
Gestern waren wir zum Gottesdienst in Quinzambougou (das ist für Fortgeschrittene – wer Soufouroulaye aussprechen konnte, dann das hier mal versuchen!), der Gemeinde, die als Erste hier in Bamako im Rahmen der AM gegründet wurde und eine der größten ist. Wir sind relativ zeitig und werden erstmal in’s Büro des Pastors (der auch Präses unsres Partnerbundes ist) geführt. Dort plaudern wir einige Minuten mit ihm und anderen Männern der Gemeinde. Als einer der Chöre schon vor offiziellem Beginn des GD anfängt zu singen und zu spielen, verstehen wir fast nichts mehr von dem, was die Malier sagen. Offensichtlich hören diese besser, denn sie fahren ungerührt fort, Absprachen für den GD und Themen für die Abkündigungen auszutauschen. Derjenige, der für die Informationen zuständig ist, holt einen leeren Block raus und fängt in Ruhe an zu notieren, was ihm gesagt wird. Ich (Gerlind) muss schmunzeln, weil sie daran denkt, wie sehr wir als GD- Leiter in unserer Gemeinde darum „kämpfen“, dass uns die Infos bis spätestens einen Tag vorher mitgeteilt werden…
Als die nötigen Infos geklärt sind (und der Gottesdienst im Saal schon begonnen hat) spricht der Pastor das Anliegen eines Gemeindemitglieds an: Der junge Mann möchte heiraten, hat aber kein Geld für eine große Feier und fragt, ob man die Trauung im Rahmen eines normalen Sonntags-Gottesdienstes machen könne? (So schnell kann man in einer Gemeindeleitungssitzung landen! 🙂) Die Gefragten sehen darin kein Problem, einer empfiehlt aber noch, dass man erst noch die Braut und ihre Familie fragen solle, ob das auch in ihrem Sinne sei…
Der Gottesdienst ist dann „Kontrastprogramm“ zu denen in den beiden kleinen Dorfgemeinden, in denen wir die letzten Sonntage waren.
Einige Schlaglichter:
* Ich darf mich heute zu den Frauen setzen und genieße es wieder einmal in dieses Meer an Farben,Geschmäckern und Schönheit einzutauchen. Dass ich hier „underdressed“ bin, bin ich (inzwischen) gewöhnt…
* Babys werden auf der Frauenseite fröhlich hin und hergereicht – gleich am Anfang überquert eins gleich mal 6 Bankreihen und
landet auf dem Schoß der Frau vor mir. Mit seinen großen dunkeln Augen und dem kecken rosa Hütchen, trägt es nicht gerade zu meiner Konzentration auf den Gottesdienst bei…
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Mehrere Lieder werden vom Gottesdienstleiter angestimmt und die Instrumente setzen dann erst ein… Das Ergebnis entspricht nicht unbedingt unserer Harmonielehre und das gilt es dann ein ganzes Lied mit 10 Strophen auszuhalten…
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Da es keinen Gemeindebrief o.ä. gibt, werden alle relevanten Informationen im Gottesdienst weitergegeben. Das bedeutet hier drei verschiedene Blöcke: Im ersten werden z.B. Todesfälle bekannt gegeben. Heute schockieren gleich 2 völlig unerwartete aus Nachbargemeinden; einer der Verstorbenen wollte am Tag zuvor heiraten und ist beim „Fotoshooting“ umgefallen und war tot… Diesen Nachrichten folgt eine intensive Gebetszeit. Aber auch schöne Nachrichten wie Geburten gehören hierhin: Hierin erleben wir viele Malier sehr förmlich. Durch die Zweisprachigkeit des Gottesdienstes gibt es 2 „Moderatoren“. Heute sagt der eine auf Französisch, dass Yacouba und seine Frau zwei Jungen bekommen haben und wünscht ihnen im Namen der Gemeinde alles Gute. Dies alles sagt er zur Gemeinde gewandt. Währenddessen steht besagter Yacouba neben ihm als 2. Moderator und übersetzt das Gesagte nun – ohne mit der Wimper zu zucken – auf Bambara….🙂 Im zweiten Block geht es um die Veranstaltungen, die in der kommenden Woche anstehen und im dritten um die Bekanntgabe von drei Hochzeiten. Wenn man bedenkt, dass alles, was wir in D. dann oft noch zusätzlich an schriftlichen Informationen erhalten, in diesem Rahmen kommuniziert wird und dann auch noch zweisprachig, kann man verstehen, warum Gottesdienste deutlich länger dauern.
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Advent ist in den Gemeinden hier fast unbekannt. Zwar wird schon Wochen vorher viel von Weihnachten gesprochen,
aber es geht eher um die praktischen Vorbereitungen des großen Gemeindefestes (Weihnachten ist hier kein Familien-, sondern ein reines Gemeinschaftsfest). Aber heute geht es schon in mehreren Chorlieder um Weihnachten. Wieder einmal werden wir dankbar für die Adventszeit, die in Deutschland für uns keine vorgezogene Weihnachtszeit, sondern eine innere Hinführung bedeutet. -
Leider funktioniert Karstens Mikro bei der Predigt nicht. Für das Verständnis der Leute ist das nicht so schlimm, da er ja in Bambara übersetzt wird und das alle verstehen. Aber so entsteht ein lustiger Kontrast zwischen dem – recht leise wirkenden – Gesagten des „Directeurs“ und der Übersetzung des malischen Bruders mit der kräftigen Stimme, die eigentlich kein Mikro bräuchte, um gehört zu werden…
Und nun lassen wir nach 4 Sonntagen wieder einmal diese so ganz andere Art Gottesdienst zu feiern hinter uns. Jeder Besuch hier weitet unser Herz und bereitet es darauf vor, dass die Gottesdienst-Feiern im Himmel mit allen Nationen wohl nochmal ganz anders sein werden als alles, was wir uns bisher mit den wenigen Kulturen, die wir (ansatzweise) kennenlernen, vorstellen können.
Was für einem GOTT gehören wir, der sich in so unzähligen Kulturen und Menschen offenbart!















in Grundstück gekauft und wünscht sich, dort eine Schule bauen zu können. Gewissenhaft wird uns jeder Grenzstein gezeigt, der Brunnen begutachtet und ebenfalls ein kleines Zimmerchen, das schon gebaut wurde. Beim Plumpsklo wagen wir dann doch mal zu sagen, dass er nicht unbedingt nötig ist, uns alles zu zeigen… Abdias bekommt einen Anruf seiner Frau, dass seine Tochter bei einem Verkehrsunfall wohl den Arm gebrochen hat und ins Krankenhaus gebracht wird. Wir beten miteinander für ihre Gesundheit und eine Stunde später kommt die Nachricht, dass der Arm nicht gebrochen ist. Ein Mann kam bei dem Unfall ums Leben – auch das gehört hier zum Alltag; gerade im Verkehrt sterben so viele Leute. Nach dem Abendessen, das die Frauen aus der Gemeinde gemeinsam im Hof gekocht haben, wird Hezechiel dann doch sehr müde, so dass wir es irgendwann nicht mehr mit ansehen können und die Gesellschaft auflösen, damit er ins „Bett“ kann. Wir dürfen auf dem Dach unser Zelt aufschlagen und genießen es einmal mehr unter freiem Himmel bei Vollmond schlafen zu können. Irgendwann in der Nacht ist dann Enoc auch noch gekommen und so können wir am Morgen mit dem eigentlichen Programm starten. Zuerst denken für über einen Bibeltext nach. Ich wurde gebeten, die Bibelarbeit zu halten und bei den verschiedenen Gedanken ist mal ein zustimmendes Nicken und mal ein nicht zu interpretierendes vor sich hin schauen zu registrieren. Als ich dann allerdings einen Abschnitt des Textes anhand einer Tierfabel erläutere, sind alle hellwach, lachen, gehen mit, schütteln den Kopf und sagen mir nachher, dass sie zu diesem Text noch nie eine so leicht verständliche Auslegung gehört hätten – ich verstehe schon, warum Jesus so viel in Gleichnissen geredet hat. Und dann beten wir ein paar Stunden miteinander. Tatsächlich halten sich alle daran: das ist keine Sitzung, sondern eine Gebetszeit! Es wird nicht diskutiert, sondern verschiedene Dinge kurz erläutert und dann dafür gebetet. Wir sind dankbar, dass wir uns so treffen können und es uns wohl tatsächlich allen gut tut, eine solche Gemeinschaft miteinander zu haben.
Schule fotografieren und filmen – der Direktor ist ein langjähriger Freund von uns, so war das kein Problem und wir bekamen mit, wie engagiert die Kids hier dem Unterricht folgen (selbst obwohl ein Weißer mit seiner Kamera herumspringt): Wer die Antwort weiß, kann es kaum abwarten, dran genommen zu werden. “Moi, moi, moi” (ich, ich, ich) brüllt es aus allen Ecken durch die Klasse und unzählige Finger fliegen in die Höhe. “Wir können ihnen tausendmal sagen, dass sie sich nur melden sollen, aber sie sind dann so bei der Sache, dass sie ständig aufspringen und in die Klasse schreien.” … dieses Engagement ist
uns aus Deutschland nicht ganz so bekannt… Heute konnten wir zumindest ein Gartenbauprojekt besuchen und somit auch mal die Büros verlassen. Für die Frauen in so einem Dorf ist das immer wieder eine gute Hilfe um die Nahrung vielfältiger zu gestalten oder ein bisschen hier und da zu verkaufen. So Stück für Stück bekommt man mit, wie stark hier die
Unsicherheit das Leben der Leute beeinflusst. Viele Leute lebten fast ausschließlich vom Tourismus, der in den kühlen Monaten einiges einbrachte. Das fällt jetzt nahezu komplett weg. Auch die vielen Kunsthandwerker können ihre Produkte fast nur an Weiße verkaufen und die gibt es nun fast nicht mehr. Der Weihnachtsmarkt in Bamako war da für viele noch eine Hoffnung auf etwas Verdienst, weil gerade Menschen aus Europa und den USA dort kaufen gingen. Nach der Attacke auf das Hotel in Bamako scheint auch das jetzt auszufallen. Was soll das für ein Gott sein, in dessen Namen nicht nur Menschen getötet werden, sondern auch vielen anderen die Lebensgrundlage entzogen wird?
