Vollmond zum Abschied?

Wieder einmal dürfen wir in den wenigen Tagen, die wir hier in S. sind, nicht nur unser Dach, sondern darauf auch noch den Vollmond genießen. Diesmal als krönenden Abschluss.
Wer uns schon die ganzen Jahre auf diese Art begleitet, ist unser „Schwärmen“ entweder schon Leid oder er wartet nur darauf, endlich auch mal hier auf dem Dach unterm Sternenhimmel schlafen zu dürfen.🙂 Mit der Organisation einer solchen Reise werden wir aber wohl noch etwas warten müssen…
Ich, Gerlind, habe übrigens in diesen Nächten deutlich besser geschlafen! Danke für eure Gebete und die vielen netten Nachfragen. Vielleicht steige ich (uns) in Leipzig nachts auch mal auf‘s Dach…
Wieder einmal verlassen wir unser Haus und die Geschwister hier und wissen nicht, ob wir wiederkommen werden.
In den letzten Tagen haben uns verschiedene unserer Mitarbeiter vorsichtig angesprochen, dass sie es z.Zt. für zu gefährlich halten, dass wir herkommen.
So etwas zu sagen fällt den extrem gastfreundlichen Maliern sehr schwer, denn sie befürchten, man könnte verstehen, dass man nicht willkommen sei!
Aber wir wissen, dass dies nicht gemeint ist und in diesem Ansprechen Vertrauen in unsere Beziehung und die Sorge um uns zum Ausdruck kommt. Wir hätten diese Einschätzung auch gerne schon früher gehört, aber wir verstehen auch, dass sie so heikle Themen lieber in der persönlichen Begegnung ansprechen. Tja, nun sind wir da bzw. wenn ihr diese Zeilen lest, waren wir da und sind zurück in der Hauptstadt.
In diesen Tagen beginnt eine militärische Offensive gegen Islamisten und Rebellen in Teilen Malis und Nachbarländern. Die Malier erhoffen sich viel davon…
Wie wirbt die Bundeswehr gerade in D. für einen Einsatz in Mali? „Einsatz sagt mehr als tausend Worte“. Dem Satz an sich können wir zustimmen, aber wir wählen einen ganz anderen Rahmen!
Und? Werden wir im März, wenn die nächste Reise ansteht, wieder nach S. reisen?
Das weiss Gott allein und das ist genug.

Nachahmenswert

Gottesdienst in Ségou. Früher war der Anfang der Gottesdienste in Mali eher so eine Art Gleitzeit. Das ist zumindest in den Städten mittlerweile anders: Punkt 9:00 geht es los. Ein paar Musikstücke von Chor und Gemeinde, eine kurze Begrüßung und das Eingangsgebet. Aber natürlich, wie auch in Deutschland, Zuspätkommer gibt es immer. Und da haben sich die Leute in Ségou etwas einfallen lassen: Die, die nach dem Gebet kommen, müssen ein Lied singen! Und so sagt der Leiter nach ca. einer Stunde Gottesdienst, dass doch die „Schuldigen“ bitte aufstehen mögen um frisch improvisiert etwas vorzusingen. Das Ganze ist keine Strafexpedition, sondern wird mit einem gewissen Schmunzeln gestaltet. Und so passiert es dann auch, dass hier und da im Gottesdienstraum Leute aufstehen und miteinander vorsingen. Ob die beim nächsten Mal pünktlich kommen oder lieber schon mal vorsichtshalber etwas einstudieren?

Muss immer alles gelingen?

Es war ein erster Versuch: das traditionelle Saatgut in Mali ist eigentlich für die schlechter werdenden Regenfälle nicht geeignet. Zu lange brauchen die Pflanzen um zur Reife zu gelangen und wenn längere Zeit kein Regen fällt, gehen sie ein – auch wenn sie danach wieder „begossen“ werden. Dabei kann man mittlerweile in Mali ausgewählten Samen kaufen, der resistenter ist und besseren Ertrag bringt. Das sind keine gentechnisch veränderten, sondern kontrollierte und selektionierte Saaten. Dieses Jahr haben unsere Mitarbeiter das Experiment gestartet Bauern zu überzeugen und anzuleiten, damit die Aussaat zu machen und nicht einfach weiter zu machen wie immer. Das Klima verändert sich, da muss sich auch die Landwirtschaft anpassen. Und das Gute an der Sache: Die Ernte kann über mehrere Jahre dazu benutzt werden um sie in der kommenden Regenzeit auszusäen.

Heute sind wir in verschiedene Dörfer gefahren um zu erfahren, wie dieses Pilotprojekt gelaufen ist. Schon im Vorfeld bereiten uns unsere Mitarbeiter darauf vor, dass die Ergebnisse nicht so sind, wie sie es sich gewünscht hatten. Gerne hätten sie uns große Berge an Hirse und Bohnen gezeigt, aber die Situation war anders: Zuerst dauerte es einige Zeit, bis wir wirklich zusagen konnten, dass das Geld für das Projekt zur Verfügung stand und dadurch musste alles schneller gemacht werden als geplant: der Kauf des Saatgutes, die Schulung der Bauern, die Absprachen mit der Dorfbevölkerung, die Verteilung der Saat. Somit fand die Aussaat dann auch später statt als eigentlich geplant. Das wäre alles kein Problem gewesen, aber dann war die Regenzeit außergewöhnlich schlecht und schon Mitte September kam kein Regen mehr. Viel von dem, was gesät wurde, kam nicht zur Reife. Pleite?

Als wir dann in die Dörfer fahren, bin ich überrascht, wie viel doch geworden ist. Ich sehe Bohnen und verschiedene Arten von Hirse mit reifen Körnern. Ein Bauer hat schon die Ernte geteilt und die Saat für nächstes Jahr zur Seite gelegt. Ich frage die Bauern, ob das denn hilfreich wäre mit dem neuen Saatgut, aber das ist für sie keine Frage: auch wenn an vielen Stellen das Wachstum nicht so war wie gewünscht: „Wenn wir mit unserem traditionellen Saatgut hier gesät hätten, dann wäre die Ernte bei dieser schlechten Regenzeit völlig ausgefallen.“

Und ich frage mich, wie denn unsere Mitarbeiter uns „Geldgeber“ in Europa wahrnehmen. Muss immer alles gelingen? Darf man auch experimentieren und dann das Gute behalten und das Schlechte verwerfen? Natürlich ist das schön, wenn man ein Projekt als vollen Erfolg zeigen kann – aber miteinander lernen und sich Mut zu machen, wenn Dinge nicht direkt perfekt laufen, ist das nicht genauso wichtig? Ich jedenfalls bin nicht enttäuscht und freue mich, dass das unserer Partnerorganisation nicht einfach die Flinte ins Korn schmeißen will. Eine „Daumen-hoch-Daumen-runter-Gesellschaft“ ist sicher nicht geeignet Maliern zu Seite zu stehen, wenn sie die Entwicklung ihres Landes vorwärtsbringen wollen.

… weiterleben

2 lange Sitzungstage liegen hinter uns. Sie sind mittlerweile zur Routine geworden: anstrengend aber so wichtig um voneinander zu hören, sich zu verstehen und Gedanken auszutauschen. Und dabei häufig die Sicherheitsfragen: „Es wird von Tag zu Tag schwieriger“, hören wir immer wieder. Ein Dorf im Nigerdelta wurden von Radikalisten eingekesselt und zwei Wochen lang niemand rein- oder rausgelassen. Alkohol, Fußball, Feste… alles wird verboten und gleichzeitig würden Kinder unter Drogen gesetzt, damit sie gefügig das tun, was man von ihnen verlangt. Selbst die Malier, die ursprünglich aus dieser Gegend kommen, trauen sich nicht mehr dorthin. Die staatlichen „Ordnungshüter“ haben dem kaum etwas entgegen zu setzen – all das ist uns nicht neu, aber langsam aber sicher dehnt sich der Einfluss der radikalen Kräfte aus und so wird das Leben Andersgläubiger immer bedrohter. Und doch werfen unsere malischen Geschwister nicht das Handtuch, gestalten weiter ihren Alltag, führen Projekte durch für eine Bevölkerung, die gebeutelt ist von den Krisen im Land – egal welchen Glaubens sie sind und die froh sind über jegliche Hilfe. Und so besuchen wir mal wieder ein Gartenprojekt, wo mit ein paar Brunnen, einem Zaun und geduldiger Anleitung die Möglichkeit geschaffen wird, dass Menschen aus abgelegenen Dörfern sich selbst etwas erwirtschaften können.

Und so ist es unsere Aufgabe, diese Verbindung zu halten, zwischen uns Deutschen, die wir in relativer Sicherheit – sowohl politisch als auch ökonomisch – leben und den Maliern, die davon weit entfernt sind.

Und wie gut das tut, wenn wir nach einer langen Sitzung dann beim Essen sitzen und plötzlich eine ganz andere lockere Atmosphäre entsteht. Da kommt das Thema auf, ob denn ein Mann, wenn er heiratet, zwangsläufig dicker werden muss. Der schlanke junge Arzt vertritt vehement die Meinung, dass das nicht unbedingt der Fall sein muss. Die meisten anderen, verheiratet und gut im Futter, reden dagegen, nach dem Motto: „wir werden ja sehen, wenn Du erst mal so weit bist“. Und dann wird trotz aller sorgenvollen Umstände gelacht, geflachst, sich gegenseitig aufgezogen.

 

„Schatz, ich bin mal eben kurz beim Bäcker…“

Nun ein paar hundert Meter von unserer Wohnung entfernt ist die Bäckerei. Kaum bin ich um die erste Ecke gegangen, komme ich an der Bananenverkäuferin vorbei: Wo denn meine Frau heute sei, ist die nicht mitgekommen? Doch, sie sei zu Hause. Na, dann ist ja alles gut – die „Bananenfrau“ ist zufrieden. Keine 30 Meter weiter ist eine Gruppe von Koranschülern – Kinder, die bettelnd mit einem kleinen Eimer bewaffnet durch die Gegend ziehen. Sie wissen mittlerweile alle, dass ich ihre Sprache, das Peulh, spreche und grüßen mich. Ich frage, wo sie herkommen, wo ihre Eltern denn sind und ob sie hier den Koran lernen. Wir plaudern ein wenig und ich komme beim Bäcker an, grüße kurz den Peuhl, der Äpfel am Straßenrand verkauft und bestelle ein Brot. Der Bäcker, ein Bambara, reagiert sofort, als er hört, dass ich Peulh gesprochen haben: ob ich eigentlich nicht wisse, dass die Peulh die Sklaven der Bambara sind. Und lachend entwickelt sich eine lebhafte Diskussion darüber, ob denn die Bamabara den Peulh oder die Peulh den Bambara überlegen sind. Mein Apfelverkäufer steht mir natürlich zur Seite und so vergehen ein paar Minuten fröhlichen Rumalberns, bis ich mein Brot mitnehmen. Nicht weit entfernt sitzt der Schuster, der vor ein paar Monaten meine Tasche repariert hat. Ich bedanke mich kurz, dass die Arbeit gut war und der Reißverschluss immer noch hält. Da sind wieder ein paar andere Koranschüler und auch wir tauschen ein paar Grußformeln aus. Nicht mehr weit von zu Hause ruft mir ein Mann zu: „Hallo Coulibaly (hier ein häufiger Nachname), wie geht’s?“ Ich gebe zurück, dass ich kein Coulibaly sei, sondern ein Sidibé – eindeutig am Namen als Peulh zu erkennen. Darauf sein Nebenmann: er sei auch Peulh, ein Diallo. Ich spreche ihn auf Peulh an und er kann nicht erwidern – spricht die Sprache seiner Ethnie nicht. Na klar, das ist ein gefundenes Fressen: ich beschuldige ihn, ein falscher Peulh zu sein, sein Freund gibt mir recht, er natürlich nicht. Wir nehmen uns gegenseitig auf die Schippe, bis ich dann weitergehe und völlig ohne Zwischenstation die letzten 50 Meter nach Hause schaffe.

Wäre der Weg zum Bäcker länger, könnte man unterwegs leicht verhungern – aber eben nur physisch – nicht jedoch sozial.

Späte Geburt

Boukari arbeitet schon seit vielen vielen Jahren mit der Allianz-Mission in Bamako in verschiedenen Aufgaben. Vor fast 10 Jahren wurde ihm eine Tochter geboren, die sein großer Schatz war. Vorher war er immer auf Achse gewesen, aber nun war sie sein Ein-und-Alles. 3-4 Jahre später kam dann eine zweite Tochter, die leider aufgrund eines Problems bei der Geburt behindert zur Welt kam und auch jetzt mit 6 Jahren nicht alleine laufen und nur wenig sprechen kann. Als seine ältere Tochter 8 Jahre alt war, wurde sie zum Urlaub zur Familie ins Dorf gebracht und bliebt dort eine Zeit lang ohne ihre Eltern. Dort wurde sie krank, die Familie wartet zu lange, bevor sie einen Arzt aufsuchten und als sie die Kleine dann endlich ins Gesundheitszentrum brachten, war es zu spät und sie starb – weit weg von ihren Eltern.

Für viele im Dorf war klar, dass da irgendein Neider die Finger im Spiel hatte und mit okkulten Mächten der Familie geschadet hatte und sie empfahlen Boukari sich an einen „Zauberer“ zu wenden um zu wissen, wer dahintersteckte. Aber trotz allem Schmerz ließ er sich nicht darauf ein, sondern gab seinen Kummer und seine Verzweiflung in Jesu Hände.

Seitdem hofften Boukari und seine Frau auf ein weiteres Kind – aber nichts geschah. Sie wurden einfach nicht schwanger. Und auch da waren bald wieder Ratgeber gefunden: Die erste Tochter gestorben, die zweite behindert und jetzt keine Schwangerschaft mehr, da solle er sich doch von seiner Frau trennen und eine andere suchen. Der Druck ist groß, wenn die eigene Familie solche Gedanken in die Welt setzt, aber Boukari blieb auch jetzt dabei: er trenne sich nicht von seiner Frau, sie wollten aus Gottes Hand nehmen, was er ihnen gab, auch wenn es bei der einen Tochter bliebe.

Und heute – 6 Jahre später – hält er sie in seinen Armen seine gesunde dritte Tochter. „Es ist, als sei meine erste Tochter wieder bei uns, so ähnlich sehen sie sich“. Wir halten den Säugling im Arm, spielen mit seinem zweiten Kind und reden lange miteinander. „Weißt Du, wenn man Gott vertraut, muss man manchmal ziemlich lange warten“, sagt er mir, „aber er vergisst nicht und irgendwann wird dein Vertrauen belohnt.“

Landung

Und da sind wir heil und ohne Zwischenfällt in Bamako angekommen. Zwar sind wir in Paris noch ziemlich ins Rennen gekommen, weil es bis zum Anschlussflug durch alle Kontrollen dann doch zeitlich eng zu werden schien (was sich als Irrtum herausstellte, weil die Maschine nach Bamako auch Verspätung hatte), aber dann lief alles rund und wir sind mitsamt allem Gepäck am Nachmittag hier angekommen.

Und was erwartet uns nun eigentlich bei diesem Besuch?

Da wir diesmal – weil wir ohne Vertretung diesmal die Praxis nicht so lange „allein“ lassen können – nur zwei Wochen hier sein werden, haben wir nicht so viel Spielraum wie sonst. Natürlich wollen wir die neue I-ni-sini-Schule sehen und Fotos und Filmchen dort machen, damit die Kids in Deutschland noch mehr zu sehen bekommen von dem, was da entsteht. Dann sind da die schon Routine gewordenen Treffen mit Vertretern der Kirche und der Hilfsorganisation, Projektbesichtigungen, Planungen, in Gottesdiensten predigen etc. In einigen Tagen wird sich auch noch ein längst im (zumindest offiziellen) Ruhestand befindender Tontechniker aus Deutschland hier einfinden, um die Radioarbeit hier zu unterstützen – da wird die eine oder andere Vermittlung auch nötig sein. Und dann wird sich unser Besuch überschneiden mit dem von Christiane und Alfred Meier, die auch für einige Wochen wieder in Mali sind – besonders um an der theologischen Hochschule zu unterrichten.

Es wird also ein munteres Treiben werden. Heute haben wir uns beschränkt auf ankommen, auspacken, ein bisschen mit alten Freunden schon mal Kontakt aufnehmen und gleich früh ins Bett gehen, denn auch wenn es bei Euch schon 22:00 ist, haben wir es erst 20:00. Nur wenn ihr heute nacht die Uhr umstellt, kommen wir uns wieder näher.

 

Kennen wir schon – hilft aber nicht

Wir sitzen im Zug nach Frankfurt um morgen in aller Frühe nach Mali zu fliegen. Und wieder einmal ist der Start so kräftezehrend, dass wir uns eigentlich eher ein ruhiges Wochenende Zuhause vorstellen könnten: Bis gestern Abend waren wir noch in der Praxis und – irgendwie kommt uns das bekannt vor – fällt das Faxgerät aus (in Arztpraxen läuft noch sehr viel über Fax: Laborbefunde, Arztbriefe, Rezeptbestellungen…). Wir wurschteln uns durch und telefonieren lange mit der (übrigens sehr hilfsbereiten!) Telekom. Nach zeitraubendem Suchen wird dann tatsächlich der Fehler gefunden und ein Techniker behebt ihn heute vor Ort. Leider geht dann genau ein Fax durch – dann ist wieder alles wie zuvor. Na gut, jetzt ist die Praxis zu, müssen wir uns später drum kümmern…

Pünktlich um 6 stehe ich dann heute auf und will als erstes den check-in für den Flug machen. Aber, nanu, da sind beide Plätze auf meinen Namen gebucht. Irgendwo muss ich da bei der Buchung was übersehen haben. Der Telefonservice macht erst um 8 auf. Also 2 Stunden Adrenalin frühstücken. Dann der Anruf bei Air France: Namen ändern geht nicht – nur stornieren und neu buchen. Dadurch wird der Flug wesentlich teurer aber immerhin: ich kann meine Frau und muss nicht mein Double mitnehmen…

Bahnselfi

Dazu kommt, dass Gerlind seit Wochen nachts lange wach liegt und so am Tag müde ist – was dann aber die Wachphase in der nächsten Nacht wenig beeindruckt. Was ist das jetzt alles? Eigene Dummheit? Zu viel Anspannung? Anfechtung? Von allem etwas? Wie dem auch sei: jetzt fliegen wir fröhlich nach Mali, erwarten, dass Jesus die 2 Wochen dort gebraucht, damit in diesem krisengeschüttelten Land Sein Reich kommt!

Aber bei all dem fast schon üblichen Abschiedschaos noch eine sehr erfreuliche Meldung:

Am vergangenen Montag haben wir einen ärztlichen Kollegen als Mitstreiter für unsere Praxis gewinnen können, der uns ab Januar unterstützt und wir so hoffentlich wieder mehr Zeit und Kraft für die Arbeit in Mali haben werden (die Zeit unseres bisherigen Weiterbildungsassistenten war im September rum). Da er schon Facharzt ist können wir uns die Arbeit besser aufteilen und ich kann ohne andere Vertretung nach Mali fliegen und muss die Praxis nicht schließen.

… wäre schön, wenn Eure Gebete, Mails, Gedanken, Anregungen uns wieder begleiten würden.

12 Tage Dschungelcamp

Hut abHut ab, Herr Direktor! 12 Tage waren wir nun zusammen – meist Tag und Nacht; haben gemeinsam zugehört, diskutiert, gepredigt, übersetzt, diplomatische Grußworte gesprochen, Open-Air-Clo geteilt, mit den Händen gegessen, Omelett am Straßenrand mit Instantkaffee verschlungen, 1.000 Hände geschüttelt, im Schweiß gebadet, in praller Sonne Gartenbauprojekte besichtigt, die Klimaanlage im Auto genossen, rumgeblödelt, im Geiste ein Unternehmen gegründet, Ideen gesponnen, die Ordensschwestern im katholischen Gästehaus gebeten den WLAN-Zugang rauszurücken und den Kühlschrank kälter zu stellen (obwohl – das hast Du ja ganz alleine geschafft) …

Du hast hart gekämpft mit dem meist nicht vorhandenen Internet, dem Moskitonetz, dem Ventilator, Rasierender Tatsache, dass es heute noch Schlafanzughosen gibt (ein Insider), manchmal auch mit der malischen Kultur. Du hast Ingwersirup getrunken mit einem Gesicht, das Bände sprach, dafür aber den malischen Tee, bei dem sich die Mundschleimhäute zusammenziehen, genossen.

Du hast deinen aktiven Wortschatz in Französisch ver-7-facht (statt nur „Bonjour“ jetzt auch „merci beaucoup, bonne nuit, je m’appelle…“)

Das war schon nicht ohne, so dicht miteinander unterwegs zu sein – keine Fluchtmöglichkeiten und ständig im Hinterkopf die prekäre Sicherheitssituation. Und so haben wir uns kennenlernen können auf eine Art und Weise, wie es sonst wohl nie möglich gewesen wäre. Das ist eine super Basis für unseren weiteren gemeinsamen Weg für Mali! Hut ab, Herr Direktor!

 

P.S.: Und wer den gestrigen Beitrag ernst genommen hat, der sollte doch einmal das Datum genauer betrachten. Und wer heimlich bei Spiegel-online oder Google geschaut hat, ob da nicht doch was dran ist, der fühle sich jetzt erwischt!

zurück in Bamako

Nach einer Woche im Norden sind wir heute wieder gut in Bamako angekommen. Es war gut, dass wir diese Zeit mit den Mitarbeitern in Norden hatten, so dass Thomas diese Arbeit auch vor Ort kennen lernen konnte. Für uns eine große Überraschung ist, dass Mali offensichtlich vor 2 Tagen bei der EU eine Art Aufnahmeantrag gestellt hat. Scheinbar ist hier so etwas wie ein Sonderstatus nach dem Vorbild der Türkei im Gespräch. Das eröffnet uns natürlich als deutsche Missionsgesellschaft noch mal ganz neue Perspektiven. Nach dem, was wir hier in Erfahrung bringen konnten, haben die Gespräche darüber schon bei dem letzten Besuch von Frau Merkel in Mali angefangen, aber sollten zunächst noch geheim gehalten werden. Das verstärkte Engagement der deutschen Bundeswehr im Norden Malis hat wohl auch eine Rolle bei diesen Überlegungen gespielt. Man vermutet hier auch, dass Mali die Verhandlungen diesbezüglich vor allem über Deutschland laufen lässt, weil sie Sorge vor den Einflüssen der französischen Rechten haben und so die traditionellen Kontakte mit der ehemaligen Kolonialmacht in Frage gestellt sind. Verblüfft sind wir besonders darüber, dass wir bei unserem Gespräch vor 10 Tagen mit den deutschen Botschafter nichts darüber erfahren haben. Vermutlich wollte man wohl erst dann in die Öffentlichkeit gehen, wenn die Vorverhandlungen aussichtsreich über die Bühne gegangen sind. Was das jetzt in Bezug auf die Einreisemöglichkeiten für Malier nach Deutschland bedeuten könnte, können wir auch noch nicht sagen. Aber für unser Arbeiten hier könnte das natürlich viel vereinfachen, denn gerade die Kunstgewerbegegenstände für das I ni sini-Projekt könnten dann wohl völlig problemlos eingeführt werden. Also, wir sind sehr gespannt, wie sich das entwickelt und melden uns dann wohl das nächste Mal von Deutschland aus.