Das letzte Passamahl

Als es Abend geworden war, kam Jesus mit den Zwölf.
Während sie bei Tisch waren und aßen, erklärte er: »Ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten – einer, der hier mit mir isst.« Die Jünger waren bestürzt, und einer nach dem anderen fragte ihn: »Doch nicht etwa ich?« – »Es ist einer von euch zwölf«, erwiderte er, »einer, der mit mir das Brot in die Schüssel taucht. Der Menschensohn geht zwar den Weg, der ihm in der Schrift vorausgesagt ist; doch wehe dem Menschen, durch den er verraten wird! Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nie geboren worden.«

Im weiteren Verlauf des Essens nahm Jesus Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es den Jüngern mit den Worten: »Nehmt, das ist mein Leib.« Dann nahm er einen Becher mit Wein, sprach ein Dankgebet, gab ihn den Jüngern, und sie tranken alle daraus. Er sagte zu ihnen: »Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Ich sage euch: Ich werde nicht mehr vom Saft der Reben trinken bis zu dem Tag, an dem ich den neuen Wein trinken werde im Reich Gottes.« Nachdem sie dann ein Loblied gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Ihr werdet euch alle von mir abwenden. Denn es heißt in der Schrift: ›Ich werde den Hirten töten, und die Schafe werden sich zerstreuen.‹                 Mk 14,17-27

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße

Das Passafest stand nun unmittelbar bevor. Jesus wusste, dass für ihn die Zeit gekommen war, diese Welt zu verlassen und zum Vater zu gehen. Darum gab er denen, die in der Welt zu ihm gehörten und die er immer geliebt hatte, jetzt den vollkommensten Beweis seiner Liebe. Er war mit seinen Jüngern beim Abendessen. Der Teufel hatte Judas, dem Sohn von Simon Iskariot, bereits den Gedanken ins Herz gegeben, Jesus zu verraten. Jesus aber wusste, dass der Vater ihm Macht über alles gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und wieder zu Gott ging. Er stand vom Tisch auf, zog sein Obergewand aus und band sich ein leinenes Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Waschschüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen, das er sich umgebunden hatte. Simon Petrus jedoch wehrte sich, als die Reihe an ihn kam. »Herr, du willst mir die Füße waschen?«, sagte er. Jesus gab ihm zur Antwort: »Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; aber später wirst du es begreifen.« – »Nie und nimmer wäschst du mir die Füße!«, erklärte Petrus. Jesus entgegnete: »Wenn ich sie dir nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir.« Da rief Simon Petrus: »Herr, dann wasche mir nicht nur die Füße, wasch mir auch die Hände und den Kopf!« Jesus erwiderte: »Wer ein Bad genommen hat, ist ganz rein; er braucht sich später nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, allerdings nicht alle.« Jesus wusste, wer ihn verraten würde; das war der Grund, warum er sagte: »Ihr seid nicht alle rein.«

Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, zog er sein Obergewand wieder an und kehrte an seinen Platz am Tisch zurück. »Versteht ihr, was ich eben getan habe, als ich euch die Füße wusch?«, fragte er sie. »Ihr nennt mich Meister und Herr, und das mit Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Meister, euch die Füße gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. Denkt daran: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr, und ein Bote ist nicht größer als der, der ihn sendet. Ihr wisst das jetzt alles; glücklich seid ihr zu nennen, wenn ihr auch danach handelt. Ich rede nicht von euch allen. Ich kenne die, die ich erwählt habe; aber was in der Schrift vorausgesagt ist, muss sich erfüllen: ›Der, mit dem ich mein Brot geteilt habe, hat sich gegen mich gewandt.‹ Ich sage euch das schon jetzt, bevor es eintrifft, damit ihr, wenn es dann geschieht, an mich als den glaubt, der ich bin. Ich versichere euch: Wer jemand aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.«                                                                                      Joh. 13,1-20

Palmsonntag

Eine etwas andere Karwoche… und heute ist Palmsonntag. Um eine kleine Verbindung zwischen Mali und Deutschland in dieser Woche zu schaffen, hatte ich folgende Idee: Ein malischer Bekannter von uns ist ein begnadeter Schnitzer und in den letzten Jahren hat er manche Motive aus dem Umfeld der Ostergeschichte „zu Holz gebracht“. Jedes Mal, wenn ich jetzt in Mali bin, bitte ich ihn, einen anderen Teil der Geschichte zu schnitzen und so entstehen Stück für Stück andere Episoden.

Die bisherigen Szenen werde ich in der kommenden Woche fotografieren und zusammen mit den entsprechenden Bibeltexten auf unseren Blog setzen. Vielleicht inspiriert es Euch hier und da einen anderen Blick auf die Ostergeschichte zu bekommen.

Als sie nicht mehr weit von Jerusalem entfernt waren und in die Nähe von Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger voraus. Er gab ihnen folgende Anweisung: »Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht. Gleich beim Ortseingang werdet ihr eine Eselin finden, die angebunden ist, und bei ihr ein Fohlen. Bindet sie beide los und führt sie zu mir. Und sollte jemand etwas zu euch sagen, dann antwortet: ›Der Herr braucht die Tiere.‹ Dann wird man sie sofort mit euch gehen lassen.« Das geschah, weil sich erfüllen sollte, was durch den Propheten vorausgesagt worden war: ›Sagt der Tochter Zion: Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.‹ Die beiden Jünger machten sich auf den Weg und führten alles so aus, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Mäntel über die Tiere, und Jesus setzte sich darauf. Scharen von Menschen breiteten ihre Mäntel auf dem Weg aus; andere hieben Zweige von den Bäumen ab und legten sie auf den Weg. Vor und hinter Jesus drängten sich die Menschen und riefen: »Gepriesen sei der Sohn Davids! ›Gesegnet sei er, der im Namen des Herrn kommt!‹ Gepriesen sei Gott in der Höhe!« So zog Jesus in Jerusalem ein. Die ganze Stadt geriet in Aufregung, und alle fragten: »Wer ist dieser Mann?« Die Menge, ´die Jesus begleitete,` antwortete: »Das ist der Prophet Jesus aus Nazaret in Galiläa.«                                                                                  Matth 21,1-11

Jetzt sogar 2 Tage eher!

Verrückte Rückreise: Eine Zeit lang stand es noch auf der Kippe, weil der Flughafen in Bamako noch kein grünes Licht gegeben hatte, aber dann, gestern um 10:00, kam der erfreuliche Anruf: Der Flug findet statt und ich kann mich am Nachmittag an den Flughafen begeben. Und dann schon am Eingang der Schock: bei der Kontrollmessung zeigt das Thermometer bei mir 37.8 °C an: „Sie haben leichtes Fieber“ sagt mir der malische Beamte und fragt mich nach sonstigen Krankheitserscheinungen. Zum Glück kann ich ihm glaubhaft versichern, dass ich mich völlig gesund fühle und so lässt er mich erst mal rein – die eigentlichen Kontrollen durch das Flugzeugpersonal kommen ja noch. Es lebe das Adrenalin! Was, wenn die mich jetzt zurück schicken? Und dann kurze Zeit später die eigentlichen Kontrollen: Vor mir etliche Leute und einer nach dem anderen wird zunächst mal zur Seite geschickt wegen Fieber. Beim fünften wird dann der Prüfer skeptisch, testet an einem Kollegen das Thermometer und stellt fest, dass es kaputt ist. Durchatmen! Tatsächlich habe ich dann bei allen 3 folgenden Kontrollen Normaltemperatur.

Wir fliegen mit einer belgischen Militärmaschine: Belgier, Holländer, Deutsche, insgesamt vielleicht 150 Leute: kein Luxusflieger, Sandwich statt Menü, Sprite statt französischen Rotwein – aber wen interessiert das? Gegen 3 Uhr in der Nacht landen wir in Brüssel auf dem Militärflughafen und werden dort von Angehörigen der deutschen Botschaft begrüßt, die nicht nur einen Bus organisiert haben, der uns direkt zum Kölner Bahnhof bringt, sondern auch noch Sandwichs und Wasser für uns organisiert haben. Wahnsinn, ich bin absolut begeistert von dem, was die Botschaften in Mali und Belgien da organisiert haben: top Kommunikation, unglaubliches Engagement und das mit einer großen Ruhe und Gelassenheit!

Und so sitze ich hier im Zug nach Leipzig und bin letztlich sogar zwei Tage eher zurück als ursprünglich geplant und kann so nächste Woche wieder in die Arbeit der Praxis einsteigen. Halleluja!

Und am Rande noch eine kurze Beobachtung: In Mali tragen in den letzten Wochen mehr und mehr Leute einen (meist selbst genähten) Mund-Nase-Schutz. In Belgien war er absolutes Muss. Hier in Deutschland habe ich – bis auch ein paar Asiaten – noch keinen damit gesehen und blicke immer wieder in ein dezentes Lächeln im Gesicht meiner Gegenüber, weil ich einen trage – so unterschiedlich sind die Einschätzungen, was sinnvoll ist.

 

„…aber es besteht kein Grund zur Panik!“

Kaum ein Satz wurde in den letzten Wochen so häufig gesagt, wie dieser. Politiker haben ihn vom ersten Tag der Corona-Epidemie gerne in den Mund genommen und immer und immer wiederholt. Dabei gibt es kaum einen Satz, der sinnfreier ist als dieser. Denn wann hat man mal einen Politiker sagen hören: „o.k., jetzt besteht wirklich Grund zu Panik!“ Wie denn auch, Panik ist ja eine irrationale Reaktion auf eine empfundene Bedrohung. Der Duden schreibt „Durch eine plötzliche Bedrohung, Gefahr hervorgerufene übermächtige Angst, die das Denken lähmt und zu kopflosen Reaktionen führt“. „Kein Grund zur Panik“ ist also an sich paradox, weil eine „kopflose Reaktion“ eben nicht begründet ist.

Was aber ist die Botschaft hinter diesem Satz? Warum wird er so oft gebraucht, wo er doch so sinnlos ist? Ich denke, er suggeriert zwei Dinge und beide sind bedenklich:

  • Man geht davon aus, dass die normale Reaktion der angesprochenen Bevölkerung die der Panik ist, kopflos, gelähmtes Denken, irrational. Dem tritt man entgegen, indem man beschwichtigt.
  • Der Sprecher will vermitteln, dass er alles im Griff hat. Hier die hilf- und kopflose Bevölkerung und da der rationale Minister, der Abgeordnete, der Virologe, der Pulmologe, der das Zepter in der Hand hält.

Aber ach, so ist es ja gar nicht. Natürlich gibt es irrationale Reaktionen wie wilde Hamsterkäufe und Chloroquinvergiftungen, aber insgesamt finde ich uns eigentlich erfreulich rational. Eigentlich sind wir gar nicht so unselbstständig in unserem Denken und Handeln, wie man das meinen könnte: die meisten Leute halten sich an die Regeln und gleichzeitig gibt es auch ernstzunehmende Stimmen, die die Maßnahmen hinterfragen – was ist denn wirklich sinnvoll und was ist eher eine panische Reaktion der Entscheidungsgeber? Ja, auch das gibt es, denn wir haben durchaus verstanden, dass unsere Chefetage nicht alles im Griff hat und es somit sinnvoll ist, mit einem gesunden Menschenverstand Dinge zu hinterfragen und trotzdem solidarisch zu bleiben und nicht nach seinem persönlichen Gutdünken zu entscheiden.

Manchmal möchte ich mich an unsere Politiker wenden und ihnen Mut zusprechen: „Kein Grund zu Panik – wir sind durchaus noch denk- und handlungsfähig.“

… und dieser Beitrag hatte jetzt mal gar nichts mit Mali zu tun 🙂

Ich sitze hier und schneide Speck…

… und wer mich lieb hat, holt mich weg. Ne, stimmt gar nicht, ich schneide Mangos und dass mich keiner abholt, heißt nicht, dass mich keiner lieb hat. Im Gegenteil: es kommen so viele freundliche Mails von Euch, aber wenn ich auf „antworten“ klicke, gehen nur meine geschriebenen Worte, nicht aber ich selbst zurück. „Beam me up, Gerlind“, hat auch noch nicht geholfen. Also sitze ich weiter hier in Bamako und schneide meine Mangos – es gibt Schlechteres. Aber so bin ich: wenn mir jemand vor ein paar Wochen angeboten hätte, eine kostenlose Woche Urlaub in Bamako zu verbringen, ohne große Verpflichtungen, gemütlich unter dem Ventilator sitzen, ein Buch lesen, mit Freunden und der Ehefrau chatten, zwischendurch ein Plausch mit malischen Freunden hier und da und dann mal eine Runde joggen oder Fahrrad fahren – ja, da hätte ich doch nie „nein“ gesagt. Aber jetzt muss ich ja hier sein und sofort sieht das anders aus. Natürlich gibt es viele Gründe, warum ich jetzt auch zu Hause wichtig wäre und, na klar, wie gerne würde ich meinem Kollegen in der Praxis jetzt zur Seite stehen können –  nur, die Alternative habe ich im Moment nicht.  Aber statt mich an meinem „Sonderurlaub“ zu freuen, hadere ich damit: ich müsste doch, ich würde viel besser, ich könnte eigentlich…

Und wie luxuriös ist mein Leben hier: die deutsche Botschaft kümmert sich darum, dass ich (wann auch immer) wieder nach Deutschland komme, meine Ernährungssituation könnte nicht komfortabler sein (um die Ecke eine freundliche Dame, die für wenig Geld sehr leckere Reisgerichte kocht, Mangos, Papaya, Orangen, Bananen…, Kaffee, Müsli, frisch geröstete Erdnüsse und noch so vieles mehr).

Nein, ich bin hier nicht auf Lesbos und auch nicht im Niemandsland zwischen der Türkei und der EU ohne irgendeine positive Perspektive. Ich bin nicht wegen Corona in den Slums von Manila eingesperrt mit der Aussicht buchstäblich zu verhungern. Ich habe keine Sorge, dass mich mein Partner zu Hause verprügelt, weil er einen Lagerkoller bekommt. Ich muss nicht fürchten Monate oder Jahre hier auf dem Abstellgleis zu sein. Ich habe einen sehr komfortablen Aufenthalt in einem Land, in dem ich 10 Jahre lang gerne gelebt habe mit Dach über dem Kopf und allem, was ich brauche. Was ist also mein Problem? Das bin vielleicht ich selbst!?!

 

P.S.: Na gut, wenn ich ehrlich bin, arbeite ich auch hier weiter, aber deutlich weniger als sonst, weil alle Sitzungen und Versammlungen ausgefallen sind.

 

…wenn das Wasser sprudelt

Vielleicht mal was Schönes…

Heute waren Etienne und ich in Niamana, wo die erste I-ni-sini-Schule steht und auch wenn heute wegen der Epidemie keine Kinder zum Unterricht kamen (leider wollte Etienne die Nationalhymne nicht alleine singen), war heute ein besonderer Tag: Wasser für die Schule!! Trinkwasser hier in Niamana zu bekommen ist ein echtes Problem, denn der Grundwasserspiegel ist sehr niedrig. Um die Bäume der Schule zu gießen, muss das Wasser von weiter weg von einem Tiefbrunnen geholt werden und die Kids müssen ihr eigenes Wasser mitbringen – was nicht immer gelingt und gerade jetzt im heißen März auch eine ganze Menge sein muss. Darum hatten wir uns entschlossen mit Geldern vom Verein „Radfahren für Mali“ eine Tiefbohrung durchzuführen. Das ist immer eine spannende Angelegenheit, denn das Unternehmen hat zwar technische Mittel und viel Erfahrung, um zu sagen, an welcher Stelle Wasser zu finden ist, aber wie tief man dafür bohren muss, können sie nicht vorhersagen. Und das Risiko liegt auf Seiten des Auftraggebers. Sprich: je tiefer die Bohrung desto teurer und wenn gar kein Wasser gefunden wird, muss man trotzdem zahlen. Darum hieß es hoffen und beten! Nach über 100 Metern stießen sie zum ersten Mal auf Wasser, aber die Menge, die da zu erwarten war, würde nicht ausreichen. Also wurde weiter gebohrt und dann, bei 180 Metern, endlich, stießen sie auf ausreichend Wasser! Mittlerweise war es dunkel geworden, aber alle standen noch erwartungsvoll da und freuten sich, als das wichtige Nass endlich aus der Bohrung kam.

Das war vor dem Wochenende und heute dann wurde kräftig leer gepumpt, damit man feststellen konnte, wieviel Wasser denn gefördert werden kann. Und da ich eh ja ein reduziertes Programm habe, ließ ich es mir nicht nehmen dabei zu sein! Und auch viele Leute aus dem Viertel kamen, um von dem herausgepumpten kostenlosen Wasser zu profitieren. Die Bäume auf dem Schulhof bekamen satt zu trinken und Kinder durften tatsächlich damit rummatschen, ohne dass jemand schimpfte.

Nicht nur die Schule wird profitieren von dieser Tiefbohrung, auch die Kirchgemeinde nebenan freut sich schon riesig und ebenso die Nachbarn werden nun eine deutlich leichtere Wasserversorgung haben.

Und wenn Ihr Euch heute Abend oder Morgen früh die Zähne putzt und einfach so gedankenlos den Wasserhahn aufdreht, dann macht ihn mal kurz wieder zu, nehmt die Zahnbürste aus dem Mund und dankt Gott für den Luxus von fließendem Wasser!

Kuschelgottesdienst

Trotz Ausnahmezustand auch in Mali gehen im Moment die Gottesdienste noch weiter – da hat sich der Staat dann wohl noch nicht getraut, dem Einhalt zu gebieten. Und so war ich heute in Dara, eine ganz kleinen Buschgemeinde – mal kämen 4 oder vielleicht 6 Leute, mal seien es auch 10 wurde mir angekündigt. Zu meinem positiven Erstaunen begrüßten sich fast alle dort ohne die Hände zu schütteln und die, die es vergessen hatten, wurden lachend darauf hingewiesen… Das hätte ich auf dem Land nicht erwartet.

Nun, letztlich kamen zum Gottesdienst 21 Erwachsene und fast so viele Kinder – eine Freude, dass so viele da waren. Nur war der Gottesdienstraum ca. 10 m² groß – da war es dann vorbei mit dem verordneten Sicherheitsabstand und wir hockten dicht gedrängt beieinander – nicht gerade die beste Sicherheitsvorkehrung aber eine sehr schöne Atmosphäre!

Zum Übersetzen war B. mitgefahren, ein Lehrer der I-ni-sini-Schule. Er übersetzte mit so einem Tempo und Temperament, dass seine Übersetzung manchmal fast schon abgeschlossen war, bevor ich meinen Satz beendet hatte… Ich glaube, ich habe noch nie so einen flüssigen Übersetzer erlebt. Darauf angesprochen zeigte er sich erfreut: „Weißt Du, ich habe mir heute Morgen extra Zeit genommen, um dafür zu beten, dass ich gut übersetze“. Das Gebet hat Gott nun ganz offensichtlich erhört! B. ist wirklich ein Mann, der betet, das war mir bei meinen Schulbesuchen schon aufgefallen. Heute erzählt er ein bisschen aus seinem Leben. Es ist noch gar nicht lange Christ und ein Hüftleiden brachte ihn dazu sich über den Glauben Gedanken zu machen. Ein Onkel war Christ, von dem hatte er schon ein bisschen gehört, aber dann habe Jesus ganz direkt zu ihm gesprochen und seitdem sei er mit Haut und Haaren Christ. „Das erzähle ich sonst nicht so. Weißt Du, das ist hier nicht so ganz einfach – die Leute denken dann schnell, man hielte sich für etwas Besonderes.“ Und doch kommt es ganz selbstverständlich von ihm rüber. Und er erlebt Gott so lebendig, dass es eine Freude ist, etwas von seinem Glauben sehenzu können.

Fasten statt Hamstern!

Vieles geht nicht mehr, was gerade noch völlig normal war. Auch hier in Mali ändert sich Manches: tatsächlich werden kaum mehr Hände geschüttelt, überall wird Desinfektionsmittel gereicht und Menschen halten Abstand – selbst heute auf der Sitzung des Schulkomitees saßen wir mit gebührendem Sicherheitsabstand voneinander – Mali nimmt Corona ernst, auch ohne dass hier der erste Fall nachgewiesen werden konnte.

Gestern sprach ich mit einer norwegischen Missionarin und äußerte, dass ich davon ausgehe, dass das Virus längst in Mali angekommen ist – wie sonst sollte man erklären, dass überall um uns herum Fälle nachgewiesen wurden aber hier nicht. „Ich glaube das schon“, sagte sie, „denn ich bete ständig dafür, dass Mali verschont bleibt.“ Da musste ich schlucken – ich bete auch seit Wochen genau darum und behauptete jetzt gleichzeitig, dass das ja gar nicht sein könne. Danke Gott für diese Lektion!

Und nun möchte ich Euch gerne einladen mit mir morgen zu fasten für diese Welt und gegen die weitere Ausbreitung des Virus. Fasten ist ja für viele eher ungewohnt (außer vielleicht aus gesundheitlichen Gründen oder zum Abnehmen…), aber in der Bibel und in einigen Zeiten der Kirchengeschichte war es etwas völlig Normales und gerade in Krisenzeichen ein Weg demütig unsere Abhängigkeit vor Gott auszudrücken. Wie wäre das, wenn wir morgen beginnen würden miteinander zu fasten und natürlich auch weiter zu beten, damit Gott eingreift in unsere gebeutelte Welt. Einfach mal an den kommenden Sonntagen auf Nahrung verzichten und Gott in Seiner Macht und Souveränität bitten sich unserer zu erbarmen.

Fasten ist kein Hungerstreik, mit dem man versucht Gott zu etwas zu bringen, was er eigentlich gar nicht tun will. Es ist auch keine Leistung, die den Fastenden irgendwie heiliger macht – es ist einfach eine geistliche Übung, die uns die Bibel auch gerade für solche Zeiten an die Hand gibt. Macht jemand mit?

P.S.: und wer jetzt ganz enttäuscht ist, weil er die Mail erst nach dem Frühstück liest, der kann trotzdem noch mitmachen 😊!

 

 

Beersheba 2

Und weil es noch so viel anderes gibt als Viren und Krankheiten hier die Geschichte von Eric, den Gründer von Beer Shéba Sénégal. Schon bei meinem letzten Besuch hatte ich von dieser Initiative gesprochen. Heute war Eric hier zu Besuch und hat dem Team von Beerscheba Mali erzählt, wie alles angefangen hat:

Als Direktor einer großen Entwicklungshilfeorganisation war er unterwegs mit einem senegalesischen Pastor. Sie kamen an einem Stück Land vorbei, das völlig wüst war – nahezu keine Bäume und Sträucher – die gibt es in der Gegend eh schon wenig, aber hier war fast nicht: ein riesiges Stück Wüste in der Savanne. Sie hielten ihr Auto an, stiegen aus und schauten sich das an, als Eric plötzlich eine Vision hatte: Vor seinen Augen sah er dieses öde Stück Land voll mit Bäumen, Tieren und tanzenden Menschen. Völlig erstaunt – Visionen, die ihm bildlich vor Augen standen, gehörten sonst nicht zu seinem Alltag – wandte er sich an den senegalesischen Pastor: „Ich weiß nicht, was da gerade passiert, aber ich habe dieses Stück Land plötzlich ganz anders gesehen.“ Da beschrieb sein Begleiter, dass er genau dasselbe gesehen hat. Also kontaktierten die beiden das nahegelegene Dorf und erkundigten sich nach diesem Stück Land. Das sei ein verfluchtes Gebiet, wurde ihnen erklärt, deshalb wächst dort nichts und niemand baut dort etwas an.

Noch völlig ohne zu wissen, was daraus werden sollte, bemühte sich Eric um dieses Brachland und tatsächlich: da eh keiner etwas damit anfangen wollte, gab man ihm kostenlos 100 Hektar trockenen Bodens – ein riesiges Gebiet. Eric hatte länger in der Schweiz in guter Position gearbeitet und so Geld zur Seite gelegt. Das holte er von seinem Konto und zäunte damit die 100 Hektar ein – ein sehr kostspieliges Unterfangen. Spätestens da waren die Leute aus dem Dorf überzeugt, dass der Weiße (man weiß ja, dass die manchmal verrückt sind, aber so??) etwas durchgeknallt sein musste…

Eric hatte keine Ahnung von Landwirtschaft, aber er betete um Unterstützung und schon kurze Zeit später meldeten sich Leute, die mit ihm dieses Land nutzen wollten: eine Landwirtschaft, die Gottes Plan die Erde zu bebauen aber gleichzeitig auch zu bewahren, entsprechen sollte. Und so begannen sie mit einer interessanten Methode, Bäume nicht neu zu pflanzen, sondern die natürliche Regeneration von Bäumen und Sträuchern wieder nutzbar macht. Schon nach drei Jahren war aus dem öden, verfluchten Land eine grüne Oase geworden. Viehzucht kam dazu – ohne Antibiotika; zur Nahrung dienende Pflanzen wurden als Permakultur angelegt. Gleichzeitig wurden den jungen Mitarbeitern nahe gebracht was Gott in der Bibel über das ganzheitliche Leben der Menschen sagt.

2002 war Eric das erste Mal auf diesem Grundstück, 2009 gab er seinen guten Arbeitsplatz auf, um sich ganz Beerscheba zu widmen. Mittlerweile wurden dort 140 junge Leute ausgebildet. Ein Jahr lang sind sie jeweils dort, lernen viele Techniken der Landwirtschaft, der Viehzucht, aber auch das Leben in Gemeinschaft. In dieser Zeit lesen sie die Bibel komplett durch und versuchen zu verstehen, was Gott gerade zu den ganz alltäglichen Dingen des Lebens sagt.

Warum „Beerscheba“?

Abraham war, nachdem er aus Angst den König Abimelech hintergangen hatte, von ihm weggeschickt worden. Aber dann schließen die beiden einen Bund denn Abimelech sah, dass „Gott mit Abraham war, in allem, was er tat“. Das ist Erics Wunsch, dass durch die gesegnete Arbeit auf diesem einst verfluchten Land, Gott den Menschen in der Umgebung in seiner Liebe begegnet.