Schmecket und seht, wie freundlich der Herr ist!

… eigentlich müsst das „schmecket und riechet“ heißen – zumindest, wenn man nach Mali kommt. (Und damit meine ich nicht die Bordkantine im Flieger…) Auch wenn ich keinen guten Geruchssinn habe: wenn ich malischen Boden betrete, dann ist das eins der Dinge, die ein Stück Zuhause vermitteln: die Gerüche und der Geschmack, die mir mehr als mit allen anderen Sinnen zu verstehen geben: ja, ich bin wieder in Mali. Natürlich sind vieles auch keine Wohlgerüche, aber vertraut, bunt gemischt: Staub, Essen, Schweiß, das frisch gebackene Baguette, Abgase, Früchte, Gewürze, Holzfeuer… ich weiß nicht, was noch alles sonst. Und ohne Zweifel muss ich natürlich am ersten Abend irgendetwas essen, was nach Mali schmeckt; heute gegrillter Fisch vom Straßengrill.

Wenn mich liebe Menschen in meiner Praxis in den letzten Tagen verabschiedet haben, sagte so Mancher „schönen Urlaub“ – und ich war immer bemüht zu erklären, dass das hier kein Urlaub ist. Aber wenn ich dann so durch die Straßen gehe, rieche, schmecke, sehe, höre, dann ist nicht zu leugnen, dass es auch was von Urlaub hat…

Ich freue mich, dass ich mit Euch die nächsten 3 Wochen in Kontakt sein kann und wir manches teilen können, von dem, was hier in Mali – aber auch von dem was bei Euch in Deutschland und anderswo passiert.

FATMES

Da sitzen 11 Studenten im Klassenraum. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen evangelischen Kirchen. Sie gehören zu verschiedenen Ethnien: Dogon, Bobos, sogar ein Peulh ist dabei – unter ihnen gibt es kaum Christen. Männer natürlich – aber auch 2 Frauen studieren hier. Es ist 18:30, die Sonne ist untergegangen. 2 Ventilatoren rühren die immer noch heiße Luft um. Im Hintergrund (manchmal auch im Vordergrund) bearbeitet ein Handwerker mit einer Flex ein Stück Eisen. Dann ruft ein Muezzin zum Gebet. Geräusche und Lärm überall, aber Fenster schließen kommt bei der Wärme nicht in Frage. Und hier sitzen interessierte Christen; alle haben im Laufe des Tages schon viel gearbeitet: manche sind Pastoren und bilden sich jetzt, nach einem Arbeitstag in ihrer Kirche, in Theologie und Missiologie weiter. Andere haben einen „ganz normalen“ Beruf und wollen mehr wissen, um in ihren Kirchen effektiver mitarbeiten zu können. Einer der Studenten muss zwischendurch mal raus seine kleine Tochter abholen, die jetzt auf seinem Schoß sitzt, während er weiter lernt… Im Kurs geht es um Missionsgeschichte in Afrika und zunächst um die Frage, warum die frühe Kirche zwar die Verfolgung durch die verschiedenen römischen Kaiser durchstehen, in Nordafrika aber nicht dem Islam standhalten konnte. Später entwickelt sich eine lebhafte Diskussion über Kolonialismus, Sklaverei und wie das Evangelium nach Afrika südlich der Sahara gekommen ist. Alfred ist einer der Dozenten und kommt zweimal im Jahr hierhin nach Bamako, um im Block die Kurse zu geben. Zahlreiche andere Lehrer, vorwiegende aus Mali, unterrichten hier – bis auf den Dekan niemand hauptberuflich und jeder mit seinem Spezialgebiet.

So etwas wie die FATMES gibt es im frankophonen Bereich nicht mehr in West-Afrika. In der Regel sind die theologischen Ausbildungsstätten von einer einzelnen Denomination geleitet und sie lassen – mal mehr mal weniger – andere Studenten zu. Die FATMES ist eine theologische Schule, die von einem Zusammenschluss ganz verschiedener evangelischer Kirchen getragen wird. Was für ein Reichtum und wie viel hilfreicher, die spärlichen Mittel für eine breite Basis der Christen einzusetzen und nicht jeden sein Süppchen kochen zu lassen.

Mittlerweile hat die FATMES ein großes ansehnliches Gebäude im Zentrum der Hauptstadt. Der Traum ist, dass irgendwann auch aus den französischsprachigen Nachbarländern Studenten hier zum Studium hinkommen und damit den Reichtum des Austauschs noch vergrößern.

 

Dass wir das noch erleben dürfen…

Als vor über 4 Jahren die malische Hilfsorganisation ACDM aus der deutschen „Stiftung AGAPE“ hervorging, war klar: nach drei Jahren kann der Vereinsstatus nach malischer Gesetzgebung verändert werden und die ACDM zu einer staatlich anerkannten „NGO“, einer Nicht-Regierungs-organisation, werden. Als solche wird man von potentiellen Geldgebern als deutlich seriöser wahrgenommen, kann für eingeführtes Material Steuerbefreiung bewirken usw. Also begannen unsere Freunde nach 3 Jahren mit der Erarbeitung der Dokumente und den verschiedenen administrativen Wegen. Und damit begann das Ziehen und Zerren, das Hin- und Herschicken, das Neuschreiben der Anträge, das Korrigieren und Verbessern… Bestimmt 10x fuhren die leitenden Mitarbeiter die 650 km vom nordöstlichen Sévaré in die Hauptstadt Bamako und wieder zurück (das sind 13.000 km!!!), um die zuständigen Stellen aufzusuchen. Immer wieder baten sie uns mit ihnen dafür zu beten. Also ich vor 8 Monaten hier war, hieß es: „Alles so gut wie fertig, es fehlt nur noch die Unterschrift des Ministers“. Und wieder zog sich der ganze Prozess, wieder schaltete sich jemand anderes ein, wieder mussten alle Dokumente umgeschrieben werden… Mit der Zeit hörte Daniel, der Leiter der ACDM, immer öfter von Organisationen, die im Laufe dieses Prozesses das Handtuch geworfen hatten und lieber beim Status „Verein“ geblieben sind. Aber sie kämpften und beteten weiter. Dann rief gestern, als wie zusammensaßen und Projektanträge bearbeiteten, eine Sekretärin an und sagte, der Minister habe unterschrieben. Also machten wir uns heute auf den Weg und tatsächlich konnten wir die Urkunde in Empfang nehmen. Zwar hatte der Minister nur ein Exemplar unterschrieben und wir wurden daher noch zu einem Kopierladen 5 km weitergeschickt, um eine Farbkopie zu machen, die dann beim Amt blieb 😊, aber dann hielt Daniel das hart umkämpfte Dokument in Händen. Wir feierten mit ein bisschen Grillfleisch und dankten Gott für seine Hilfe! Und ich freue mich besonders, dass ich bei diesem wichtigen Ereignis (das kann man aus deutscher Sicht vermutlich gar nicht nachvollziehen) mit dabei sein konnte.

Fliegender Wechsel mit wechselndem Flieger

Und nun sind sie weg, die Damen – nichts mehr mit „der Weiße hat drei Frauen“… In der Nacht von Freitag auf Samstag sind Gerlind, Christine und Claudia zurück nach Deutschland geflogen und haben mich noch für eine Woche hier in Mali gelassen. Wir hatten eine gute Zeit miteinander – das war ja auch spannend, denn so intensiv miteinander unterwegs zu sein kann ja auch ins Auge gehen. Die Tage waren gut gefüllt mit etlichen Besuchen (jetzt kann ich aber auch keine Schulen mehr sehen… 😊) und Gesprächen und wir sind alle 4 gesund geblieben, wofür wir Gott sehr dankbar sind. Jetzt geht es in das letzte Jahr I-ni-sini-Projekt und wir haben mit unseren malischen Freunden besprochen, was wir wann noch mit dem eingehenden Geld durchführen können: ein paar Kinderspielplatzgeräte  auf dem Schulgelände (natürlich alles Hand-made in Mali), eine Mauer um das Schulgrundstück in San und dann, wenn die ersten Jahre gut laufen, den zweiten Bauabschnitt der Schule in San. … und die Frage, was an Starthilfe für die laufenden Kosten nötig ist, bis der Schulbetrieb einmal richtig läuft. Also, es wird weiter Geld gebraucht.

Gottesdiest in Bougouda

Und heute, nach einem schönen Dorfgottesdient in Bougouda, habe ich dann Ehepaar Meier am Flughafen abgeholt (3 Wochen Mali und 5 x am Flughafen – hatte ich so auch noch nicht). Sie werden nun in den nächsten Wochen in Mali sein und Alfred vor allem an der FATMES, der theologischen Ausbildungsstätte in Bamako, unterrichten. So haben wir noch eine Woche gemeinsam, können manche Dinge gemeinsam unternehmen und uns über vieles austauschen. … und ich bin dann auch nicht so allein 😊.

Wenigstens ein bisschen Dorf

Zwischenhalt in Ségou, bevor es zurück nach Bamako ging und erneut wird uns bewusst, wie laut und versmogt die Hauptstadt ist, denn hier kann man Sterne sehen, es weht ein leichter angenehmer Wind und man hört nichts als ein paar Tiere und Stimmen und nicht den ganzen Straßenlärm. Eine Wohltat! Und so kommen wir am nächsten Morgen tatsächlich zu ein bisschen Tourismus: ein freundlicher Fischer macht einen Ausflug mit uns in seinem Boot auf dem Niger. Wir haben mit ihm eine Stunde vereinbart und da hat er die gute Idee uns zu einem Fischerdorf am anderen Ufer zu fahren und dort ein bisschen durchs Dorf zu schlendern und den Dorfchef zu grüßen. So bekommt er spielend eine halbe Stunde rum und spart dabei Sprit für sein Motorboot! Guter Trick – aber wir haben’s gemerkt und motivieren ihn, doch noch den Niger ein bisschen flussaufwärts zu fahren. Aber so kommt Claudia wenigstens dazu, doch noch ein bisschen Dorfleben und nicht nur die größeren Städte zu sehen. Und auch mir tut es gut, das Stadtleben zu unterbrechen: die Kinder, die im Wasser spielen, kleine Fische, die zum Dörren und Räuchern auf den Öfen liegen, diese Mischung der Gerüche aus Staub, Dung  und Trockenfisch – viele Jahre war das ein häufiger Begleiter meines Lebens hier, wenn ich mit dem Motorrad durch die Dörfer gefahren bin und die Krankenstationen besucht habe. Dorfleben in Mali – das ist so anders als die Hauptstadt, soviel vertrauter!

Zurück in Bamako geht es am nächsten Tag mit einem Sitzungsmarathon weiter: von morgens bis nachmittags sitzen wir mit den Verantwortlichen des Schulkomitees der Kirche zusammen, tauschen Erfahrungen und Beobachtungen aus, sprechen miteinander über Probleme und planen, wie das Schulprojekt weiter laufen kann. Wir sind froh über die Fachkompetenz, die die Mitglieder dieses Teams mitbringen, da zwei von ihnen Lehrer sind, die schon eine Menge Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen gemacht haben.

Nachmittags besuchen wir Marthe, das junge Mädchen, das beim letzten Besuch netterweise für Fotos für einen Artikel in der Kinderzeitschrift „Kläxx“ zur Verfügung stand. Heute bringen wir ihr ein Exemplar dieser Zeitschrift und sowohl für Marthe als auch für Claudia und Christine ist die Situation ein bisschen unwirklich: die eine sitzt bei sich zu Hause und blättert in einer Zeitschrift, die über ihr Leben berichtet und die anderen sitzen plötzlich einem Mädchen gegenüber, über das sie geschrieben haben, es aber nur von Fotos kennen.

Und am Abend – wie sollte es anders sein? – wird der Tag mit einer weiteren Sitzung abgerundet – diesmal mit dem Projektkomitee für die Schulen. Unser Besuch soll ja maximal genutzt werden…

Wie kommt man zu einer Frau?

Heute sind wir gemeinsam nach San zur 2. I-ni-sini-Schule gefahren und hatten dabei reichlich Gelegenheit Etienne über die Hochzeitsvorbereitungen und -gepflogenheiten auszuquetschen. Wie geht das hier vor sich, wenn sich ein Mann und eine Frau gefunden haben und heiraten möchten? Bei ihnen funktioniert das so (Etienne und Suzan kommen aus Nachbardörfern):

Der Mann wendet sich an seine Eltern und teilt ihnen seine Wahl mit. Diese informieren jetzt das Leitungskomitee seiner Kirchgemeinde. Hat dieses den Vorschlag für gut befunden, schicken sei zwei Delegierte zur Gemeindeleitung der Kirche der Frau. Auch dort wird gemeinsam beraten und wenn es keine Einwände gibt, wird ein Abgesandter zu den Eltern der Braut geschickt. Natürlich hat diese bis dahin ihre Eltern schon mal inoffiziell eingeweiht, damit sie nicht aus allen Wolken fallen. Nun wird aber die Delegation des Mannes erst mal wieder nach Hause geschickt und darf ca. 2 Wochen später mit dem Brautpreis zurückkommen, um die Antwort abzuholen. Eigentlich ganz einfach, oder?

Die Kirchen haben hier angesichts der hohen Kosten, die mit einer Hochzeit verbunden sind, die Initiative ergriffen und eine Obergrenze für den Brautpreis festgelegt: mehr als umgerechnet 60 € sind verboten und damit hat der Brautpreis eher symbolischen Charakter. Das erleben wir hier immer wieder, dass Kirchen Grenzen setzen, die gerade die finanziellen Dinge im gesellschaftlichen Zusammenleben betreffen und damit verhindern, dass familiäre Ereignisse (auch z.B. eine Kindersegnung) immer wieder verschoben werden, weil Menschen sich unter einem gesellschaftlichen Druck fühlen und ihnen dann die finanziellen Mittel fehlen oder sie sich verschulden müssten.

Trotzdem ist natürlich eine große Hochzeitsfeier mit vielen Gästen sehr kostspielig und kann gut und gerne mal ein halbes Jahresgehalt schlucken. Wie gut aber, dass es da den großen Bruder und den wohlhabenden Onkel gibt, die dann gerne mithelfen…

Im Busch von Bamako

Gottesdienst in Tanima, erst durch den zum Glück am Sonntagmorgen nicht ganz so dichten Verkehr aus Bamako raus und dann am Kanal entlang über eine löchrige Piste. Ein Pastor hat mir erklärt, wie ich dorthin komme, aber es ist immer wieder ein Abenteuer, bis man den richtigen Weg gefunden hat. Für 50 km braucht man ca. 1,5 Stunden. Aber es ist immer wieder nett so durch die Landschaft zu fahren, links die Reisfelder, rechts der Kanal. Heute ist Waschtag – da scheint wohl der Sonntag keine Rolle zu spielen. In Tanima angekommen finde ich ein Lehmhaus vor, was den Gottesdienstraum darstellt. Stück für Stück kommen die Christen – die Kirche liegt etwas außerhalb des eigentlichen Dorfes. Ca. 20 Erwachsene, 15 Jugendliche und 25 Kinder versammeln sich heute. Die Gemeinde ist kleiner geworden. Vor einem Jahr kam ein „freischaffender Gemeindegründer“ ins Dorf und zog scheinbar mit fragwürdigen Versprechen ein paar Gemeindemitglieder ab. Bei einer so kleinen Kirche in einem islamischen Dorf war das ein ziemlicher Schlag und sicher kein gutes Zeugnis für die Dorfbewohner. Man wundert sich, dass es hier, in einer so abgelegenen Gegend in der Nähe Bamakos auch sowas wie Mitgliederklau gibt. Jetzt finden zwei Gottesdienste nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt statt. Trotzdem wird fröhlich gefeiert und nach gut 2 Stunden setzen wir uns draußen unters Strohdach und unterhalten uns. Wie schön: jeden Sonntag treffen sich die Gemeindemitglieder bei einer Familie zu Hause, Essen wird mitgebracht und alle bleiben bis zum Nachmittag um zu reden und sich gemeinsam von der Woche auszuruhen – „bring and share“ auf malisch, nicht Salate und Frikadellen, sondern Reis mit diversen Saucen. Heute machen wir das, vermutlich weil sie nicht wussten, ob ich bleiben wollte, am Gemeindehaus. Einfach gemütlich! Der Pastor erzählt mir ein bisschen über die Situation im Dorf, dann lerne ich aus Spaß daran die Wochentage auf Bambara und die Anwesenden amüsieren sich köstlich über meine Versuche alles sachgerecht auszusprechen. Tanima – eine winzige Gemeinde irgendwo am Rande von Bamako – wer nimmt die paar Leutchen schon wahr? Und doch ein Teil der weltweiten Gemeinde Jesu, der „Braut Christi“.

 

Yes! Wir haben gewonnen; mit 43% ist I-ni-sini auf Rang eins gelandet und ein paar Tausend Euro gehen nach Mali für’s Schulprojekt. Vielen Dank allen, die mitgemacht haben!!

Etienne und Suzan

Das Paar mit den Trauzeugen

Endlich soweit: alle Vorbereitungen waren abgeschlossen und ca. 600 Gäste kamen zur Hochzeit von Etienne und Suzan. Pünktlich um 10 Uhr fuhr das Hochzeitsauto vor und kurz darauf zog das frisch vermählte Paar (beim Standesamt waren sie kurz vorher) durch einen Torbogen aus weißen und rosa (!!) Luftballons in die Kirche ein. Auch wir hatten uns schick gemacht, was zwangsläufig dazu führte, dass wir während des 3 Stunden dauernden

Zuschauer am Fenster

Gottesdienstes reichlich schwitzen mussten. Chorlieder mit Tanz, Gebet, Predigt, Segnung… eigentlich bis auf den Tanz alles wie in Deutschland nur viiiel lauter, viiiel länger und viiiel temperamentvoller. Wir vier waren die einzigen Bleichgesichter und durften heute mal einfach dabei sein ohne eine bestimmte Aufgabe zu haben. Zwischendurch fiel immer mal der Strom aus und damit auch das Mikro, was bei 600 Leuten nicht ganz einfach ist. Ein älterer Herr sollte die Familie vorstellen und erzählte dabei eine lang ausgedehnte Geschichte, die, wie wir nachher erfuhren, wohl schon alle kannten – auch in Mali halten sich die

gemütliches Beisammensein

Grußwortgeber nicht immer an die Vorgaben… Danach saßen alle im Hof, warteten auf das Essen, tranken Tee und plauderten. Als dann alle satt waren, ging es weiter mit Musik und Tanz (u.a. die für uns schwer zu durchschauende Schrittfolge verhinderte, dass wir mittanzten). Um kurz vor 16:00 verabschiedeten wir uns dann. Ein bisschen groggy sind wir, aber haben uns auch sehr gefreut, dass wir die Gelegenheit hatten dabei zu sein.

alle zusammen

Und nun noch eine Bitte an Euch: Das Unternehmen 57Wasser spendet immer mal an ein Sozialprojekt Geld und an welches das geht, dazu wird im Internet abgestimmt. Diesmal stehen ca. 7.500 Euro an und wir hoffen, dass es an das Schulprojekt „I-ni-sini“ geht. Dafür brauchen wir Eure Hilfe: bitte stimmt doch mit ab (braucht vielleicht 2 Minuten Zeit), bittet Freunde das auch zu tun und macht ggf. auch Werbung dafür in Euren Gemeinden, Schulen, Arbeitsplätzen! Das Ganze geht nur noch bis morgen um 18:00. Hier der Link zur Abstimmung:

http://www.57wasser.de/Abstimmung/

 

Was bleibt ist die Erinnerung

Als wir noch in Mali lebten, kam es ja immer mal wieder vor, dass Besuch zu uns nach Sévaré kam. Die Ankunft von „frische Weißen“, das war für die Ketten-, Decken- Kunstgewerbeverkäufer immer ein Moment, in dem die Augen zu leuchten begannen: Die haben Geld in den Taschen und meist wenig Ahnung von den Preisen. Also: gute Chance auf reichlich Verdienst. Und ebenso groß wie die Vorfreude war dann die Enttäuschung, wenn ich ihnen sagte, das seien meine Freunde und sie sollten sich unterstehen ihnen horrende Preise abzunehmen. Ich passte auf – das vermasselte das Geschäft. Dann kam es eines Tages dazu, dass ich einen Touristen, der mit einem Campingbus nach Mali gekommen war und dort eine Art Schlaganfall bekam, notfallmäßig evakuieren lassen musste. Spät am Abend kam ein Rettungsflugzeug mit Arzt, Piloten, Bordpersonal, das ihn nach Europa zurück brachte. Nur durften sie nicht direkt zurückfliegen, sondern mussten eine Nacht pausieren und übernachteten in einem nahen gelegenen Hotel. Und natürlich waren die Ketten-, Decken, Kunstgewerbeverkäufer zur Stelle und hofften auf Gewinn. Diesmal bekamen sie von mir andere Informationen: „Hört zu, ich habe euch immer gesagt, ihr sollt faire Preise machen, aber heute ist das anders: Die Leute hier kommen aus Deutschland, haben alle richtig viel Geld, kennen die Preise nicht und wollen ihren Frauen und Freundinnen sicher etwas mit nach Hause bringen. Also: verkauft was ihr könnt und ich werde nichts sagen, egal was für Preise ihr nehmt…“ Noch Monate später wurde ich von ihnen mit strahlendem Gesicht und hochgestreckten Daumen begrüßt und dem Notfallteam hat es sicher nicht geschadet.

Warum ich diese Geschichte erzähle? Vorgestern traf ich einen Ketten- … na Ihr wisst schon- Verkäufer hier in Bamako und sofort sprach er mich an, erkannte mich und wusste, dass ich in Sévaré gewohnt hatte. Ich selbst kannte vielleicht vage das Gesicht (die Geschichte ist mindestens 15 Jahre her). Als ich darüber meine Verwunderung ausdrückte, sagte er, jemanden, der ihm etwas so Gutes getan hätte, könne er doch nicht vergessen. Ob er damals im Hotel dabei war? Vermutlich, denn ansonsten hätte ich keine Erklärung für seine Begeisterung. …nur eigentlich hätte ich mir gewünscht, hier wegen anderer Dinge in Erinnerung geblieben zu sein – desillusionierend! Aber natürlich, wenn Menschen täglich von der Hand in den Mund leben, dann ist eine solche „Sondereinnahme“ schon etwas, das ihnen im Gedächtnis bleibt.

Natürlich ein Schulbesuch

Niamana, 25 km weg vom Zentrum, Schule Nr. 1 des I-ni-sini-Projektes. Etienne – 2 Tage vor seiner Hochzeit – fährt mit uns dorthin. Für uns das dritte Mal, dass wir seit Eröffnung dort sind. Für Christine und Claudia das erste Mal. Endlich werden die Fotos und Filmclips lebendig, kann man das Kindergeschrei nicht nur über Laptoplautsprecher hören, kann man den Schülern und Lehrern die Hände schütteln, riecht man den Staub und den Schweiß, erlebt den Unterricht im Klassenzimmer und nicht am Computer im Büro. Mali life/I-ni-sini life. Und auch unsere Pädagoginnen freuen sich am Lerneifer der Schüler, an der fröhlichen Atmosphäre und an dem liebevollen Engagement der Lehrer. Mittlerweile hat die Schule

2 Klassen und 45 Schüler. Langsam aber sicher geht es vorwärts – nicht nur was die Gebäude angeht. 3 Schüler haben aus einer anderen Schule in die zweite Klasse gewechselt und haben noch Mühe mitzukommen. Ein anderer Schüler wechselte von der 4. in „unsere“ 2. Klasse, weil seine Mutter von der Schule so begeistert ist. Lobeshymnen – soll man das alles glauben. Ich frage einen Vater, der sein Kind wegen eines Arztbesuches zu spät zur Schule bringt und er bestätigt mir, was ich bisher gehört habe. Und es ist ja genau das, was uns am Herzen liegt: dass die Kids in positiver Atmosphäre und in angemessener Klassengröße lernen können und dabei auch noch Spaß haben – und den haben sie tatsächlich, das lässt sich nicht leugnen. Der Spaßfaktor steigert sich natürlich gewaltig, als wir die Geschenke rausholten: ein Schwungtuch und einen Ball, da sind sie nach der Pause kaum mehr in die Klassen zu bekommen und fast macht es den Eindruck, auch Herr Dolo, der Lehrer der ersten Klasse, hat mächtig Freude daran…

Danach besuchten wir Josué, Krankenpfleger und schon seit vielen Jahren Mitarbeiter in unserer Hilfsorganisation. Er sollte versetzt werden für ein Pilotprojekt in einem neuen Einsatzgebiet, wo wir als Kirche und Hilfsorganisation tätig werden wollen – nach Bassian. Einen Tag vor seinem Umzug erlitt er einen Herzinfarkt und wurde notfallmäßig ins Krankenhaus gebracht. Der Arzt, der den Herzultraschall machte, habe aufgeschrien und gesagt: „Jetzt liegt dein Leben wirklich nur noch in Gottes Hand!“ (Er hatte wohl nie einen Kurs zur Übermittlung schlechter Nachrichten an Patienten gemacht…) Aber gerade da war das Leben von Josué gut aufgehoben, denn er konnte nach viel Gebet in malischen (und auch deutschen) Gemeinden nach einer Woche das Krankenhaus wieder verlassen, ist Zuhause und versucht langsam wieder Kraft und Ausdauer zu gewinnen. Wir beten für ihn, schlagen höflich die freundliche Essenseinladung ab und „schicken“ Etienne nach Hause, damit er endlich Zeit für die Hochzeitsvorbereitungen hat.