Fastenmonat Ramadan

Von 6:28 Uhr bis 18:43 in Bamako – nichts essen, nichts trinken – bei bis zu 40°C im Schatten. Nichts essen ist das eine, aber wirklich über 12 Stunden keine Flüssigkeit zu sich nehmen… Mich wundert es nicht, dass viele um die Mittagszeit irgendwo anhängen, halb wach, halb dahindämmernd, bis die Hitze etwas nachlässt und der Sonnenuntergang näher rückt. „Die ersten Tage sind die schwersten“, sagt man mir, „danach gewöhnt man sich dran.“ Ich bin mir nicht sicher. Aus der Zeit, in der wir noch dauerhaft in Mali gelebt haben, meine ich mich an anderes erinnern zu können – eine immer gereiztere Stimmung, je länger es dauerte. Ich treffe „meinen“ Taxifahrer, frage ihn, wie es ihm geht und erhalte die malische Standardantwort: „alles in Ordnung“. Ich werde ein bisschen konkreter und drücke mein Mitgefühl aus, dass es bei der Hitze sicher sehr schwer ist zu fasten und erhalte ein zustimmendes Nicken – ein bisschen erschöpft, aber freundlich.

Am frühen Abend (noch vor Sonnenuntergang) unterhalte ich mich mit dem Brotverkäufer. Nein, es ginge ihm absolut nicht schlecht, der Fastenmonat würde ihm vielmehr immer wieder Kraft geben. Bei der Verkäuferin der leckeren hackfleischgefüllten Teigbällchen ist angespannter Hochbetrieb. Noch mehr Menschen als sonst stehen Schlange, damit sie rechtzeitig mit ihrem Einkauf zu Hause sind. Fast schäme ich mich, dass ich auch anstehe und ich möchte die Fastenden vor lassen. Zu meiner Überraschung sagt ein Malier, als ich meine Portion erhalte und das Geld zücke, ich könne gehen, er würde für mich bezahlen. … das habe ich auch nicht oft erlebt… Kurz drauf ist die Sonne verschwunden und überall sitzen fröhliche Menschen, trinken, essen, schwatzen, lachen – entspannte Atmosphäre. Wieder komme ich am Taximann vorbei: „Komm essen“ ruft er mir fröhlich zu und ich winke dankend zurück.

Muslime in aller Welt fasten, weil das zu ihren religiösen Pflichten, den Säulen des Islam gehört. Ich bin froh, dass ich als Christ keine Leistungen erbringen muss, um Gott zu gefallen, dass, wenn ich selbst faste, es kein religiöses Gebot ist. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass es auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl schafft, wenn überall auf der Welt Menschen zur selben Zeit fasten – täglich miteinander leiden, sich dann am Fastenbrechen erfreuen und nach einem Monat das Ende des Fastenmonats gemeinsam feiern. Dieser Aspekt könnte mir gefallen!

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