Beerdigung im Dorf

Am Ende unseres 2-tägigen Aufenthaltes in Bougoula nehmen wir noch teil an einer islamischen Beerdigung. Ein Mann aus dem Dorf ist in der Nacht verstorben und um 14:00 ist die Beisetzung vorgesehen. Anders als in Deutschland, wo wir als Fremde, die den Verstorbenen nicht gekannt haben, auch an der Beerdigung nicht teilnehmen würden, ist es hier, wo wir Gäste im Dorf sind, als Zeichen der Anteilnahme wichtig, dass wir nicht einfach weiter unserer Arbeit nachgehen. Also machen wir uns um 14:00 auf den Weg zur Moschee und warten, bis dort die Gebete zu Ende gesprochen sind. Daraufhin wird direkt vor deren Tür der Leichnam in Tüchern aufgebahrt und ein paar Gebete gesprochen. Als sich dann die Menschen aufmachen zum Friedhof, folgen wir ihnen. Von überall her aus dem Dorf strömen nun die Männer zur Grabstätte, es sind wohl mehrere hundert, überall herrscht Schweigen. Dort angekommen bleiben manche in einiger Entfernung stehen, andere gehen bis zum Loch, das schon am Morgen in die Erde gegraben wurde und in das nun der Leichnam gelegt wird.

Vielleicht 15 Minuten stehen alle schweigend da, dann werden wohl noch Gebete gesprochen, denn viele knien sich nun hin.

Danach gehen alle zügig zum Dorfplatz zurück, dabei kommen wir an dem Hof vorbei, in dem die Frauen alle sitzen: sie nehmen nicht an der Beerdigung als solche teil, sondern haben sich dort separat versammelt.

Auf dem Dorfplatz sind Matten ausgelegt, auf denen schon einige meist alte Männer sitzen. Drum herum werden zahlreiche Blechstühle aufgestellt, auf die sich nun die Männer setzen. Einige der Alten sprechen ein paar Worte der Begrüßung, dabei reden sie selbst nur sehr leise und ein jüngerer Mann wiederholt ihre Worte für alle hörbar. Die Anwesenden legen derweil kleine Geldbeträge zusammen, mal umgerechnet nur ein paar Cent mal ein paar Euro – alles sehr unkompliziert in eine Büchse oder von einer Hand in die andere nach vorne gereicht. Dann werden kleine Heftchen unter den auf der Matte sitzenden ausgeteilt – offensichtlich Koranverse oder eine komplette Sure. Die Sitzenden beginnen nun vor sich hin murmelnd diese zu lesen – jeder in seinem Tempo. Verwundert stelle ich fest, dass, wenn einer zum Ende gekommen ist, er das Heftchen in die Mitte legt, sich ein anderes nimmt und wieder von vorne anfängt. Später erfahre ich, dass diese Sure 50-mal gelesen werden muss und, weil aber nur vielleicht 20 Leute rezitieren, jeder mehrfach dran kommt – keine Ahnung wer da dann wirklich mitzählt. Schließlich ergreift vermutlich der Imam das Wort, erst zitiert er eine lange Reihe von Koranversen auf Arabisch, dann wechselt er ins Bambara. Unter anderem erklärt er den Leuten, dass sie nach Abschluss der Zeremonie noch zum Essen eingeladen sind und dass das bei einer Beerdigung durchaus auch im Ramadan in Ordnung ist – die Sonne ist ja noch lange nicht unter gegangen. Dann zitiert er wieder singenderweise Koranverse. Die anderen Männer stimmen immer wieder mit „Aamina“ ein. Minutenlang Vers um Vers und immer wieder das gemeinsame „Aamina“.

Dann der Abschluss der Zeremonie: alle zusammen murmeln die 1. Sure „Al-Fatiha“ sozusagen im Chor, bevor das Essen in Schüsseln gebracht wird, sich die Menge auflöst und auch wir wieder unserer Wege gehen.

Während der Teilnahme an der Beerdigung bete ich immer wieder zu Jesus, dem Erlöser der Welt. Ich bete für den Verstorbenen, der ihn wahrscheinlich nie kennen gelernt hat, ich bete für die Menschen, mit denen ich hier zusammen sitze und bitte den, der alles getan hat, damit sie Gott nahe kommen können, dass er ihnen die Herzen und Augen öffnet für seine Liebe und die Hoffnung über den Tod hinaus.

 

 

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