Palmsonntag

Gestern war ich zum Gottesdienst in der Kirche in Moribabougou, einem Stadtviertel von Bamako. Dem Kirchenjahr entsprechend predigte ich über den Einzug Jesu in Jerusalem, wo er auf einem Esel in die Stadt reitet und die Menschen Palmzweige und Kleidung sozusagen als roten Teppich auf den Weg legen und seine Ankunft feiern – wenige Tage bevor sie „kreuzige ihn!“ rufen…

Vor vielen Jahren war ich einmal zum Palmsonntag in einer Kirche in Kampala, der Hauptstadt Ugandas und die Pastorin erläuterte den Gottesdienstbesuchern erst einmal, was denn ein Esel ist, da diese Tiere in Kampala wohl kaum gesehen werden – das ist in Mali nun wirklich nicht nötig. Und es weiß auch jeder, wie ein Palmzweig aussieht. Trotzdem dachte ich mir, ist es hilfreich, wenn ich zur Veranschaulichung einen mitbringe. Daher machte ich mich am Samstag mit einer Säge auf den Weg zur nächsten Palme und beschafft mir einen, der noch so gerade hinten auf unseren Pickup passte. Auf dem Weg zum Gottesdienst ging dann mein Blick nach hinten und ich stellte fest, dass da kein Palmzweig mehr zu sehen war: Unser fleißiger Wächter hatte ihn auf dem Auto entdeckt, sich gefragt, wie denn dieses dreckige Ding dahin gekommen ist und ihn kurzerhand entsorgt. So hielt ich unterwegs Ausschau nach einem Ersatz, fand aber keinen. Na, geht auch ohne…

 Nicht gerechnet hatte ich allerdings mit dem Frauenchor. Die Damen waren nämlich sehr gut vorbereitet und als ihr Lied im Gottesdienst erklingen sollte, zückte jede einen grünen Zweig (wenn auch keinen Palmzweig) wedelte damit herum und so zogen sie in die Kirche ein.

Damit aber nicht genug: Eine der Frauen – sie war nicht gerade die schlankste – spielte den Esel und trug „Jesus“, der von einem Kind dargestellt wurde, während des Liedes durch den Raum.

Also, alle Sorge bezüglich Anschaulichkeit umsonst: die Frauen hatten mich mit ihrer Gesangs- und Theatereinlage weit übertroffen.

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