditnehmer einer Kirche alles ordnungsgemäß zurückzahlen, wurde in Aussicht gestellt, dass im Jahr darauf erneut ein Kredit an sie vergeben wird, wenn das nicht der Fall ist, würden mindestens 3 Jahre keine Kredite mehr in diese Kirchgemeinde fließen – das klingt hart, aber eine gewisse soziale Motivation hilft oft.

Jetzt ist ein Jahr rum. Etienne kommt gerade von einer Reise zurück, bei der es um die Rückzahlung der Kredite ging und alle, ja alle ca. 30 Kreditnehmer haben ordnungsgemäß und pünktlich zurückgezahlt. Nur wenige haben Probleme mit ihrem Projekt gehabt, weil eine Ziege gestorben ist oder die eingekauften Waren viel teurer wurden als geplant. Fast alle haben Profit gemacht und ihr Leben ein bisschen verbessern können. Aber es sind ja nicht nur die 150 Euro gewesen. Sie haben gelernt – aus Erfolg wie aus Fehlern, sie sind ein Stück weiter gekommen darin, ihr Leben auch in finanziellen Dingen in die Hand zu nehmen und nicht auf die Hilfe anderer zu hoffen und sie können besser planen, durchrechnen, den zu erwartenden Erfolg abschätzen.

Etienne, Ely und ich sind sehr ermutigt: die lange Vorbereitung hat sich gelohnt! Ihr große Einsatz hat sich ausgezahlt! Die unzähligen Telefonate mit den Miniunternehmern waren nicht umsonst. Das Projekt kann in die nächste Phase gehen und ist nicht, wie manche zu Anfang dachten, zum Scheitern verurteilt. Ja, es geht doch!

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